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Istanbul-Tipps und ein verletzter Basketball-Star



Nachdem wir die in den letzten Wochen hier und hier gängigen Vorurteile abgearbeitet haben, möchte ich Euch heute und am nächsten Sonntag noch einmal nach Istanbul mitnehmen. Vielleicht verabschiedet sich der größenwahnsinnige kleine Mann ja irgendwann und man kann wieder mit einem bessern Gefühl dorthin reisen. Ich drück mal die Daumen ;-)

Wer aus Westeuropa kommt, landet normalerweise am Flughafen Atatürk. Zumindest in den nächsten Jahren. Der dritte Flughafen in Istanbul wird gebaut, aber wir wissen ja alle aus Berlin,  wie lange das dauern kann. Vom Flughafen aus nimmt man entweder ein Taxi, nutzt den Shuttle-Service des Hotels, den es meist für 30 bis 40 Euro gibt, oder man stürzt sich gleich in das Abenteuer ÖPNV in Istanbul. Dafür gibt es am Automaten die Istanbul-Card. 50 Lira, umgerechnet ungefähr 12,50 Euro, und dem Fahrspaß sind kaum Grenzen gesetzt. Man kann zwar auch für jede Fahrt einzeln Wertmarken lösen, aber das ist nicht wirklich empfehlenswert. 50 Lira reichen übrigens für einen durchschnittlichen Kurztrip mehr als aus. U- und Straßenbahn sowie Fähren sind in Istanbul spottbillig. Als Ausgleich gibt es für eine 15-Millionen-Stadt ein unglaublich kleines U-Bahn-Netz. Für touristische Zwecke reicht das aber problemlos aus. Und in der Bahn lernt man ganz schnell ganz viele nette Menschen kennen. Da machen Jugendliche übrigens Platz für ältere Damen ;-) Ich habe überlegt, ob ich protestieren soll. Ich habe dann lieber doch den Sitzplatz genommen *grins*


Unser Hotel: Sehr Bunt. Und sehr zentral.

Wer keine Schnörkel mag, wird sich dort allerdings nicht recht wohlfühlen.

Einmal aus dem Hotel gestolpert hat man dann diese Aussicht :-) 

Unser winziges Hotel lag mitten in der Altstadt (Sultan Ahmed). Wenn man einmal stoperte, stand man auf dem wunderschönen Platz zwischen der blauen Moschee und der Hagia Sophia und wenn man zweimal stolperte, war man im Bazarviertel. Für touristische Zwecke also hervorragend geeignet. Hübsch, sauber und komfortabel war es auch, das Frühstück war klasse - was will man mehr? Wer keine orientalischen Schnörkel mag, dem empfehle ich eine der großen Hotelketten. Die sind allerdings in eher gesichtslosen, grauen Bunkern untergebracht. Dafür gibt es keine güldenen Verzierungen allüberall. Die Hotelpreise in Istanbul sind erstaunlich niedrig. Wir haben für ein schönes Doppelzimmer im zentralen 4-Sterne-Hotel pro Nacht ungefähr 70 Euro bezahlt - im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten ein Witz. Wer einen leichten Schlaf hat, sollte Ohrenstöpsel mitnehmen. Es soll Menschen geben, die frühmorgens senkrecht im Bett stehen, wenn der Muezzin zum Gebet ruft. Ich hab`s verschlafen.

Kebab in allen Variationen und noch viel mehr. Die türkische Küche ist grandios.

Außerdem habe ich mein Herz für Baklava entdeckt.

Und wer kann bei diesem Mit-Esser eigentlich nein sagen? 

Die türkische Küche ist unglaublich lecker. Hier kommen übrigens auch Vegetarier auf ihre Kosten. Und Brotliebhaber. In den touristischen Vierteln steht vor jedem Restaurant der Chef und preist seine Küche lauthals an. Macht nix, das macht er auch bei Einheimischen. Augen und Ohren offen halten, ein Blick auf das Publikum und auf das, was serviert wird und ihr werdet nicht hungrig ins Bett gehen müssen :-) Ich habe in der Woche, die wir dort verbracht haben, kein einziges Mal schlecht gegessen, egal wo. Alkohol wird übrigens nicht überall ausgeschenkt, vor allem nicht außerhalb des Zentrums. Einfach nachfragen. Und ein Abendessen ohne Raki ist kein Abendessen. Versicht aber bloß nicht, mit den Türken Schritt zu halten *hicks*. Und wer auf Zucker-Entzug ist, sollte die Finger vom Dessert lassen. Das könnt ihr dann mir schicken :-)

Die Verkabelung würde vermutlich jeden deutschen Elektrikern in den Wahnsinn treiben :-)

Ruhige Gassen gibt es übrigens auch. Da trifft man dann nur Katzen. Dafür aber gleich ein Dutzend.

Neben Katzen und Gassen gibt es an gefühlt jeder Ecke einen Brunnen. Und einer ist schöner als der andere.

Wenn das Hotel bezogen ist und ihr satt seid, dann erobert ihr die Stadt übrigens am besten zu Fuß. Für den groben Überblick gibt es natürlich die bekannten Touristen-Bustouren. Aber Istanbul hat so viele wunderschöne, kleine Gassen, dass es schade wäre, die nicht zu entdecken. Alle Sehenswürdigkeiten sind außerdem relativ problemlos mit der Straßenbahn oder der Fähre zu erreichen. Und wenn man aufgrund der ungewohnt vielen ü`s und ö`s dann doch in die Irre fährt (ich kenne jetzt den Unterschied zwischen Karaköy und Kadiköy), fragt man einfach irgendjemanden um Hilfe und bekommt in der Regel neben dem richtigen Weg noch einen Tee.

Unser Ziel: Die Sinan Erdem-Arena.Wir durften sogar den VIP-Eingang benutzen. 
Grinsen wie ein Honigkuchenpferd, weil Finaltag ist :-) 
Sloweniens Supertalent Luka Doncic beim Freiwurf. War natürlich ein Treffer.

Und dann musste er verletzt auf die Bank. Der Junge tat mir unendlich leid.
Für alle, die sich fragen, warum es mich überhaupt nach Istanbul verschlagen hat: Dort fand die Basketball-Europameisterschaft statt. Und da sowohl mein Mann als auch ich Basketball lieben, mussten wir halt unbedingt hin. Gesehen haben wir die beide Halbfinals und natürlich das Finale. Leider war die deutsche Mannschaft bereits ausgeschieden, das tat der Spannung aber keinen Abbruch. Das Finale Slowenien - Serbien war ein absoluter Knaller, ich habe mit den Slowenen mitgefiebert bis zum Schluss. Und natürlich haben die gewonnen:-) Trotz des bedauernswerten Doncic (hey, der ist gerade mal 18 Jahre alt und spielt wie ein Gott), der sich das letzte Viertel verletzt von der Bank aus ansehen musste und dem man ansah, dass er fast wahnsinnig geworden ist… Als seine Mannschaft Europameister wurde, hielt ihn nix mehr auf der Bank und er hüpfte auf einem Bein zu seinen Mannschaftskollegen - die haben ihn dann auf eine Ehrenrunde durch die Halle getragen. Hach, war das schön :-)

In der nächsten Woche geht es weiter mit ein paar Sehenswürdigkeiten. Die anzugucken ist zwar vermutlich völlig uncool, aber Istanbul zu verlassen ohne den Topkapi-Palast von innen gesehen und die Aussicht auf das Marmara-Meer genossen zu haben wäre irgendwie idiotisch.

Liebe Grüße
Fran







Kommentare

  1. Was für Bilder. Ich hoffe, dass sich die Lage in der Türkei doch mal wieder ändert (das würde ich auch hoffen, wenn die Bilder weniger schön wären) und ich doch mal dazu komme, diese schöne Stadt zu besuchen. Ein Hotel im Zentum im typischen Flair würde ich einem gesichtslosen Bau immer vorziehen. Danke für den Tipp.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Das hoffe ich auch. Irgendwann wird das Problem sich ja biologisch lösen, aber ich fürchte, auf natürlichem Wege dauert das noch *grins* Die goldenen Schnörkel sind für Minimalisten vermutlich eine echte Zumutung. Ich konnte damit leben :-)

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  2. Wow bei den Bildern bekommt man einfach nur Fernweh pur.
    Ich muss zugeben, ich war noch nie in der Türkei, aber gerade was das Essen oder die Architektur angeht, ist das einabsolut toller Ort.
    Danke, dass du die tollen Bilder mit uns teilst.

    schau gerne auf meinem BLOG vorbei und auf INSTAGRAM

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    1. Das Essen war hervorragend. Die Architektur, zumindest fernab von Moscheen, ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Eine einheitliche Architektur wie in Paris oder Barcelona gibt es dort nicht. Das ist eher ein zusammengewürfeltes Stadtbild. Ein paar der alten Holzhäuser gibt es allerdings noch und neben der Hagia Sophia sogar noch einen kompletten, alten Straßenzug.

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  3. Istanbul wäre eine Reise wert, wenn sich die Lage beruhigt. Deine Bilder machen auf jeden Fall Lust darauf ;)

    Liebe Grüße Sabine

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    1. Istanbul ist definitiv eine Reise wert. Ich möchte soooo gern noch einmal hinfahren.

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  4. Sehr schöne Eindrücke! Besonders Bild 1 und Bild 4 sind fantastisch!
    Ein sehr toller Bericht und und dabei auch was gelernt! :) Danke!
    Liebe Grüße,
    Claudia

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  5. Ich gebe es zu, ich mag orientalische Schnörkel :-). Die sind doch viel hübscher und freundlicher, als dieser nüchterne und gesichtslose Einheitsstil, den ich schön langsam in gewisser Weise etwas über habe. Und das glaube ich Dir gerne, dass das türkische Essen toll ist - allerdings muss ich jetzt leider zugeben, dass mir das Baklava immer deutlich zu süß ist. Aber ich mag auch von Natur aus lieber mehr pikantes Essen und habe es nicht so sehr mit dem Zucker ;-).
    Liebe Fran, ich denke, Du hast uns jetzt alle mit dem wundervollen Istanbul angefixt (falls das nicht schon vorher der Fall war) und dann schaue ich mir selbstverständlich gerne noch nächste Woche an, was Du uns an Istanbuler Sehenswürdigkeiten zeigen willst :-).
    Liebe Grüße

    Hasi

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    1. Die Türken lieben es schon sehr überladen - auch was den Zucker beim Dessert angeht ;-) Und als bekennender Zucker-Junkie liebe ich das. Einen Post müsst ihr noch überleben, dann habt ihr es überstanden.

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  6. Wenn ich ein Foto von Dir bei mir aufhängen wollte, würde ich Bild 1 nehmen - das ist suuuuuuuuuperschön!!! Haltung, Kleid, Umgebung ...

    Das türkische Essen würde mich auch mehr als reizen, die Umgebung ebenfalls, ich habe lediglich ein Problem damit, immer animiertechnisch (Essen, Kaufen ...) angesprochen zu werden. Zumindest habe ich das von meinem bis dato einzigen Türkei-Urlaub vor ca. 28 Jahren noch so in unangenehmer Erinnerung.

    Liebe Grüße
    Gunda

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  7. Hallo,
    wow da hast du ja einiges erlebt, toll! Ich will eigentlich seit Jahren wieder in die Türkei reisen, aber bei der aktuellen Lage, habe ich da so meine Bedenken. Großartig mit dem Vip-Eingang und das Foto vor dem Court sieht echt gut aus. Ich habe mir jetzt auch eine silberne Diesel Uhr von http://www.ella-juwelen.at/uhren/diesel-uhren.html gekauft und mag die sehr. Ich finde deinen Stil ja sowieso echt gut. Ich war schon lange nicht mehr bei einem Spiel, das letzte Mal vor 4 Jahren in NYC, das war auch sehr beeindruckend.
    In Istanbul finde ich es sehr spannend, wie unterschiedlich die Viertel sind: von extrem offen und europäisch über sehr altbelassen, konservativer bis hin zum asiatischen Teil, von dem ich leider nur sehr wenig gesehen hatte. Es ist aber wie gesagt auch schon 6 Jahre her, dass ich dort war. Mir haben die kleinen Gassen und damals die Gastfreundschaft sehr gut gefallen. Das mit dem Tee kann ich nur bestätigen. Auch das Marktleben ist wahnsinnig spannend.
    Ich hoffe wirklich, dass die Zukunft wieder mehr Offenheit bringt.
    Viele Grüße,
    Claudia

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