Direkt zum Hauptbereich

Warum ich Tage in grau trotzdem liebe


In der vergangenen Woche gab es einen von diesen Novembertagen wie er klischeehafter nicht sein könnte. Grauer Himmel, grauer Nebel, es war eiskalt und so richtig hell wurde es den ganzen Tag lang nicht. Normalerweise hasse ich solche Tage wie die Pest. An diesem Tag nicht. Da fand ich ihn klasse.


Diese geheimnisvolle Stimmung während meiner Morgenrunde durch den Park, als die Seen langsam aus dem Nebel auftauchten und der Nebel die Geräusche meiner Schuhe auf dem Boden verschluckte. Der Moment, wenn auf der letzten Gerade des Weges das beleuchtete Erdgeschoss meines Zuhauses auf dem Wasser in Sicht kommt - ich liebe das. Im Bad war es muckelig warm, die heiße Dusche tat gut. Und dank Homeoffice durfte ich einfach zwei Treppen in mein Arbeitszimmer hochlaufen, von wo ich in den Wald nebenan sehe, der immer noch im Nebel lag.


Ich liebe es, zuhause konzentriert arbeiten zu können, während in der Redaktion gefühlt alle drei Minuten irgendjemand irgendetwas von mir will, während links das Telefon klingelt und rechts der Malieingang schon wieder überquillt. Zuhause kann ich in Ruhe telefonieren, recherchieren und schließlich schreiben. Und da schaffe ich es sogar, meine Texte vor der Abgabe nochmal Korrektur zu lesen… im Büro überlasse ich das in der Regel einem meiner Kollegen, weil schon wieder die nächste total dringende Angelegenheit wartet.


Im Homeoffice dagegen stört mich nahezu nichts. Ab und zu laufe ich schnell nach unten, um Kerzen nachzufüllen oder um mir am Vormittag einen Milchkaffee und am Nachmittag einen Earl Grey zu holen. Wenn ich eine Pause brauche, gucke ich einfach aus dem Fenster in den Nebel und freue mich einfach nur darüber, dass es mich gibt und dass ich bin, wo ich bin :-)


In der Mittagspause wird mit dem Kinde geplauscht, das gerade eine Online-Vorlesungspause hat oder wir essen zusammen. Und weil es in meinem Arbeitszimmer, wenn es dunkel wird, noch gemütlicher ist, arbeite ich in der Regel einfach weiter, bis der Hunger mich endgültig wieder zwei Treppen nach unten treibt. Die Stille, die konzentrierte Atmosphäre und die völlige Losgelöstheit aus dem Tagesgeschäft einer Tagesszeitung ist an einem grauen Novembertag vielleicht sogar noch schöner als sie es im Juli war, als ich auf der Terrasse mit Blick aufs Wasser saß.


Ich war selbst erstaunt, wie sehr ich diesen Tag genossen habe, denn normalerweise drücken diese feuchten, trüben Herbsttage, an denen es gar nicht richtig hell wird auf meine Stimmung. Warum im Moment das Gegenteil der Fall ist? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber ich freue mich darüber und hoffe, dieses Gefühl hält sich, wenn spätestens im Januar ganz viele solcher Tage kommen. 








Im Gegensatz zum grauen Wetter fand ich grau in meinem Kleiderschrank schon immer schön. Ich brauche im Winter keine bunten Farben, um mich wohl zu fühlen. Das Gefühl der Sehnsucht in Richtung Bunt kommt immer erst zum Ende des Winters. Bis dahin mag ich durchaus auch schwarz und grau :-) So wie das Kleid von COS, das meine Winterkleid-Sammlung kürzlich komplettieren durfte. A propos COS: Nachdem ich in den letzten zwei oder drei Jahren dort nicht wirklich fündig wurde, könnte ich im Moment den halben Laden aufkaufen… Dafür kriegen mich seit geraumer Zeit keine zehn Pferde mehr zum Schweden oder zum Spanier. Ich scheine wunderlich zu werden ;-)


Für ein bisschen Kontrast - oder für das Grauen, ja nach Blickwinkel - sorgt der Pullunder. Ich mochte die Dinger ja schon immer und freue mich, dass sie endlich wieder überall zu bekommen sind. Und weil der Herbst in diesem Jahr ganz oft ganz schön warm ist, reicht darüber eine Lederjacke aus - die Winterjacken und -mäntel bleiben an den meisten Tagen im Schrank hängen und ich kann endlich mal wieder Lederjacken rauf und runter tragen.


So, und jetzt gehe ich nochmal in den Park, damit ich anschließend über die Kekse herfallen kann, die gerade in der Küche unten gebacken werden. Kekse zwei Wochen vor dem ersten Advent! Das dürfte Rekord sein. Aber ein ungemein leckerer Rekord :-)


Liebe Grüße

Fran


Kommentare

  1. Ich kann gut verstehen, dass dir das konzentriert arbeiten können zu Hause gefällt. Ich genieße es immer, wenn ich fast alleine auf dem Büroflur bin und ich ohne Unterbrechungen durcharbeiten kann. Sonst kommen doch oft Kollegen vorbei, die etwas benötigen oder das Telefon klingelt. Es ist schon irre, wie viel „Störungen“ den Alltag im Büro nicht einfacher machen.
    Schöne Grüße
    Andrea

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Selbst (fast) alleine im Büro habe ich wenig Ruhe. Das Telefon klingelt gefühlt alle drei Minuten und wenn ich nicht telefoniere, kommt irgendein Verleger ums Eck und hat eine geniale Idee.... ;-) Zum Schreiben komme ich am Büroschreibtisch gar nicht mehr. Das funktioniert nichtmal, wenn ich mich in ein "fremdes" Büro verdrücke. Und lange und konzentriert an einer Geschichte zu arbeiten hat mir doch mehr gefehlt als ich dachte.

      Löschen
  2. Oh diese morgendliche Stimmung im Herbst! Herrlich! Nur bitterkalt darfs nicht sein, dann bin ich raus.😂
    Was für ein schöner Arbeitstag. Ich kanns verstehen, in Ruhe etwas zu arbeiten muss herrlich sein. Ich werde auch immer gestört. Und hab eh immer schon ein Ohr woanders und nicht bei meiner Arbeit. Ich glaube das ist das Zermürbende. Ich wünsche Dir noch viele gute Tage im Homeoffice.
    Dein Schwarz Grau Anzug sieht klasse aus und ist ganz Fran. Für Tina müsste da eine knallige Tasche dazu.
    ja ne ist klar 😂
    Schönen Montag, liebe Grüße Tina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich bin in Sachen Störungen normalerweise wirklich langmütig, aber wenn ich überhaupt nicht mehr dazu komme, konzentriert irgendetwas wegzuschaffen, sondern nur noch von einem Problem zum nächsten hüpfe, werde ich irgendwann grantig. Zermürbend ist prima ausgedrückt.
      Stimmt, du hättest definitiv eine knallige Tasche dazu aus dem Schrank gefischt. Ich fürchte, eine knallige Tasche habe ich gar nicht :-)

      Löschen
  3. Liebe Fran,
    ich habe mich neulich auch dabei ertappt, den Nebel mystisch zu finden. Was COS betrifft: Da ist es bei mir immer so: Entweder ganzer Laden oder nüscht. Du hast ein glückliches COS Händchen, das stelle ich immer wieder fest.
    Beim Schweden gibt's seit einiger Zeit für mich irgendwie nicht mehr viel, was vielleicht auch am hohen Polyesteranteil einiger Dinge liegt. Nun denn. Mein Mann nennt das nicht wunderlich, sondern 'entwachsen'.
    Dus hast aber auch ein wirklich schönes Home Office und insofern: Genieße, was geht.
    Ich wünsche dir eine schöne Woche und Pullunder brauche ich auch wieder, haha.
    Liebe Grüße
    Nicole

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. "Entwachsen" trifft es vermutlich. Herrje, ich glaube, ich werde alt ;-)

      Löschen
  4. Ja, es ist wunderbar, wenn man konzentriert am Stück was arbeiten kann, das macht richtig Flow!
    Noch dazu in Deiner wunderschönen Umgebung, da kommen dann auch sicher sehr gute Artikel zustande, mit denen Du zufrieden sein kannst.
    Ein bisschen erinnert mich Deine Kleidung heute an ein Habit, das ja auch eine gesammelte Atmosphäre schafft. Sehr chices Habit allerdings! :-)
    Dass Pullunder wiederkommen, wer hätte das gedacht? Ich habe sie früher gern gehabt. Mal sehen, wann bei mir einer einzieht...?
    Frohes Schaffen wünscht Sieglinde

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das Kleid sieht tatsächlich pur aus wie ein Habit. Da fehlt noch der weiße Aufsteckkragen und ich geh als Pastorin durch. Au weia, Und ja, es macht einen Riesenunterschied, ob man Ruhe und Zeit für eine Geschichte hat. Meine Kollegen finden es allerdings manchmal etwas doof, wenn ich wieder mal lange Texte abliefere... Andererseits kennen die mich schon und halten mir ne Seite frei.

      Löschen
  5. Ich mag Deinen grauen Pullunder und das Outfit überhaupt. Ja, der November ist grau. Aber das stört mich auch wenig in meinem Homeoffice. Kann gut verstehen, dass Dir die Ruhe zu Hause gefällt. Man kann sich daran gewöhnen, oder? Obwohl ab und zu der Büroalltag auch gut tut. Die Mischung macht's.

    Liebe Grüße Sabine

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Inzwischen ist die erste Woche im Büro rum und ehrlich gesagt: Ich wäre wieder reif fürs Homeoffice. Aber eine Woche muss ich noch durchhalten. Drei Tage Homeoffice, zwei Tage Büro - das wäre meine Traumvorstellung.

      Löschen
  6. Ahhh Schöne Bilder Es macht echt Freude dein Post zu lesen. Du strahlst die Freude und Gelassenheit nur so aus. Die Beschreibung deines Spaziergangs bringt sogar mich, die nicht so viel Sport treibt, in Versuchung auch mal raus zu gehen. Toll auch das du jetzt deine tollen Lederjacken genießen kannst. Die sieht echt toll aus. Ich hoffe du konntest die Kekse auch genießen, ich freue mich schon richtig auf diese Weihnachtszeit!
    Liebe Grüße,
    Claudia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ha, ich kann auch anders ;-) Ende Oktober zum Beispiel, da war eigentlich nix mit Gelassenheit. Da kam ich jeden Abend, schimpfend wie ein Rohrspatz, nach Hause. Völlig bescheuert, weil es sowieso nichts ändert. Aber wenn ich gerade so richtig im Hamsterrad stecke, brauche ich einen Tag zuhause, um das zu merken...

      Löschen
  7. Du weißt schon, dass COS Teil des Schweden ist, oder?

    Mit den Tagen voll grauer Kälte ging es mir ebenso wie Dir: Ich habe die Ruhe und die Luft genossen, obwohl ich dieses Grau sonst hasse. Dieses Mal taten diese Tage gut. Liegt vielleicht am schrägen Jahr.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Aber ja, das weiß ich. So wie Monki, Weekday, Arket und &other Stories. Allerdings ist COS nicht ganz so ramschig, zumindest was die Materialien angeht.
      Ja, vermutlich liegt das am schrägen Jahr. Oder daran, dass so richtig graue Tage in diesem Jahr nicht so zahlreich sind wie sonst. Zumindest habe ich das Gefühl, dass es so ist.

      Löschen
  8. Im Moment wechselt sich das Grau hier noch mit sonnigen Tagen ab und darüber bin ich ganz froh. Grau wird und bleibt es ganz sicher noch lange genug. Was Kleidung angeht, so kann ich mich mit Schwarz und Grau nicht so unbedingt anfreunden. Du kannst es auf jeden Fall gut anziehen.

    Liebe Grüße Ursula

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die meisten Menschen mögen schwarz und grau in Sachen Kleidung nicht so sehr. Ich bin damit ganz glücklich. Mich kann man halt mit "bunt" eher jagen.

      Löschen
  9. :-) Liebe Fran,
    scheint ein rundum schöner Tag gewesen zu sein. Wie waren die Kekse???
    Ich bin noch am überlegen, ob ich Kekse backen werde...
    Liebe Grüße aus dem zweiten Lockdown!
    Claudia :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Kekse waren sowas von hervorragend! Geröstete Haselnüsse mit ganz viel Schokolade. Könnte ich mich reinlegen.

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Dieser Blog ist mit Blogspot, einem Googleprodukt, erstellt und wird von Google gehostet. Es gelten die Datenschutzerklärung & Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.

Wenn Du die Kommentare zu diesem Beitrag durch Setzen des Häkchens abonnierst, informiert Dich Google jeweils durch eine Mail an die in Deinem Googleprofil hinterlegte Mail-Adresse.
Durch Entfernen des Hakens löscht Du Dein Abbonement und es wird Dir eine entsprechende Vollzugsnachricht angezeigt. Du hast aber auch die Möglichkeit Dich in der Mail, die Dich über einen neuen Kommentar informiert, über einen deutlichen Link wieder abzumelden.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Weimar in grün mit 40 Jahren Verspätung

Von Optimismus und warum er manchen Menschen schwer fällt

Kleiderstange: Jeans. Und der tagesaktuelle Wetterbericht ;-)