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Das Nachhol-Schwein für Februar



Eigentlich schreibe ich meine Blogposts allesamt sehr kurzfristig, weil lange Planung immer in die Hose geht. Tja, und schreibe ich sie doch mal mit ein paar Tagen Vorlauf, geht auch das prompt in die Hose ;-) So geschehen mit den Schweinderln im Monat Februar. Sooo früh war ich gar nicht dran, aber immerhin zu früh. Denn erst am letzten Februarwochenende tauchte es auf wie der Phönix aus der Asche: Vero. Der einzig wahre Nachfolger von Instagram. Viel besser, viel cooler, keine Werbung (außer man macht sie selbst) und KEIN doofer, doofer Algorithmus. 

Ok, ich muss mal kurz den Klugscheißer raushängen lassen. Ohne Algorithmus kann kein Computerprogramm funktionieren. So ein Programm besteht quasi aus Algorithmen. Aber gut, DER Algorithmus vom bösen, bösen Instagram ist halt ein geflügeltes Wort und wir wollen mal nicht päpstlicher als der Papst sein.

Wie auch immer: Vero muss toll sein, wenn man sich den Hype darum ansieht. Alle Blogger, ob groß oder klein, packen gerade die Koffer und ziehen um. Denn Vero ist True Social. Äh ja. Wohl dem, der Grammatik beherrscht, es müsste ja mal truely social heißen. Weil social ein Adjektiv ist. Wieder mal klug geschissen. Um die Benennung hat sich der neue Messias der Insta-Jünger vermutlich selbst gekümmert: Ayman Hariri. Seines Zeichens millardenschwerer ehemaliger Bauunternehmer aus dem Libanon.

Er, das war in den letzten Tagen häufig zu lesen, hat sich so sehr über Instagram und den bösen, bösen Algorithmus geärgert, dass er einfach sein eigenes Instagram gebaut hat Naja, vermutlich hat er bauen lassen. So wie er vorher Großprojekte in Saudi-Arabien bauen ließ. Von philippinischen Arbeitern, die er vergaß zu bezahlen. Und zu füttern. Aber egal, sind ja nur Philipinos. Davon gibt es ganz viele und die sind nicht so wichtig. Herr Hariri hat vermutlich so viel zu tun gehabt, dass er schlichtweg vergessen hat, dass da noch ein paar Tausend Arbeiter waren, die auf Geld warteten und leider, leider auch nicht ausreisen können, weil ihr Arbeitgeber ihre Papiere hatte. Das Unternehmen legte eine Pleite hin und Herr Hariri wurde scheinbar geläutert und ist jetzt ein wirklich guter Mensch, der uns die gute Alternative zum bösen Instagram bringt.

Das ist wirklich total nett. Keine Werbung. Alles wird angezeigt. Nicht jedem, denn man kann seine Follower sogar sortieren! Und eben keine Werbung. Wichtig! Warum auch immer. Verstehe ich noch nicht, denn das Ding wird vermutlich von den Nutzern mit Werbung überflutet, sobald es endlich stabil läuft. Aber zurück zu den edlen Motiven der Gründer.

Der doofe Algorithmus, der hat den Herrn Hariri nämlich genervt. Ok, als die App entstand, gab es den noch gar nicht. Aber das vergessen wir mal ganz schnell wieder. Außerdem wollte er noch mehr, nämlich total wahrhaftiges social media. Ich weiß nicht so genau, ob das die Version ist, in der man eben DOCH die Bügelwäsche oder den Abwaschberg sieht. Oder die Wollmäuse unterm Schrank. Aber wenn man seine Follower in Gruppen einteilt, dann kann man den aller-allerbesten Freunden ja durchaus auch mal sowas zeigen, während der Rest weiterhin die Hochglanz-Version zu sehen kriegt. Ganz schön clever. Ein richtig guter Mensch ist auch der Co-Grüner Scott Birnbaum. Der ist nämlich in Wahrheit eben gar kein Venture Capitalist, sondern eine edle Seele. Weiß man ja, dass Risikokapitalgeber im Grunde Menschenfreunde sind, die wirklich nur das Beste für die Menschheit wollen. Der will die Social Media-Welt auch wieder heil machen, nachdem Instagram da so furchtbar gewütet hat.

Ganz schön clever ist übrigens auch die Marketingstrategie. Die App dümpelte zwei Jahre lang im App Store herum und kaum jemand wollte sie. Und dann dauert es genau ein Wochenende, und die Welt ist begeistert, nachdem ein paar große Influencer das neue Instagram gleichzeitig entdeckt haben. Natürlich handelt es sich dabei um einen reinen Zufall. Nicht dass wer denkt, da wäre eventuell Geld für eine Empfehlung geflossen. Nein, nein. Niemals! Die Welt hatte eben nur Instagram und den bösen Algorithmus satt.

Und auch wenn das Ding wacklig läuft, sich immer noch in der Beta-Phase befindet und die AGBs nur auf Englisch vorliegen (mal ganz ehrlich, da klickt man auf ok und gut, wer liest denn so einen Scheiß?) - die Kunde vom neuen, wahrhaftigen, guten und edlen Instagram-Nachfolger verbreitete sich im Schneeball-System bis in die kleinste Ecke und die Augen wurden groß: Endlich kann man quasi bei Null starten, Follower sammeln und Geld mit Werbung verdienen, wo das doch bei Instagram so schwierig geworden ist! Äh nein, natürlich kann man endlich wahrhaftig social interagieren. Wer wird denn gleich an Geld denken? Wahrhaftigkeit ist angesagt.

Und weil nur die erste Million User den Zutritt bis in alle Ewigkeit gratis bekommt, rennt die Welt los, und zwar schnell. Hey, das ist gratis! Aber eben nur noch eine begrenzte Zeit. Die wollen meine Telefonnummer? Pah, sollen sie haben. Mir doch egal. Was die damit machen? Äh, ja wen interessiert das denn? Die AGBs hab ich nicht gelesen? Ja wozu auch. Inzwischen ist die Million voll, hört man. Aber die Bezahlung ist noch nicht geregelt, also husch, husch! Wer jetzt schnell ist, kriegt das große neue Ding umsonst! Gratis!

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Hat schon Gorbatschow gesagt. Ich bleibe einfach hier sitzen und guck mir an, was aus dem neuen, wahrhaftigen, true social Dienst so wird und lasse mich bestrafen. Wer weiß, vielleicht ist es ja tatsächlich das große Ding. Und Herr Hariri und seine Freunde wollen wirklich nur unser Bestes. Lassen wir uns überraschen. Was der Hype aber definitiv schonmal bewiesen hat, ist die Tatsache, dass Marketing über social media hervorragend funktioniert. Instagram, da kannste noch was lernen :-)

Liebe Grüße
Fran



Kommentare

  1. Moin, Borsti! Treibt Tante Fran dich wieder durchs Dorf? ;)

    Ganz ehrlich: ich hab ja bis heute den Instagram-Hype und die Geschichte mit den Followern noch nicht so richtig kapiert. Einen Account hab ich mir mal angelegt, kann ihn aber nur mit Hilfe eines herablassenden Teenagers wieder aufrufen, wenn ich was damit machen will (was ich seltenst will).

    Was ein Algorithmus eigentlich macht, erschließt sich mir auch nicht. Klingt nach Mathe und da gehen bei mir reflexartig die Jalousien runter.

    Und ich werde jetzt garantiert NICHT zu Vero überlaufen. Mir ist ja die Informationsflut auf Facebook schon so viel zu viel, daß ich da nur noch alle paar Monate mal aufschlage.

    Ich habe meine Foren, ich habe meine Lieblingsblogs - und das reicht.

    Vor allen Dingen, weil ich nicht das Bedürfnis habe, von morgens bis abends alles zu knipsen, was ich anhabe/esse/gerade mache und das auch noch mit launigen Kommentaren zu versehen.

    Also lass ich Borsti allein durchs Dorf sausen und kümmere mich lieber wieder um das Leben, das außerhalb von social media passiert!

    Schönes Wochenende und viele Grüße von Süd nach Nord,
    Betsi-Kuh

    P.S. Das gefleckte Schweinderl ist so süß ♥, ein richtiges "Kuh-Ferkel"!"

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    1. Das Borsti ist ne arme Sau, das wird jeden Monat durchs Dorf getrieben. Und diesmal gleich zweimal hintereinander. Und ja, Algorithmus ist meist Mathe. Gibt es aber auch bei Sprachen. Eigentlich ist ein Algorithmus nur ein Bearbeitungsschema.
      Und keine Ahnung, ob ich jemals zu Vero überlaufe. Ich würde nicht kategorisch ausschließen. Trotzdem ist es nicht doof, sich zu vergewissern, wohin der Zug fährt, bevor man einsteigt ;-)

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  2. Wollen wir's mal so sagen: Ich bin auch dem Rudelzwang erlegen und habe mich bei Vero registriert. Wenn man es nicht ausprobiert, kann man nicht beurteilen, ob es besser ist. Mal abgesehen von dem ganzen Hype darum, der mich nicht interessiert. Das war bei Snapchat damals ähnlich.

    Übrigens muss sich jeder, der sich neu bei Instagram registriert, seit letztem Jahr (nach den Hackerangriffen) auch eine Telefonnummer hinterlegen.

    Also lassen wir das Schwein mal im Dorf und warten ab. Der Löschen-Knopf ist schnell gedrückt. Hast Du ja auch gemacht.

    Liebe Grüße Sabine

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    1. Das stimmt, man sollte nix beurteilen, was man nicht kennt. Deshalb beurteile ich die App an sich auch nicht, die kenne ich nicht. Es kann aber eben nie schaden, ein bisschen hinter die Kulissen zu gucken. Und dass manche Blogger die App als die Schöpfung von Menschen zu feiern, die die enttäuschten Instagramer ganz altruistisch mit einer Gratis-App für ein besseres soziales Leben versorgen, fand ich halt schon ein bisschen uninformiert. Mir ist klar, dass es 99 Prozent der User keinen Deut interessiert, wer dahinter steckt ;-)

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    2. Ich habe bei Instagram nie meine Telefonnummer angegeben. Die wollten die gern, zur 2-Faktor-Authentifizierung. Haben sie aber nie gekriegt.

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  3. Der Zusammenhang des milliardenschweren App-Gründers, der eine total soziale App für die ganzen konsumgebeutelten Social Media-Nutzer da draußen bereitstellt, stieß mir auch als erstes sauer auf. Als zweites rollte ich dezent die Augen über das - wie so oft - lemmingartige kollektive Gerenne zur neuen Super-App. - Aber gut, vielleicht trotte ich ja eines Tages noch geläutert hinterher.

    LG
    Gunda

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    1. Und Zuckerberg? Der hat doch mittlerweile ein Monopol und kümmert sich nicht um Datenschutz.

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    2. Zuckerberg hat nie ein Geheimnis draus gemacht, dass er genau ein Ziel hat: Geld verdienen. Und die Arbeitsbedingungen in seinem Imperium sind vermutlich auch nicht gerade paradiesisch. Aber derart menschenverachtend wie sein Gegenpart, der den Retter der sozialen Medien um der Menschen willen gibt, ist er halt nicht.

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  4. Was für ein Glück, dass du doch noch ein Schwein gefunden hast. Ich reduziere gerade meine Online Zeiten drastisch. Tut mir gut und wird meinem Blog auch nicht wirklich schaden. Und wenn doch, ist das halt so.
    Auf die neue App war ich neugierig, aber die Abmeldung läuft, weil es nur ein zusätzlicher Zeitfresser sein würde. Intensiv recherchiert habe ich vor der Anmeldung nicht, aber das habe ich bei Instagram seinerzeit auch nicht gemacht.
    Keywords, Algorithmus etc. werden halt inzwischen für bestimmte Funktionen verwendet. Sicher nicht immer allumfassend, aber die meisten wissen dann, wovon gesprochen wird. Damit kann ich leben, auch wenn du Recht hast. Aber da trennt sich halt der Hobbynutzer vom Fachmann. Ist in vielen anderen Bereich ähnlich. Die Grippe ist dafür ein tolles Beispiel.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Andrea

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    1. Ja, was wäre das Leben ohne Schinken *grins*
      Intensiv zu recherchieren vor der Anmeldung ist auch nicht meine Standard-Vorgehensweise und das wäre wohl auch ein viel zu hoher Aufwand. Aber viele wirklich große Blogger (und nein, ich meine da jetzt ausdrücklich nicht die kleinen Ü-Irgendwas-Blogs, sondern ganz andere Kaliber) haben in den höchsten Tönen nicht nur über die App, sondern auch über die angeblich so idealistischen Macher geschrieben. DAS gehört gerade gerückt.
      Die Online-Zeiten zu reduzieren ist manchmal nötig. Ohne Facebook und Instagram mag ich das ganz gern - diese kleine "eben mal zwischendurch"-Häppchen entfallen, die sich am Ende eines Tages zu einem Riesenberg summieren und im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass offline keiner mehr mit einem redet, weil man ständig online ist ;-)

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  5. Bei mir hat diese Marketing-Idee leider noch NIE gefunzt . Sorry nichts für mich . Und da hatte ich doch so sehr gehofft das Dein rosa Monatstierchen sich um Unterwäsche dreht ...*gg . Habe wohl noch nie so viel über selbige auf Blogs gelesen als im Februar ;)
    LG und schönes WE für Dich von Heidi

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    1. Oh Gott, Unterwäsche. Nee, die ist in meinem Augen Privatsache. Wer die dringend ans Licht der Öffentlichkeit zerren möchte, soll das tun. Aber wenn man ein Schwein draus macht, fangen womöglich alle damit an. Nee, nee. Lieber nicht. Ich möchte manche Dinge einfach nicht wissen. Wer welche Unterwäsche trägt zum Beispiel.

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    2. Noch mal darauf hinweis ... Heute wieder zwei mal Wäsche gesichtet ... Die Frühjahrs-Sau vom Dorf trägt Unterwäsche ...*gg

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  6. Das Vero-Drama ist mir auch nicht verborgen geblieben. Aber ich habe mich bislang nicht dort angemeldet und werde erst einmal abwarten, denn ich habe keine Lust, zwei Profile zu pflegen. Instagram reicht mir. Und ich habe dort auch überhaupt keine Probleme. Ich bekomme alles angezeigt, natürlich auch Werbung, aber es ist nicht so, dass irgendetwas verborgen bleibt und ich dann hinterher feststelle, dass ich das Foto nicht zu sehen bekommen habe. Ob das nun sofort nach dem posten ist, oder ein paar Stunden später, ist mir so ziemlich egal. Ich like regelmäßig die angezeigten Fotos derjenigen, denen ich folge. Und dabei mache ich eigentlich auch keine große Ausnahme, es sei denn, das Foto gefällt mir wirklich nicht oder die Person postet ein Foto nach dem anderen. Dann entfolge ich, weil mich das nervt.
    Ich kann mir vorstellen, dass man die Bilder von den Personen angezeigt bekommt, die man regelmäßig mit einem Herzchen versieht. Und diejenigen, die man nicht beachtet, treten dann in den Hintergrund. Aber genau weiß ich das nicht und ich finde auch, dass man aus allem eine Wissenschaft machen kann. Diese Jagd nach Followern und dem Wunsch der großen Beachtung kann schon nervig sein. Immer wieder die Berichte, in denen sich Leute beschweren, sie bekämen nicht genug Likes. Jetzt ist das bei Instagram und demnächst gehts dann um Vero....

    Wie auch immer: Ich warte hier erst einmal ab.

    Liebe Grüße
    Sabine

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  7. Ich war entsetzt zu sehen/lesen mit welchen Erwartungen die Blogger an die Sache rangegangen sind! Es war wahnsinnig!
    Vero platziert keine Werbung und sammelt keine Daten. Aha!
    Das ist alles einfach zu schön, um wahr zu sein!
    Ich warte erst einmal ab, was Vero angeht oder ob der Hype auch ganz schnell wieder vorbei ist…
    Liebe Grüße,
    Claudia

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