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Die Schweinderl im Februar: König Karl und die Zähne


An Karl Lagerfeld ist in der vergangenen Woche wohl niemand vorbeigekommen. Selbst Spiegel und Stern widmetem dem verstorbenen Modeschöpfer eine Titelseite und das will etwas heißen. Da konnte natürlich auch die Zunft der Blogger nicht schweigen. Also mehrheitlich schon. Aber der Eine oder Andere musste dann doch in die Tasten hauen und einen sogenannten Nachruf fabrizieren. Ist auch nicht weiter tragisch. Kann man machen. Da kamen ganz plötzlich so viele profunde Karl-Kenner zutage, dass es mich schlicht umgehauen hat.

„De mortuis nihil nisi bene - über Tote soll man nur Gutes sagen“ ist DIE Regel in Sachen  Nachruf. Scheinbar ist diese Regel Vielen nicht bekannt. Wie oft habe ich in der letzten Woche gelesen, wie intolerant Karl Lagerfeld doch gegenüber Dicken gewesen ist, wie übel er über Dummheit geurteilt hat und wie arrogant er doch war. Ich habe keine Ahnung, ob er das war. Ich habe ihn nicht gekannt. Klar kenne ich die üblichen Zitate. Aber wann, wo und in welchem Zusammenhang die gefallen sind, weiß ich nicht. Und ich bin 100prozentig sicher, dass man das alles auch über mich sagen könnte, wenn man nur die richtigen Zitate aus dem richtigen Zusammenhang reisst ;-)

Und selbst wenn Karl Lagerfeld tatsächlich intolerant, übel oder arrogant war - gehört das in einen Nachruf? Da hat wohl jeder seine eigene Meinung. Meine ist: Nein, das gehört da nicht hin. Erstens wegen der Regel oben. Für mich selbst habe ich noch eine weitere Regel. Ich schreibe nur dann einen Nachruf, wenn ich den Menschen, über den ich schreibe, gekannt und gemocht hast. Das versteht nicht jeder. Selbst meine Kollegen verstehen das manchmal nicht. Aber ein Nachruf, das ist in meinen Augen mehr als eine Aneinanderreihung von Daten und Fakten. Ein Nachruf ist im besten Fall auch eine Hommage an den Verstorbenen. Und die kann ich nur schreiben, wenn ich einen Menschen wirklich gekannt und gemocht habe. Und bei manchen „Nachrufen“, die mir in den letzten Tagen über den Weg gelaufen sind, hätte ich mich ehrlich gefreut, wenn die Urheber das auch so gehalten hätten ;-)

Schwere Kost heute bei den Schweinchen. Die muss man erstmal kauen. Wobei wir beim nächsten Thema wären: Die Kauleiste. Nach der besten Hautpflege für faltengeplagte Haut, den wirksamsten Mittelchen bei Wechseljahrsbeschwerden und den großartigsten Schönheitschirurgen sind jetzt scheinbar die Zähne in Bloggerhausen dran. Aus unerfindlichen Gründen häufen sich gerade die Zahnkorrektur-Geschichten. Manche sind tatsächlich recht informativ und scheinbar ist das Thema tatsächlich für viele Leser relevant. Denn während heute jeder Teenie eine Zahnspange trägt, wurden die Dinger in meiner Generation noch eher sparsam eingesetzt - mit der Folge, dass die eine oder andere 50erin sich über ihre Zähne ärgert.

Jeder, der seine Zähne im zarten Alter von 50 noch in Angriff nimmt, hat meine Hochachtung. Die mir angeborene Angst vor Zahnärzten hindert mich nachhaltig daran, das selbst zu tun. Hätte ich rechtzeitig gewusst, dass ich so einen Zahnarzt gar nicht brauche, weil man die Sache mit der Zahnspange heute im do-it-yourself-Bastelkasten hinkriegt, wäre mir da wirklich viel erpart geblieben.

Da frage ich mich doch, warum Tausende von Elten ihren Nachwuchs zu sauteuren Kieferorthopäden schickt, anstatt ihnen einfach die übrig gebliebene Knete aus dem Kindergarten in den Mund zu drücken und die Zahnspange dann in Fernost zum Dumping-Preis fertigen zu lassen? Gibt es demnächst auch ein do-it-yourself-Verfahren für Wurzelfüllungen und Implantate? Fällt Zahnmedizin als Studiengang komplett weg? Ich bin ja insgeheim sowieso davon überzeugt, dass nur verkappte Sadisten sowas studieren.

Und wenn die Sache mit der Zahnkorrektur schon keine Profis mehr braucht, darf ich dann demnächst auch Blinddarmoperationen in meinem Keller durchführen? Ich wäre ja durchaus bereit, vorher einen Schnellkurs absolvieren :-) Von Amputationen würde ich auch erstmal die Finger lassen. Aber Routine-Eingriffe? Die kann ich. Ganz bestimmt.

Liebe Grüße

Fran

Kommentare

  1. Also ich hatte in diesem Monat den Schönheitschirurgen am Start. Ich hätte aber gerne verzichtet.
    Einen Nachruf hatte ich nur einmal auf meinem alten Blog. Ein Bekannter aus Teenagertagen starb am Herzinfarkt. In einem Alter, in dem man eigentlich noch keinen Infarkt bekommt. Ich hatte ihn jahrelang nicht gesehen und 2 Jahre zuvor mit ihm durch Zufall gechattet. Sein Tod hatte mich sehr berührt, blieben doch auch Kinder zurück. Ich musste meiner Stimmung damals Ausdruck verleihen. So ist das bei persönlichen Blogs :)
    Bei fremden Menschen habe ich das Bedürfnis nicht. Selbst wenn ich die Arbeit vielleicht bewundert habe. Aber vielleicht hätten manche Blogger einfach das Bedürfnis, es zu äußern. Über die Art und Weise kann man sich natürlich streiten aber auch hier sind Blogger eben keine Journalisten, die sich an Fakten halten und umfassend recherchieren.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Ich mag es gar nicht, Nachrufe für fremde Menschen zu schreiben. Ich habe immer das Gefühl, dem nicht gerecht zu werden. Kann ich ja im Prinzip auch nicht, wenn ich sie nicht gekannt habe. Dann bleibt es entweder eine Aneinanderreihung von Daten oder Spekulation.

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  2. Tja, mit den Nachrufen ist das so eine Sache. Für mich schwierig, wenn ich den Menschen nicht persönlich kannte. Denken kann ich ja was ich will.

    Die Zähne sind mir bei den Bloggern noch nicht über den Weg gelaufen. In meinem Alter würde ich zum Kieferorthopäden gehen. Mein Implantat ist nicht aus Fernost und wurde von einem Kieferchirurgen eingesetzt. Dass ich dafür etwas mehr bezahle, ist es mir wert.

    Liebe Grüße Sabine

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    1. Ich würde wohl in jedem Alter zum Kieferorthopäden gehen. Ist sicherlich nicht billig, aber an meine Zähne lasse ich dann doch lieber jemanden vom Fach ;-)
      Mich wunderte es halt, dass bei Schönheitseingriffen von Bloggern zu Recht darauf gepocht wird, dass da ein Fachmann ran soll. Bei Zähnen macht man das dann DIY? Finde ich unlogisch.

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  3. Ich konnte Karl nicht leiden bis ich eine Reportage über ihn gesehen habe. Seid dem habe ich einigen Respekt vor so viel Fleiß. Aber da ich ihn nicht persönlich kenne werde ich mich nicht über ihn auslassen.
    Und an meinen Zähnen musste ich bis dato nichts machen lassen. Habe da eher keine Probleme . Und so lange das nicht der Fall ist mache ich mir auch keine Kopp darum. Wieso auch ? Kommt Zeit , kommt Lösung. Allerdings ist mir das Thema auch nicht im Bloggerland aufgefallen.
    LG heidi

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    1. Einige seiner Zitate, die ja im Moment zu Hunderten durchs Netz geistern und gerne auch mal gar keine wörtlichen Zitate sind, finde ich strange. Aber so ist das eben manchmal mit Zitaten. Wenn man die aus dem Zusammenhang reißt, kommen die absurdesten Dinge dabei raus.

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  4. Ich muss mal mich aktualisieren - über Zähne habe ich noch nicht gelesen! Da prinzipiell jeder medizinischer Eingriff Risiken mit sich bringt, ich bin ausdrücklich gegen jede Werbung, wenn diese Werbung nicht von einer kompetenten Person gemacht wird. Naja, ich muss auch nicht alles lesen....
    Und Karl... Ob er "intolerant, übel oder arrogant war", hat es für mich nichts zu tun mit dem fantastischen Modedesign, das er war. Ich habe seiner Mode bewundert, er ist einfach eine Legende in der Modewelt. Aber trotzdem würde ich keinen Artikel darüber schreiben!
    Liebe Grüße,
    Claudia

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    1. Genau aus diesem Grund ist Werbung im medizinischen Bereich eigentlich auch verboten.
      Ich muss gestehen, ich habe zu wenig Ahnung von Mode, um mir ein Urteil über irgendeinen Designer erlauben zu können. Ich unterscheide lediglich zwischen "gefällt mir" und "gefällt mir nicht". Das fachliche Urteil überlasse ich lieber denen, die etwas davon verstehen.

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  5. Ich hätte im Prinzip auch eine Spange gebraucht. Ich hatte mal im zarten Alter von 5 Jahren eine lose Spange. Die hab ich super fleißig getragen, weil sie mich nervte. Ich vermute, das hätte man dann mit den 2. nochmal "nachziehen" müssen, aber da auch schon in den 80ern mit Kassenpatienten kein Geld zu verdienen war, sagte der Kieferorth. zu meinen "Eltern" das brauchts nicht.
    Mein Sohn hatte im Prinzip die selbe Zahnstellung auch den selben "kleinen" Zahn wie ich. Ihm wurden zuerst die Weißheitszähne gezogen und den mit Inversaligne Schienen die Zähne begradigt. Dürfte so 1-2 Jahre gedauert haben und war letztlich "günstiger" als Blech. Also hat die Private das bezahlt.
    Und klar ginge das heute bei mir auch noch. Aber dann müssten erstmal die Weißheitszähne raus. Ich denke das ist gut, würde mir das aber immer nur beim KO ausmessen lassen. Der kann dann auch deren Qualität beurteilen, den Sitz überprüfen und auch entscheiden, ob die Schiene gewechselt werden darf.
    Zu den Nachrufen. Ich schreibe die auch. Über Musiker und was sie für mich bedeutet haben. Vor allem dann, wenn mich ihre Musik schon ein ganzes Leben begleitet und maßgeblich zu meiner Stimmungsbildung beiträgt. Dann nehme ich mir durchaus heraus mit diesen Menschen eine Beziehung zu haben. Über Karl würde ich jetzt nichts schreiben, weil er in meinem Leben nicht nur keine große, sondern überhaupt keine Rolle gespielt hat. Und ich mir a.G. mangelnder Erfahrung auch Null die Ahnung fehlt, ob er ein guter oder schlechter Designer war.
    BG Sunny

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    1. Eine lose Spange hatte ich auch. Und ich habe sie nie getragen... Schande über mich. Hat den Zahnarzt aber auch nicht wirklich interessiert. Der war zufrieden und gut war.

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  6. Zu den Nachrufen geht es mir wie Dir. Das ist nicht unbedingt mein Thema und ich kannte Karl auch nicht.
    klar kannst Du in Zukunft Routineops machen, gibt bestimmt einen Kurs bei youtube zu gucken;)
    Schönen Montag, danke für die gute Unterhaltung am Morgen, liebe Grüße Tina

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    1. Ich bin sicher, in eine paar Jahren kann man sich bei YouTube soweit spezialisieren, dass sogar Herzverpflanzungen drin sind ;-)

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  7. Ach, so ne Amputation ist bestimmt viel leichter durchzuführen als ne Blinddarm-OP: das Opfer mit Alkohol abfüllen und die Laubsäge oder den Fuchsschwanz (je nach Körperteil!) ansetzen... immer schön locker aus dem Handgelenk... :-)
    Zähne spielen ja in den USA bekanntlich schon lange eine große Rolle... man braucht ja eine Sonnenbrille, wenn die US-Promis lächeln :-)
    Ich hab ja schwer den Verdacht, dass viele Bloggerinnen Lagerfeld nur erwähnen, weil es die Klicks ankurbelt... was Nachrufe angeht: wenn ein Künstler mir etwas bedeutet hat (wie z.B. Lemmy von Motörhead oder Robin Williams...), dann find ich es total ok, einen Nachruf zu verfassen, da es mich persönlich ja irgendwie betrifft. Weil derjenige Künstler/Musiker/whatever mein Leben mitgeprägt hat. Karl Lagerfeld hat mein Leben halt eher nicht geprägt. Nichtsdestotrotz tut man Menschen mMn Unrecht, wenn man sie auf ein paar Sprüche reduziert, logisch. Weia, was hab ich nicht schon alles rausgehauen, man könnte mich hassen :-) Nur bin ich eben kein Top-Modedesigner.
    Hab mich wie immer prächtig über die Schweinderl amüsiert!
    Liebe Grüße, Maren

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    1. Igitt, so eine Amputation ist mir wohl doch zu blutig. Und wohin mit den amputierten Gliedmaßen? Biotonne geht vermutlich nicht. Ich glaube, ich bleibe beim Schreiben und lass die medizinische Karriere Menschen, die sich dazu berufen fühlen ;-)
      Und du hast Recht: Einen Menschen auf ein paar Zitate zu reduzieren - damit tut man ihm Unrecht. Ich mag das nicht.

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  8. :-) Liebe Fran,
    ich habe mich am Wochenende auch genüßlich dem einen oder anderen Karl Lagerfeld Nachruf hingegeben (unterstützt vom Göttergatten, der recht interessiert wirkte). Und dann die Fotos aus jungen Jahren - Gott, wie hat er doch gut ausgeschaut! In den "fetten" Jahren war er zwar nicht so schön, aber das tat seiner Ausstrahlung keinen Abbruch. Ob er ungerecht oder ein sonstiger Armleuchter war? Keine Ahnung. ABer in einen Nachruf gehört das meines Erachtens nicht hinein.
    Ich habe früher auch die sehr gehasste Klammer getragen. Die obere Kauleiste hält sich noch halbwegs gerade. Die untere nicht. Auch wenn's in Asien vielleicht günstiger geht - für mich gehört ein Zahnarzt oder Kieferorthopäde zu einer Behandlung dazu.
    Danke für die kleine SChweinderl-Parade!
    Schöne Woche und liebe Grüße
    Claudia :-)

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    1. Nein, das gehört nicht in einen Nachruf. Das darf man denken. Mehr nicht. Vermutlich gibt es deshalb auch keine Nachrufe auf die Massenmörder der Geschichte.
      Es gab mal eine Zeit, da pilgerten ganz viele Menschen für Zahn-OPs in die Türkei. Da war der Spaß wohl wesentlich billiger und der Urlaub dann quasi die Dreingabe. Nicht mein Ding, ich habe eh viel zu viel Angst vor Zahnärzten.

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  9. Die Nachrufe über Karl Lagerfeld haben mich genauso interessiert wie die Berichte diverser Influenzer über Zahnkorrekturen - ich habe nichts davon gelesen. Gelegentlich lebe ich sehr gern ein bisschen hinter dem Mond! ;)

    Ich gehöre - wie man wahrscheinlich unschwer erkennen kann - zu denjenigen, die als Kind bzw. Jugendliche unbedingt eine Spange hätten tragen sollen! Leider gehörte ich aber auch zu denen, die schon früh "einfach nicht wollten wenn sie nicht wollten" - so sprachen zumindest meine Eltern. Sprich: Ich hab' mich damals geweigert und darf heute darunter leiden. Selbst schuld. Ganz eindeutig. Schön blöd war ich - auch, was die Zahlpflege selbst betrifft. Naja, vieles weiß man halt erst 40-50 Jahre später ...

    Heute werde ich jedoch in Sachen Zahnstellung auch nichts mehr machen lassen - das Thema ist durch.

    Liebe Grüße
    Gunda

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    1. Hinterm Mond kann es manchmal ganz schön gemütlich sein :-) Zahnkorrektur fällt bei mir auch flach - ich bin froh, dass die Beißer ansonsten keine Probleme machen. Und in 20 Jahren blinkt da sowieso überall Keramik.

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