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Die Pariser Unterwelt - Les catacombes



Ich war in den letzten Jahren - dort wohnenem Schwesterchen sei Dank - ziemlich oft in Paris. Was ich nie geschafft habe, war, mir die Pariser Unterwelt anzusehen. Und ehe Schwesterchen zu neuen Abenteuern vielleicht auf neuen Kontinenten aufbricht, musste dieser Programmpunkt dann beim Besuch im Juni endlich mal abgefeiert werden. Ich bin nämlich einer dieser uncoolen Menschen, die auch die Sehenswürdigkeiten einer Stadt abklappern und sogar ins Museum gehen ;-) So führt mich mein erster Spaziergang in Paris eigentlich immer zum Eiffelturm. Nagut, der ist auch nur zehn Minuten von der Wohnung meiner Schwester entfernt und auf den stößt man quasi zwangsläufig. Und ja, ich war auch schon mehr als einmal oben. Diesmal zog es mich aber eher in die Tiefe als in die Höhe, nämlich in die Katakomben.

Die Häuser des alten Paris bestanden fast ausschließlich aus Kalkstein. Ihr wisst schon, diese wunderbaren, hellen Fassaden. Auch der riesige Louvre besteht aus Kalkstein. Aber woher sollte man all den Kalkstein nehmen, wenn man ihn nicht über viele Kilometer heranschleppen will? Ganz einfach: Aus dem Untergrund. Also entstanden überall in der Stadt Bergwerke, in denen der Kalkstein abgebaut wurde. Ein riesiges Stollennetz von rund 300 Kilometern Länge wurde gebuddelt. Damit stand Paris dann allerdings auf einem riesigen Hohlraum - suboptimal für die Stadt. Denn das eine oder andere Haus konnte auch schonmal absacken oder gleich zusammenberechen, weil der Untergrund es nicht mehr trug. Also beschloss man, die Stollen aufzufüllen. Das wiederum klappte auch nicht so richtig gut und als die Friedhöfe der Stadt gegen Ende des 18. Jahrhunderts dank der wachsenden Bevölkerung und grassierender Seuchen immer voller wurden, nutzte man die unterirdischen Hohlräume, um die Gebeine von den Friedhöfen einfach unterirdisch zu lagern. Die Überreste von mehr als sechs Millionen Toten fanden ihre letzte Ruhestädte im Pariser Untergrund.

Ein kleiner Teil der Katakomben ist heute als Museum hergerichtet. Am Place Denfert-Rochereau findet man den Eingang. Dort geht es über 130 Stufen in die Tiefe und dann ungefähr zwei Kilometer lang durch einen kleinen Teil der Katakomben. Die ehemaligen Steinbrüche interessieren streng genommen kaum jemanden, obwohl sich die Macher der Ausstellung wirklich Mühe mit diversen Schautafeln gegeben haben. Das Ziel der Masse sind die Beinhäuser. Dort sind, sortiert nach Herkunftsfriedhöfen, Tausende von menschlichen Knochen aufgeschichtet. Ich habe solche Beinhäuser schon häufig in Österreich gesehen. In diesem Ausmaß allerdings noch nie. Die Arbeiter, die die Aufgabe hatten, die Knochen aufzuschichten, haben ganze Arbeit geleistet. Es mag etwas morbide anmuten, aber sie haben aus Knochen und Schädeln tatsächlich Muster dekoriert. Jedes Beinhaus ist mit Tafeln versehen, auf denen die Ursprungsfriedhöfe verzeichnet sind - Ordnung muss schließlich auch nach dem Tod sein.

Die Katakomben sind definitiv einen Besuch wert. Nein, es ist dort nicht gruselig. Müffeln  tut es auch nicht. Allerdings ist es relativ kühl da unten. Wer in die Katakomben möchte, sollte also eine Jacke mitbringen. Und viel Geduld. Es dürfen nämlich nicht mehr als 200 Besucher gleichzeitig in den Katakomben sein. Das führt zwar dazu, dass es dort unten nie überfüllt ist, führt aber auch zu langen Wartezeiten. Inzwischen gibt es die Möglichkeit, Eintrittskarten online im Voraus zu kaufen und ohne zu warten hineinzukommen. Wer Interesse hat: Hier

Im Anschluss haben wir noch einen Bummel über den Cimetière Montparnasse gemacht. Der liegt quasi nebenan. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde er, damals noch außerhalb der Stadtgrenzen, angelegt. Heute liegt er quasi mitten in der Stadt. Nennt mich merkwürdig, aber ich bummle gern über Friedhöfe, wenn ich in einer Stadt unterwegs bin. Die sind überall unterschiedlich und ich finde das irre interessant. Der schönste Friedhof, den ich je gesehen habe, ist Highgate Cemetry in London. Ein Teil des Friedhofes, das westliche Areal, ist nur im Rahmen von Führungen zu betreten, weil er vor vielen Jahren aufgegeben wurde und sich in einen echten Urwald verwandelt hat.













So, nun aber raus aus der Unterwelt und rein ins Leben! Ich wünsche Euch einen wunderbaren Tag.

Liebe Grüße

Fran

Kommentare

  1. Über Pariser Friedhöfe bin ich auch schon gebummelt. Sie sind so fotogen und außerdem kann man sich dort gut ausruhen. In die Katakomben bekommen mich jedoch keine 10 Pferde. Ich finde die Totenköpfe gruselig. Aber in Paris gibt's ja genug anderes zu sehen.
    Liebe Grüße
    Sabine

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    1. Gruselig fand ich es dort merkwürdigerweise überhaupt nicht. Man spürt den Respekt, den die Pariser diesem Ort entgegenbringen, sehr deutlich.

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  2. Sehr interessant dieser Post. Paris mal ganz anders. Ich war noch nie dort in den Katakomben, wohl aber in Hallstatt im Beinhaus. Friedhöfe finde ich auch wunderbar zum Besuchen und ruhig werden. Wir haben hier einen sehr alten, da gibts nur Gräber mit liegendem Stein mit Epitaphen, es ist der Johannisfriedhof in Nürnberg und Albrecht Dürer ist auch dort begraben. Ein ganz besonderer Ort.
    Danke für die Mitnahme nach Paris ganz unten!
    Schönen Sonntag wünscht Dir Sieglinde.

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    1. Ich liebe alte Friedhöfe, die haben eine ganz besondere Atmosphäre. Genauso wie die Katakomben.

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  3. oh danke für den bericht! ich finde sowas ja unter kulturgeschichtlichem gesichtspunkt sehr spannend - sprich wie wurde mit dem toten umgegangen und wie tun wir das heute......
    sonntagsgrüsse! xxxx

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    1. Genau das finde ich auch spannend. Jedes Land hat da seine ganz besonderen Riten und Rituale. In Spanien etwa sieht ein Friedhof ganz anders aus als in Deutschland. Bunter. Viel bunter.

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  4. Das hört sich superinteressant an. Gehört hab ich von den Katakomben auch schon, aber mich schrecken ja immer die Besucherschlangen ab, wenn ich irgendwo hin will. Aber das ist genau die Art "Sehenswürdigkeit", die ich mir liebend gerne anschauen würde! Nicht, weil ich eine morbide Ader habe, aber weil es echt mal was anderes ist! Liebe Grüße, Maren

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    1. Die Besucherschlangen sind wirklich lang dort. Da hilft nur, entweder früh genug am Morgen da zu sein oder die Karten online zu kaufen, inklusive Zeitfenster. Wir haben Möglichkeit eins gewählt, weil wir uns das spontan überlegt haben.

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  5. Ohh nein da möchte ich nicht runter. Nicht wegen der Knochen, eher wegen dem Unterirdischen. Da habe ich irgendwie Probleme. Danke dass Du mir das beschrieben hast und auch noch Bilder zeigst. Ein Beinhaus, Kirche in Italien, habe ich auch schon besucht, aber nicht unter der Erde. Friedhöfe sind wirklich klasse, gerade wenn sie alte Gräber haben. Bei uns wird ja eigentlich immer neu beglegt, was ich fürchterlich finde.Da gibts dann keine alten Gräber. Den Highgate in London habe ich bisher noch nicht geschafft, leider.
    Liebe Grüße Tina

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    1. Naja, die Neubelegung muss sein - sonst wird irgendwann der Platz knapp. Ich finde den Gedanken aber irgendwie auch schräg. Alte Friedhöfe sind viel romantischer.

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  6. Cool. Ich kann mich erinnern, in den späten 80ern oder frühen 90ern mal einen Bericht über "Les Cataphiles" im TV gesehen zu haben. Da ging es um Jugendliche, die in die Katokomben eingestiegen sind und dort Parties gefeiert haben. Das war definitiv illegal. Da es aber so viele Zustieggstellen gab, hatte die Polizei Probleme das in den Griff zu bekommen.
    LG Sunny

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    1. Die gibt es auch heute noch. Eine Kollegin meiner Schwester hat einen Film über die Pariser Unterwelt gemacht. Kannst du gucken: https://www.arte.tv/de/videos/063638-002-A/metropolen-von-unten-paris

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  7. Oha. Mensch, ich hätte jetzt fast gleich wieder erschrocken weggeklickt, als mir hier die ganzen Totenschädel entgegen geblickt haben ;-). Aber ich konnte das dann doch nicht, ich musste immerhin sofort interessiert lesen, was Du da alles über die Pariser Unterwelt schreibst. Da durfte ich wieder einiges an Neuem dazulernen - danke dafür, liebe Fran. Ich glaube, ich hätte meine letzte Ruhestätte auch ganz gerne in einer dieser Katakomben unter Paris, das finde ich irgendwie schon stilvoll. Friedhöfe berühren mich auch oft. Ich sehe mir dann die Grabsteine an, überlege, wer das wohl war und denke über den Kreislauf und den Zauber des immer wiederkehrenden Lebens nach.

    Liebe Grüße

    Hasi

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    1. Da wäre ich auf jeden Fall lieber als in irgendeiner Urne ;-) Mir geht es genauso wie dir. Ich liebe es, über Friedhöfe zu wandern und habe dabei genau die gleichen Gedanken.

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  8. Ich gehöre auch zu denen, die immer die Sehenswürdigkeiten abklappern wollen. Gut, nicht alle. Aber die, die ich für sehenswert halte. Und noch schlimmer: Ich halte mich sogar hier sehr gerne dort auf, wo viele Touristen sind. Die sind immer so nett und freundlich. Balsam für meine Großstadtseele. ;D

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    1. Alle Sehenswürdigkeiten klappere ich in der Regel nicht ab, aber ich liebe nun mal Museen, die sich mit Geschichte beschäftigen, Aussichtspunkte und Architektur. Und Oper und Theater müssen auch manchmal sein. Zumindest wenn es eine sehenswerte Oper oder ein tolles Theater gibt.

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  9. Ist schon ein bisschen gruselig, aber ich würde wahrscheinlich auch hingehen. Wer weiß, vielleicht verschlägt es mich mal wieder nach Paris. Dann wäre das sicher einen Besuch wert.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Die Katakomben sind definitiv einen Besuch wert. Aber so viele andere Dinge in Paris auch :-)

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  10. In Paris war ich noch nicht. Habe also keine Totenköpfe gesehen. Interessant fand ich die Kapuzinergruft in Palermo. Da gab es echte Mumien zu sehen.

    Liebe Grüße Sabine

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    1. Echt Mumien? Das merke ich mir :-) Klingt großartig.

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  11. Ich war noch nie in den Katakomben! Die Knochen sind so fein schön angeordnet! Schon ein merkwürdiges Gefühl...Ganz interessant!
    Danke fürs zeigen!
    Liebe Grüße,
    Claudia

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    1. Da gibt es richtige Muster in den Bergen von Knochen. Das ist unglaublich eindrucksvoll, finde ich.

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  12. Ich war noch nie in Paris und ich muss gestehen, ich wusste gar nicht, dass es dort solche Katakomben gibt. Danke fürs zeigen. Ich glaube, irgendwann muss ich auch mal nach Paris.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Ich wusste auch nur durch Zufall davon. War irgendwie an mir vorbeigegangen, das Thema.

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  13. Da hast du ja ein bisschen "Heimvorteil". Wenn man eine Stadt nicht "aufeinmal" entdecken muss würde ich mir auch so einiges ansehen. Toll das du es gemacht hast.
    LG Natascha

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    1. Für den "Heimvorteil" bin ich auch sehr dankbar. Allerdings endet er Ende des Jahres leider.

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  14. Vielen Dank fürs Mitnehmen. Als ich das letzte Mal dort war, war dummerweise schon geschlossen!!! Das ist doch echt herrlich, dass du Zeit für solche schönen Besonderheiten hattest!!! LG Sabina

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    1. Das ist der Vorteil, wenn man eben mal zwischendurch einen Besuch einschieben kann, der im Prinzip nicht mehr kostet als den Flug. Wäre das nicht der Fall, wäre ich nicht halb so oft in Paris, schätze ich. Die Stadt ist toll, aber auch sehr teuer.

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