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Die Krux mit dem Altern



Da ich bisher auf keinem Blog, den ich so lese, irgendetwas dazu gefunden habe, dachte ich mir, ich frag euch mal: Hat irgendjemand von euch das letzte Jenke-Experiment gesehen? Eigentlich bin ich nicht der große TV-Gucker, aber nachdem ich drüber gelesen hatte, musste ich mir das kürzlich dringend ansehen. Das Set: Der TV-Journalist Jenke von Wilmsdorff, der für reichlich abgefahrene Experimente bekannt ist, hat ausprobiert, was Schönheitschirurgie so kann und was Kosmetik vermag. Dafür ließ er über einen Zeitraum von drei Monaten eine Gesichtshälfte vom Beauty-Doc behandeln, die andere Hälfte von einer Kosmetikerin.


Das Ergebnis dürfte wohl keine Frau verwundern: Selbstverständlich vermochte Kosmetik mit der Chirurgie nicht mitzuhalten. Das sah man am Ende der 100 Tage ziemlich deutlich, und zwar in Form eines absolut schiefen Gesichtes. Die eine Hälfte glatt gebügelt und festgezurrt, in der anderen waren eben noch diverse Falten und ein Tränensack vorhanden. Das fand ich persönlich jetzt wenig überraschend. Das Ziel, 20 Jahre jünger auszusehen, wurde mehr oder weniger knapp verfehlt.


Soweit, so gut. Was mich aber tatsächlich schockiert hat, waren die Aufnahmen der Behandlung beim Beauty-Doc. Ich habe da keinerlei Erfahrung und ehrlich gesagt: Nach dem, was ich da gesehen habe, werde ich die wohl auch nie sammeln. Ich fand das furchtbar. Die Filler- und Botox-Spritzen waren schon schlimm anzusehen, aber das Faden-Lifting war dann endgültig das Aus. Zum Schluss wurde auch noch das Skalpell angesetzt, um den Rest auch noch glatt zu bekommen. Ich bin ja eher Typ „Bevor der Kopf nicht unter dem Arm hängt, gehe ich nicht zum Arzt“. Sich sowas freiwillig anzutun – und dafür auch noch Geld zu bezahlen – ist für mich undenkbar.


Natürlich war das Ergebnis faltenfrei und Tränensack-los. Auf der einen Hälfte. Aber mit dem einstigen Gesicht des Protagonisten hatte es nicht mehr viel zu tun. Und ehrlich gesagt: Wenn ich mir die Alternative ansehe, habe ich meine Falten plötzlich sehr, sehr lieb. Die lassen mich zwar so alt aussehen wie ich bin. Klar gibt es Tage, an denen sehe ich müde aus. In der Regel bin ich an diesem Tagen auch müde.


Und natürlich optimiere ich an mir herum. Ich treibe Sport, ich achte auf mein Gewicht und ich habe durchaus den einen oder anderen Cremetiegel und -spender im Bad herumstehen. Manchmal gehe ich sogar früh ins Bett, um nicht so müde zu sein ;-) Das muss dann aber auch reichen. Die einzige freiwillige Operation, die ich in Erwägung gezogen hätte, wäre die am Sprunggelenk gewesen, die mein Orthopäde mal angeregt hatte, als zwei Jahre nach dem Bruch noch immer nicht alles funktionierte wie es sollte. Aber das Gelenk hat sich wunderbar entwickelt und die OP war Gottseidank nicht nötig.


Aber im Gesicht? Nö, da hätte ich mehr Angst als Faltenfurcht. Abgesehen davon: Wo fängt man da eigentlich an und wo hört man auf? Im Prinzip reicht das Gesicht ja nun auch nicht aus, weil man spätestens am Hals das Alter dann doch erkennt. Und den Rest des Lebens im Rollkragen verbringen? Was ist mit den Händen? Die verraten das Alter ja in der Regel auch recht deutlich. Müssen die dann angepasst werden? Also natürlich müssen sie nicht, das ist ja selbst mir als Banause klar. Aber wächst da nicht der Wunsch nach sowas? Ich schätze, bei mir würde er. Das ging übrigens auch Jenke von Wilmsdorff so. Er war einerseits sehr genervt von der Tortur, aber andererseits doch auch angefixt von dem, was in Sachen Verjüngung geht.


Und es geht eben jede Menge, das wurde durchaus deutlich. Ich fürchte, es würde mich nicht glücklicher machen, zehn Jahre jünger auszusehen. Wie gesagt: Ich mag mein Spiegelbild ganz gern. Würde ich es mehr schätzen, wenn mein Gesicht faltenloser wäre? Oder würde ich mich dann über Falten am Hals oder nicht ganz taufrische Hände ärgern? Was ist, wenn irgendwann nichts mehr so richtig hilft und die Falten dann mit Macht kommen? 


Ich schätze, ich möchte das nicht ausprobieren. Und mit dem gesparten Geld (bei Jenke von Wilmsdorff waren es immerhin rund 30.000 Euro) ziehe ich einfach ein Jahr lang nach Barcelona. Da weiß ich, dass mich das glücklich macht.


Liebe Grüße

Fran


Kommentare

  1. Die Reportage habe ich zwar nicht gesehen, aber Bilder. Und die sprechen Bände. So sehr ich auch meine Cremetiegel und kleinen Hilfsmittel liebe. Eine OP würde ich nur im medizinisch begründeten Fall erwägen, zum Beispiel, wenn ich nicht mehr durch meine Schlupflider gucken kann. Was nützt mir ein glatt gebügeltes Gesicht, wenn der Rest des Körpers nicht mehr dazu passt? Soll aber jeder machen wie er will.

    Liebe Grüße Sabine

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    1. Natürlich soll das jeder machen wie er will. Ich fand - wörtlich genommen - auf der einen Seite die ungeheure "Verjüngung" faszinierend. Aber der Weg dahin war eben alles andere als Werbung. Da habe ich mich dann den Rest des Abends gefragt, ob ein jüngeres Gesicht mir das wert wäre.

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  2. Liebe Fran,
    darf ich meinen Namen unter diesen Text schreiben? Ich habe das zwar nicht gesehen. Allerdings habe ich eine Meinung zu solchen OPs. Medizinische Gründe außen vor. Aber einfach so? Ach nö. Genau wie du hätte ich Angst, das etwas schief geht oder gerät? Wer weiß, was das für Spätfolgen haben kann?
    Ich bin bei Arztbesuchen wie du- es gibt nur zwei, die mich regelmäßig sehen, einen Hausarzt habe ich nicht. Obwohl man den im fortgeschrittenen Alter wohl mal haben sollte.
    Kosmetik ist ok, wenn man weiß, dass es keine Wunder vollbringt. Und ich stelle fest, dass ich bisher viel besser mit diesen Veränderungen an mir klarkomme als ich es vermutlich mit der Angst und den Nachwehen einer OP käme. Klar, jeder soll machen was er mag. Aber ich glaube, dass die eigentliche Wurzel des Übels nicht beseitigt wird und man so vielleicht auch eine Art Sucht entwickelt. Ich stelle bei einigen fest, dass selbst 'Nur_Botox' komische Gesichter zaubert.
    Danke für diesen Text.
    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Die einzige Begegnung mit einem von Botox ziemlich entstellten Gesicht hatte ich mal in Kühlungsborn. Eine Frau, etwa so alt wie ich. Mit den Zügen einer 20-Jährigen. Und dem Hals und den Händen einer 50-Jährigen. Das war schon etwas absurd. Ansonsten bewege ich mich wohl eher in einer Bubble, in der man eben Falten hat.

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  3. Abgesehen davon, dass ich von OPs, die nicht medizinisch notwendig sind, lieber die Finger lasse, hätte ich auch Angst, dass ich dann immer mehr wollen würde. Wie du schon sagst, irgendwo fängt man an und plötzlich ist man dann mit Dingen unzufrieden, die bis dahin gar nicht gestört haben.
    Also darf alles so bleiben, wie es ist und gebe mich mit dem zufrieden, was mittels Cremetiegel möglich ist. Ich bin 50 und das ist auch ok so. Das Leben geht eben nicht spurlos an mir vorüber.
    Schöne Grüße
    Andrea

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    1. Das geht es wohl an niemandem. Obwohl: Ich habe heute eine 100-Jährige gesehen, die keinen Tag älter wirkte als 75. Die Frau war mit 100 absolut fit, sowohl körperlich als auch geistig. Das fand ich beneidenswert. Bis sie erzählte, dass sie Weihnachten allein ist, weil sie ihre gesamte Familie überlebt hat.

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  4. Oh ich mag nicht gern operiert werden. Eine Unterspritzung könnte vielleicht noch gehen, vor Nadeln hab ich keine Angst. Aber ob ichs wirklich machen würde weiß ich nicht. Ich finde die Gesichter nach solchen Behandlungen Ops etc. meist recht gruslig. Die Mimik ist oft seltsam und maskenhaft. Das ist nicht natürlich und ich möchte so nicht aussehen wollen. Da trage ich die Lebenslinien lieber mit Fassung und Stolz :)
    Ich mag meine Creme, die hat auch Anti Aging Inhalte und gut.
    Schönes Wochenende, liebe Grüße Tina

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    1. Vor einem kleine Piers habe ich auch keine Angst. Aber in einem Schwung zwanzig bis dreißig Spritzen ins Gesicht - das sah furchtbar aus. Da wäre ich definitiv raus, unabhängig davon, ob meine Mimik noch funktioniert. Die würde den gesamten Erfolg wohl ohnehin zunichte machen. In Mimik bin ich nämlich großartig!

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  5. Ab gesehen davon, dass eine Hälfe zu machen, im wahrsten Sinne des Wortes eine schräge Idee ist.... sieht seine rechte Gesichtshälfte jetzt so alt aus, wie er laut Pass tatsächlich auch ist. Ich bin mir sicher die Person schon (in einem Krimi) gesehen zu haben. Aber weiters ist er mir nicht in Erinnerung geblieben.
    Grade aktuell ist das wirklich eine interessante Fragestellung. Würde ich 30 000 € investieren um so alt auszussehen, wie ich bin? Und wozu? Bei der aktuellen Lage könnte ich in 4 Wochen schon tot sein.
    Wenn etwa aus gesundheitlichen Gründen gemacht werden MUSS, ist das so. Ansonsten gebe ich zwischenzeitlich immer weniger Geld für Kosmetik aus, als mehr. Ich hatte ja jetzt 50 Jahre Zeit zu beobachten, was sich positiv auswirkt, was negativ und was so gar nichts bringt. Langzeitstudie quasi. Und nein, Wille versetzt Berge. Haut kann er definitiv nicht straffen, keine Lider heben und keine Falten glätten.
    BG Sunny

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    1. Naja, es war halt schon Sinn des Experimentes zu zeigen, was Kosmetik kann und was ein Beautydoc kann. Und das funktioniert natürlich am besten, wenn man sein Gesicht von beiden behandeln lässt. Also hat er folgerichtig genau das getan. Alles andere wäre halbherzig gewesen und man kann ihm viel vorwerfen, aber halbherzig arbeitet er nicht.

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  6. Nein, ich habe das Jenke-Experiment nicht gesehen. Wir alle wissen, dass es keine „Forever young“ gibt und Beauty-OPs sind nicht eine Erfindung der Neuzeit, nur im Zeitalter von Smartphone-Kameras, Selfies und sozialen Medien ist dieser Druck noch grösser geworden. Eine Hilfe von Beauty-Doc kann zwar eine jugendlichere Ausstrahlung bewirken, aber es kann der natürliche Alterungsprozess nicht beenden und er setzt sich natürlich fort – wenn auch mit entsprechender Verzögerung. That’s life! Wie ich in Sabines Artikel zum selben Thema kommentierte - man sollte mit sich zufrieden sein, und wenn man sich gut fühlt, wenn er Botox, Face-Neck-Lift & Co. bekommt, sollte er es weiter tun. Jeder für sich!
    Ich stimme dir zu - mit diesem Geld würde ich viele andere Dinge tun, die mich glücklicher machen würden, als 50 statt 60 auszusehen.
    Liebe Grüße,
    Claudia

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    1. Aber den Druck, den machen wir uns doch letztendlich selbst. Ich gucke mir auch das eine oder andere Bild auf Instagram an, aber die gefilterten 50-Jährigen, die den Teint einer 18-Jährigen haben, die finde ich schon auf Fotos gruselig. Da bin ich froh, dass ich das in der Realität nicht sehen muss. Ich frage mich dauernd, wie leer ein Leben eigentlich sein muss, um sich so auf ein imaginäres Bild der Jugend zu fokussieren. Und wie leer wird dieses Leben sein, wenn nichtmal mehr der Filter wirkt?
      Klar soll jeder tun, was er will. Ich würde es halt gern verstehen. Aber vermutlich bin ich 55 Jahre auf andere Werte geprägt worden als auf jugendliche Schönheit.

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