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Besserwisser, Stänkerer, Nörgler, Motzer...



...Querulanten, neidische Zippe, Hater, Neidhammel – das ist nur ein Auszug aus den Bezeichnungen, die ich kürzlich im großen, weiten Internet unter einem Blogpost fand. Gemeint war ein Leser, der etwas kritisierte. Äh ja. Kann man machen. Aber, um mal meine Tochter zu zitieren. „Dann isses halt Scheiße“.

Aber von Anfang an. Es begab sich also, dass eine Bloggerin einen Werbepost veröffentlichte. Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Auf Blogs wird für so ziemlich alles geworben. Das ist eben so und das soll jeder halten wie er möchte.


In diesem Fall gab es einige wenige Leser, die sich das Produkt, für das geworben wurde, näher ansahen und äußerten, dass die Dienstleistung, die da verkauft werden sollte, ganz objektiv vielleicht doch nicht das Größte unter der Sonne ist. Das wurde im Post natürlich ganz anders dargestellt. Es liegt schließlich im Wesen von Werbung, dass sie Vorzüge herausstreicht und über weniger positive Seiten eines Produktes den Mantel des Schweigens hüllt.


Die Kritik an dem beworbenen Produkt wurde respektvoll, freundlich und mit Argumenten belegt vorgebracht. Das war der Bloggerin aber egal.  Sie konterte mit dem Argument, dass man gefälligst nicht hinlesen soll, wenn einem das Gelesene nicht passt und dem Hinweis darauf, dass sie schließlich auch Geld mit dem Blog verdienen müsse. Garniert wurde die Antwort der Bloggerin mit ganz vielen Kommentaren zahlreicher Fans mit den oben zitierten Bezeichnungen für die Kritiker: Besserwisser, Stänkerer, Nörgler, Motzer, Querulanten, neidische Zippe, Hater, Neidhammel.


Muss das echt so sein? Warum verwechseln so viele Menschen sachliche Kritik mit dem, was sie gemeinhin „Hate“ nennen? Eine Kultur, in der Kritiker mit Beschimpfungen wie oben zitiert niedergemacht werden, die finde ich einfach nur abstoßend. 


Paradox wird es übrigens, wenn ausgerechnet diejenigen, die den sachlichen Kritiker als Besserwisser, Stänkerer, Nörgler, Motzer, Querulanten, neidische Zippe, Hater und Neidhammel beschimpfen, gleichzeitig für sich selbst in Anspruch nehmen, wahnsinnig positive Menschen zu sein, die niemals Negativität in ihre Leben lassen. Das ist dann der Punkt, an dem ich nur noch lachen kann.


Fragt mich jetzt bitte nicht, warum ich mir über sowas überhaupt Gedanken mache… Vermutlich liegt es an meinem Beruf, denn in dem ist Kritik essentiell. Vielleicht gehe ich mit Kritik deshalb auch einfach anders um. Kritik kann nämlich durchaus bereichernd sein - wenn man sich mit ihr beschäftigt.


Als Bereicherung empfinde ich übrigens meine nicht mehr ganz neue Tasche. An 95 von 100 Tagen schleppe ich ja einen Rucksack mit mir herum, weil der so irre praktisch ist. Aber manchmal habe selbst ich die Nase voll von praktisch. Abgesehen davon tendiere ich dazu, meinen Rucksack bis zum Anschlag voll zu packen. Das ist im beruflichen Alltag ganz praktisch, da brauche ich Notebook, Handy, Notizbücher, Stifte, Kaugummis, Portemonnaie, Kartenetui, Taschentücher, fünf U-Bahn-Karten, neunzehn Kassenbons, einen Lippenpflegestift, eine Haarbürste, zwei Kopfhörer, drei Tagesordnungen von längst vergangenen Sitzungen und weitere zehn Dinge, die da schon so lange wohnen, dass ich mich nicht mehr an sie erinnere. Ach ja, die Maske, die vergesse ich regelmäßig.


Wenn ich aber abends einfach nur ausgehe (gesetzt denn Fall, dass ich mich irgendwann daran erinnere, wie das geht) brauche ich das alles definitiv nicht. Da reichen ein Taschentuch, mein Portemonnaie und das Handy. Naja, ein paar Kleinigkeiten schleppe ich trotzdem noch mit - Kugelschreiber, Kopfhörer, Autoschlüssel. Die brauche ich zwar in der Regel nicht, aber es könnte ja ein plötzlicher Notfall eintreten und dann wäre ich ohne Kopfhörer und Autoschlüssel ganz sicher aufgeschmissen, ganz zu schweigen von einer plötzlichen Entführung, bei der ich nichtmal eine Notfall-Nachricht auf einer Serviette hinterlassen könnte!




Und als ich diese doch eher ungewöhnliche Tasche sah, war sofort klar, dass ich die dringend brauche. Da passt nämlich durchaus ein bisschen was rein und sortieren kann man den Kram in den drei Taschen auch noch nach Priorität. Wenn das mal kein Hauptgewinn ist :-)


Liebe Grüße

Fran



Kommentare

  1. Coole Tasche! Und so ungewöhnlich wie praktisch! Da weiß man immer, wo der Kugelschreiber ist, wenn mal die Entführer kommen ;-)))
    Was die Hater, Neidhammel... etc. angeht, kann ich Dir nur zustimmen. Irgendwie passt das aber ins Bild, weil ich glaube, dass es inzwischen gar nicht mehr trendy ist, differenziert zu denken. Und ich, die ich immer gedacht habe, mich mit Kritik schwer zu tun, muss sagen, dass das eigentlich gar nicht stimmt. Ich habe meine Kritiker jedenfalls nie als Hater, Neidhammel... beschimpft. Ist halt die einfachste Lösung!
    Werbung auf dem Blog war für mich eh nie eine Option, ich wusste von Anfang an, dass ich sowas nicht könnte - man soll ja immer "ehrlich" über ein Produkt schreiben, nee, is klar... :-D
    Liebe Grüße,
    Maren

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    1. Mit Kritik umzugehen ist schwierig. Konstruktiv zu kritisieren auch. Aber wenn man sich schon die Mühe gibt, das zu tun, dann ist es halt doppelt doof, wenn sowas zurückkommt. Und wenn ich schon "Neidhammel" lese - das ist in 80 Prozent der Fälle blöderweise ein Totschlargument.
      Wenn Werbung gut gemacht ist, ist das eine prima Sache für alle Seiten. Ich bin da von Berufs wegen eben raus.

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  2. Interessante Tasche. Ist mal was anderes und nicht an jeder Ecke zu finden.

    Kritik richtig austeilen und für sich annehmen können, ist gar nicht so einfach. Ich schließe mich da nicht aus und nehme manches durchaus persönlich, wann (laut Sender) bisweilen gar nicht so gemeint ist. Wirklich konstruktiv kritisieren können nach meiner Einschätzung viel weniger Menschen als allgemein angenommen. Das geht schon los mit dem Ton und Mimik (ok, fällt beim Kommentar weg, der ist geräuschlos), geht weiter über die Wortwahl und das subjektive Empfinden.....
    Da ich den von dir genannten Kommentar nicht kenne, kann ich mir kein Urteil erlauben. Allerdings finde ich die Reaktionen in sozialen Medien bisweilen befremdlich und glaube gerne, dass auch bei Reaktionen auf Kommentare etwas ähnliches möglich ist. Sinnvoll wäre es aber von Seiten des Bloggers, weitere Kommentare auf die Kritik zu unterbinden. Ich weiß nämlich nicht, ob es bei einer Firma so gut ankommt, wenn das eigentlich beworbene Produkte in den Hintergrund tritt und die Kommentare so ins Auge fallen.
    Schöne Grüße
    Andrea

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    1. Geht uns vermutlich allen so. Kritik annehmen ist für jeden Menschen schwierig, vor allem, wenn man halt davon ausgeht, dass es die eigene Persönlichkeit ist, die das kritisiert wird. Und genau das ist der Punkt. Wenn jemand meine Arbeit kritisiert, kritisiert er eben nur meine Arbeit. Nicht mich. Das zu verstehen ist einfach, aber mit ganz viel Übung klappt es.

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  3. Die Tasche hat was. Ist mal etwas ganz anderes. Und zur Not packst Du sie einfach in den Rucksack :)

    Konstruktive Kritik muss erlaubt sein, finde ich. Es ist aber tatsächlich schwieriger, etwas aufzuschreiben als es direkt zu sagen. Geschriebenes wird oft missverstanden. Beleidigende Kommentare fand ich schon immer blöd.

    Liebe Grüße Sabine

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    1. Beleidigungen gehen nicht. Punkt, Aus, fertig. ich empfinde das übrigens genau andersrum. Bei schriftlicher Kritik habe ich viel mehr Möglichkeiten, das auszubalancieren. Mündlich rutscht mir schonmal was raus, was vielleicht besser ungesagt bliebe. Könnte allerdings auch daran liegen, dass ich manchmal schneller rede als ich denke... ;-)

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  4. Liebe Fran,
    ja, die Nettiquette. Das ist etwass, worüber man sich in der Tat mal Gedanken machen kann/sollte. Ich erinnere mich noch, dass ich unseren Kindern immer gesagt habe, sie sollten nur schreiben, was sie dem anderen auch ins Gesicht sagen würden und sich überlegen, wie sie sich dabei fühlen würden.
    Denn schreiben und vergessen ist so viel leichter als sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Kritik anzunehmen ist nicht einfach, sie vernünftig zu geben auch nicht.
    Deshalb finde ich es gut, dass du dich mit diesem Thema auseinandersetzt.
    Zur Tasche: tolles Teil, sehr besonders. Und die wichtigsten Utensilien immer dabei, wegen Entführung und so.
    In diesem Sinne einen wunderbaren Sonntag,
    Nicole

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    1. Ich las kürzlich irgendwo, dass Netiquette ja etwas ganz Neues sei. Da musste ich kurz grinsen. Zur Einhaltung der Netiquette durfte ich schon in den Neunzigern mahnen, als ich ein Forum bei Compuserve betreut habe. Damals war es übrigens keine Spur anders als heute. Es waren nur weniger Teilnehmer bei den Kommentarschlachten *grins*

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  5. Liebe Fran, also erstmal: echt coole und individuelle Tasche, die so richtig gut zu Dir passt (cool und individuell eben).
    Was so komischen Menschen im Internet betrifft, habe ich lustigerweise mit meinem aktuellen Post das erste mal die Erfahrung gemacht, dass jemand etwas Unschönes bei mir kommentiert. Mir ist völlig unklar, warum diejenige sich ausgerechnet auf meinem Blog so auskotzt, aber ich denke, dass ich keinesfalls persönlich gemeint bin. Es geht da nicht mal um Kritik, sondern einfach nur um Gemotze und ich dachte tatsächlich darüber nach, den Post nicht zuzulassen, weil er einfach so unnütz ist wie sonst war...
    Ich persönlich bin eher von der Fraktion: wegklicken, wenn der Inhalt mir nicht gefällt. Ist es etwas, vor dem ich andere wirklich gerne warnen möchte (wie vor schlechten Büchern, hihi) dann äußere ich schon Kritik.
    Aber wenn jetzt wer für H&M wirbt zum Beispiel, dann gehe ich nicht hin und halte Vorträge über Nachhaltigkeit. Es sei denn, sie stellt in ihrem Artikel diese Frage. Dann würde ich ehrlich, respektvoll, aber direkt antworten.
    So. Das Wort zum Sonntag. Ich wünsche Dir einen schönen!

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    1. Mir ging es bisher in all den Jahren genau zweimal so und ich glaube, ich habe genau einen Kommentar mal gelöscht, weil er einfach eklig war. Merkwürdige Werbung für Voodoo-Zauber, mit dem man Männer zurückbekommt, gibt es öfter mal und auch die landet bei mir im Datennirwana. Kein Bedarf, echt nicht.

      Und ja, wenn mir irgendwas so gar nicht gefällt, klick ich es zu. Wenn aber, wie in dem zitierten Fall, Finanzdienstleistungen an den Mann gebracht werden sollen, vor denen Verbraucherzentralen warnen, dann sollte es auch erlaubt sein, höflich auf diesen Umstand hinzuweisen. Ich wars übrigens nicht ;-) Ein Hinweis auf Nachhaltigkeit bei H&M-Werbung könnte dagegen lustig sein *grins*

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  6. Liebe Fran, das ist eine Tasche wie ivh sie noch nie gesehen habe! Wow cool.
    Ich finde konstruktive Kritik sollte immer angenommen werden. Man könnte ja auch begründen weshalb man das vielleicht anders sieht, Solche Reaktionen sind nicht angebracht aber bequem. Manchmal schon recht schwierig.
    Dein Foto ist cool, bei fliegender Tasche.
    Schönen Sonntag Abend, liebe Grüße Tina

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  7. Eine seriöse Beratung von einem unabhängigen Finanzdienstleister kostet ca. 3000€. Und die haben es in der Regel nicht nötig sich von Bloggern promoten zu lassen.
    Ich hatte durchaus schon die eine oder andere Kooperation auf meinem Blog. Aber das waren immer Dinge, hinter denen ich stehe oder damals gestanden bin.
    Was mir nicht koscher vorkommt, und sind es nur die Kundenbeurteilungen im Shop, dann mache ich die Kooperation nicht.
    Ich glaube ich habe den Beitrag vor einigen Monaten incl. der Kommentare auch gelesen. Ich dachte damals, "Mensch, die muss es aber nötig haben, dass sie sich vor so einen Karren spannen lässt." Die "Werbung" - falls tatsächlich als solche gekennzeichnet - bleibt ja schließlich ewig und sieben Tage im Netz stehen.
    BG Sunny.

    P.S.: die Tasche ist wirklich cool.

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  8. Ich muss mich nur noch anschließen, die Tasche ist echt genial, die hätte ich mir auch sofort geholt!
    Ja, mit der Kritik ist nicht so einfach. Egal in welcher Situation man sich befindet: Der Ton spielt immer eine Rolle. Alles ist eine Frage des Respektes, den man anderen entgegenbringt. Ich lese lieber "wäre es nicht cool, wenn du das machen könntest?" als "Wie doof bist du, dass du das nicht machst!".
    Konstruktive Kritik ist immer erlaubt, aber es gibt leider auch Kritiker, die einfach nur ein Haar in der Suppe finden wollen. Und das kann ich nicht haben! Ich muss mich nicht rechtfertigen über die Inhalte meiner Artikel - Kooperation oder nicht! Ich werde auch niemanden kritisieren, der das Gleiche tut. Wenn mir der Artikel oder das Koop-Produkt nicht gefällt, lese ich nicht – Punkt.
    Liebe Grüße,
    Claudia

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  9. :-) Liebe Fran,
    mit solchen Kommentaren kann ich auch nichts anfangen - die sind völlig daneben! Und schon gar nicht, wenn die Bloggerin (hab ich das richtig verstanden?) Ihre Leserschaft derartig beschimpft, weil die mit ihrer Werbung nicht den gemeinen Geschmack trifft. Leider gibt es immer mehr Menschen, die - ohne nachzudenken - lospoltern und sich total im Ton vergreifen. Diese Verrohung finde ich wirklich erschreckend!
    Deine Tasche ist echt cool. Und wie Ines schon schrieb, notfalls kannst Du sie auch in Deinen Rucksack stecken (oder daran befestigen???).
    Liebe Grüße
    Claudia :-)

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