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Faule Bande. Was wollen die eigentlich?




Eine Freundin meiner kleinen Tochter hat gerade ihren Job und ihre Wohnung gekündigt und wird ab Januar für ein halbes Jahr nach Asien gehen. Was sie dort macht? Weiß sie noch nicht. Irgendwas, an dem sie Spaß hat.


Ein Freund meiner großen Tochter arbeitet nur noch 25 Stunden pro Woche. Das Teilzeitgehalt reicht ihm und er ist glücklich damit.


Angesichts dieser Entwicklung schlagen tonnenweise Menschen in meinem Alter, also irgendwo jenseits der 50, die Hände über den Kopf zusammen, weil „die jungen Leute“ (die alle zwischen 21 und 25 Jahre alt sind und neudeutsch als GenZ firmieren) ja so unentschlossen und gar nicht auf Geldverdienen getrimmt - vulgo faul - sind. Im Spiegel-Online-Forum gab es kürzlich unter der Nachricht, dass Staatsanwälte im deutschen Rechtssystem so langsam ein rares Gut werden und der Nachwuchs nicht unbedingt eine 50-Stunden-Woche präferiert, eine heftige Diskussion mit dem Tenor: „Die sind kein Arbeiten mehr gewohnt, die verzogenen Gören.“


Nicht umsonst lautete bei meinem „10 Jahre Abi“-Treffen (also vor drölfzig Millionen Jahren….) die wohl meistgestellte Frage: „Hast du ein Haus?“ Hatte ich übrigens nicht. Auch keine Yacht, keine Pferdepflegerin, nichtmal einen Ehemann oder Kinder. Damit war ich ziemlich allein auf weiter Flur. Noch schlimmer hat es lediglich meinen Kumpel Stefan getroffen, der fröhlich auf die Frage, ob er „wenigstens verheiratet“ ist, antwortete: „Nö, geschieden. Bin ich Erster?“ War er.


Die Vertreter der GenZ oben machen es halt einfach anders. Die halten inne und überlegen, was sie wirklich wollen und ob Haus, Yacht oder Pferdepfleger ihnen wichtig sind. Und dann tun sie das, was sie wollen. Geld ist vielen nicht halb so wichtig wie den Generationen vor ihnen. Was ihnen wichtig ist, sind sie selbst. Sie reiben sich nicht auf im Hamsterrad. Wenn sie merken, dass ihnen das alles nicht gut tut, dann ändern sie was. Und ganz ehrlich: Sie sind ziemlich glücklich dabei. Zumindest die drei, die ich kenne.


Aber scheinbar ist das durchaus symptomatisch. Gestern las ich, dass das Beamtentum für die GenZ durchaus anziehend ist. Und zwar nicht zuletzt wegen der Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten oder auch mal eine längere Pause einzulegen.


Das hat wenig damit zu tun, dass sie keine Leistung bringen wollen. Das wird ihnen oft vorgeworfen. Auch von Gleichaltrigen. Kind, klein, zum Beispiel hört gerne mal den Vorwurf, dass sie ja wohl zum Langzeitstudenten wird. Äh, sie ist gerade 21 geworden und hat nen Bachelor. Klar könnte sie mit 22 den Master schaffen, dann noch die Fachausbildung obendrauf und dann mit 24 so richtig durchstarten. Und ich kann gut verstehen, dass ihr das nicht sonderlich erstrebenswert erscheint. Also guckt sie gerade, was es links und rechts des Weges sonst noch so gibt.


Ich finde das toll. Ich finde es großartig, dass viele dieser tollen jungen Menschen eben nicht das tun, wozu unsere Eltern uns anhielten: Abitur, Ausbildung oder Studium und dann zügig ab ins Arbeitsleben, Geld verdienen. Ziel: Karriere machen. Oder wenigstens einen Titel auf der Visitenkarte, der wichtig klingt. Und natürlich das Gehalt, das fürs Einfamilienhaus reicht.


Nach den Erfahrungen, die ich im vergangenen Jahr gemacht habe, kann ich nur sagen: Es ist toll, wenn man sich selbst sieht. Wenn Studium und Karriere nicht ausgeschlossen werden, aber wenn man regelmäßig hinguckt, ob einem das noch gut tut. Und wenn man auch mal über den Tellerrand blickt. Dafür muss man übrigens nicht unbedingt reiche Eltern haben. Ich rede hier nämlich nicht vom  heute scheinbar obligatorischen Gap Year nach dem Abi auf Kosten der Erziehungsberechtigten, das man zur Selbstfindung irgendwo in Australien oder Neuseeland verbringt.


Meinen Kinder habe ich das durchaus bewusst nicht finanziert. Finden konnten sie sich hervorragend auch so ;-) Aber sie hatten nicht nur die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Sie sollten es auch tun. Ob Ausbildung oder Studium, ob Praktikum oder Nebenjob. Das war mir ziemlich egal. Ich hätte sie auch gern nach Australien entlassen. Aber das sollten sie sich schon selbst finanzieren. Es wurde ein Findungsjahr beim großen Kind mit ersten Praktika und Europatour sowie einer studienvorbereitenden Ausbildung im Anschluss. Das kleine Kind wusste genau, was es wollte. und fing sofort mit dem Studium an, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, nach dem Bachelor nochmal zu gucken, was so geht.


Mit ihrer Herangehensweise an das Berufsleben, die völlig anders ist als ich es aus meinem Zwanzigern gewohnt bin, sind sie ziemlich glücklich. Und wenn sie es nicht sind, merken sie es immerhin. Und ändern etwas. Weil sie wissen, wie das geht.


Ich wusste das nicht. Ich habe ja nicht einmal gemerkt, dass ich in einen Burnout gerutscht bin. Weil Karriere und Einkommen und Leistung ja so wahnsinnig wichtig waren. Und ich bin froh, dass es heute so viele junge Menschen gibt, die uns „Alten“ zeigen, wie man es auch machen kann.


Liebe Grüße

Fran

Kommentare

  1. Hallo Fran,
    mir ist das auch völlig schleierhaft warum die jungen Leute das machen.
    Ich kenne einige die ihre Arbeitszeit reduziert haben und dann nebenbei woanders arbeiten.
    Das muss ich nicht verstehen und kann ich nicht nachvollziehen. Sie sind halt alt genug und müssen es eben selbst hinbekommen.
    Gruß
    Hannelore

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    1. Oh, ich weiß schon, warum die das so machen. Weil sie ihr Leben nicht nur der Arbeit widmen möchten, sondern noch viele andere Dinge tun und erleben wollen. Vielleicht arbeiten diejenigen, die du kennst, ja in einem Zweitjob, weil er mehr Spaß macht als der Erstjob, aber nicht genügend Geld bringt, um davon zu leben? Könnte ich sehr gut verstehen.
      Klar hätte ich auch so weitermachen können wie vor gut einem Jahr. Arbeiten, arbeiten und nochmal arbeiten. Überstunden ohne Ende. Aber das will ich definitiv nicht mehr. Da lebe ich liebend gern mit weniger Geld, aber habe mehr vom Leben :-)

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  2. Ich kann das auch verstehen. Das Leben ist nicht nur für die Arbeit da, es muss auch Zeit zum Leben bleiben. Ich verstehe das voll und ganz, solange das selbst finanziert wird und nicht die Allgemeinheit das finanzieren muss. Dann fühle ich mich veräppelt. Es wäre toll, wenn es mehr Arbeitsmodelle gäbe, als Halb - oder Ganztags. Klar gibts noch, aber modernerer, innovativ und cool. Ich glaube Du weißt was ich meine. Klar es gibt schon viele Möglichkeiten, Homeoffice z.b. aber da geht mehr.
    Meine Kinder ziehen auch sofort die Reißleine, wenn etwas zu viel wird und das ist gut so.
    Liebe Grüße Tina

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    1. Mit den Teilzeitoptionen gebe ich dir sowas von Recht. Ich hätte eventuell in meinem alten Job weitergearbeitet, halt mir sehr reduzierten Stunden. Das war nicht möglich. Entweder ganz oder gar nicht. Und jetzt bin ich sehr froh, dass ich die Alternative "gar nicht" gewählt habe. Denn bei einem Arbeitgeber, der seine gesetzliche Verpflichtung auf eine Teilzeitstelle einfach ignoriert möchte ich nicht arbeiten. Punkt.
      Deine Kinder sind sehr weise! Ich hab das in meiner Jugend nie gelernt und das hat sich dann halt irgendwann gerächt.

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  3. Ich kenne einige "junge" Leute, die an einem Burnout erkrankt sind bzw. waren und anschließend schwer wieder ins Berufsleben fanden. Insofern kann ich das gut nachvollziehen. Ich selbst habe auch meine Arbeitszeit reduziert, weil einfach nicht mehr geht. Wer einmal in diesem Hamsterrad war kommt schnell wieder hinein, wenn die Situation nicht entsprechend geändert wird. Problematisch wird es vielleicht im Alter, weil nicht ausreichend in die Rentenkasse gezahlt wird. Hier müsste dringend eine Reform her, z. B. das schwedische Modell.

    Liebe Grüße
    Sabine

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    1. Das wundert mich auch immer, dass die krankmachenden Faktoren weiter bestehen bleiben können, aber von Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin erwartet wird, dass es nun wieder zu klappen hat. Vielleicht können Krankenkassen und Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen (und die Gesellschaft) darauf mal eine zufriedenstellende Antwort geben? Mit Achtsamkeit ist es da nämlich nicht getan, wodurch ja immer suggeriert wird, dass das eigentliche Problem bei der inneren Einstellung liegt.

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    2. Öhm, der vorherige anonyme Kommentar war von patricia.s
      (habe kein google-Konto oder eigene website)

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    3. Patricia ich glaube ich weiß was Du meinst. Alle erwarten dass es es wieder klappt. Es müsste dich gerade in Jobs mit sehr hohen Arbeitsanforderungen generell etwas verändern. Das Arbeitsaufkommen ist heute z.b. in meinem Job wahnsinnig angestiegen im Vergleich zu früheren Jahren. Ich arbeite zügig und schnell, da ich dort 25 Jahre schon sitze, aber ich habe das Gefühl ich arbeite im Akkord. Also eigentlich ist das so. Das ist für viele Menschen nicht zu stemmen und ich stecke das auch immer schwerer weg. Brauche Erholungsphasen. Da könnte man ansetzen und ohne dass der Verlust (Geld, Rente etc.) bei mir liegt. Mehr Urlaub, weniger Arbeitsstunden. „Gönne“ ich mir das trage ich die finanzielle Last, obwohl der Job eigentlich für niemanden mehr zu schaffen ist?! Es gibt super viele solcher Berufe, die kaum noch normal zu erfüllen sind. Echt schwierig zu erklären was ich meine. 🥴
      Liebe Grüße Tina

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    4. Hallo Tina,
      im Gegenteil, das ist gar nicht schwierig zu beschreiben, sondern so wie Du es beschreibst, sehr gut verständlich und nachvollziehbar. Ich sehe da eher, dass viele das lieber gar nicht wahrhaben wollen, nach dem Motto Augen zu und durch, da ist natürlich auch viel Angst im Spiel, Arbeit bedeutet schließlich auch Existenzsicherung. Und nicht zuletzt steht doch meist schon jemand bereit, der den Job übernehmen will, wenn jemand wegen Arbeitsüberlastung ausfällt. Die meisten ziehen heute erst dann die Notbremse, wenn es wirklich, wirklich gar nicht anders mehr geht.
      Liebe Grüße patricia.s

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    5. Was sich in den letzten Jahren im Arbeitsleben getan hat, ist halt einfach irre. Ich kenne eigentlich keinen Job, der heute nicht sehr viel mehr komplexer ist als vor 20 Jahren. Überall wird eingespart und rationalisiert - und dann macht man das, was übrig bliebt, eben noch oben auf. In meinem Ex-Job gab es bis vor wenigen Jahren Redakteure, die schrieben. Und DTPler, die das Ergebnis layouteten. Heute macht der Redakteur das Layout eben mal selbst. Genauso wie das Schlusslesen. Und die Bildbearbeitung bitteschön auch noch. Ähnlich sieht es in vielen anderen Jobs aus. Und das geht eigentlich nicht.
      Und Patricia, du hast Recht. Allein mit Achtsamkeit ist es nicht getan. Da sind die Arbeitgeber gefordert. Dummerweise sitzen die das aus. Und das funktioniert hervorragend. Die krankmachenden Faktoren in meinem Ex-Job waren klar benannt. Geändert hat sich nichts. Also habe ICH die Bremse gezogen. Und mein Nachfolger wird es ausbaden. Denn ändern wird sich auch in Zukunft nichts. Außer, dass noch ein Häufchen Arbeit obenauf kommt.

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    6. Ich finde das Thema wirklich aufschlussreich. Und ich gebe Dir, Fran, in allen Ansichten recht.
      Und mal als Vergleich: Bei mir vor der Haustüre ist seit Monaten eine riesengroße Baustelle: die Abwasserrohre werden ausgetauscht, sobald es hell wird, also derzeit gegen 7 Uhr, geht es los. Aber immer von 9.30 bis 10 Uhr ist Frühstückspause. Und später kommt die Mittagspause, und so gegen 15 Uhr verwaist die Baustelle langsam. Hier käme niemand auf die Idee, die Arbeitsleistung zu erhöhen, indem Pausen verkürzt oder gleich gestrichen werden. Oder etwa gleichzeitig noch mit der linken Hand der Bagger bedient werden muss. Das hängt wahrscheinlich mit der körperlichen Ermüdung nach anstrengender Muskelarbeit zusammen – allgemein bekannt, allgemeines Erfahrungswissen. Die Zusatzleistungen, die in allen von Dir aufgeführten Berufen ausgeführt werden sollen, sind ja meist auf noch präziseres, effektiveres Arbeiten ausgerichtet, Stichwort: Multitasking. Hauptsächlich arbeitet da der Kopf. (Den Aspekt, dass z.B. in den Pflegeberufen gleich ganze Dienstleitungen aus Zeitmangel fallengelassen werden, lasse ich jetzt mal aus.) Ich denke, dass man diese Arbeitsleistungen gar nicht erfasst. Da geht es meistens ausschließlich um den Maßstab Zeit, in der das und das zu schaffen ist.
      Und natürlich fällt die Zusatzbelastung nicht einfach vom Himmel, da verdient noch irgendjemand an der Arbeit, die erledigt wird – der Aspekt tauchte bisher gar nicht auf. Es ist ja nicht so, dass man mit seiner Arbeit nur seinen Arbeitsplatz erhält.
      Viele Grüße patricia.s
      (habe jetzt die ganze Zeit feste daran gedacht – Stichwort Multitasking ;)

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    7. Das ist richtig. Da verdient jemand meist mit und nicht immer ist es gerecht. Ich habe Kolleginnen, meist die Halbtagskräfte, die einfach erfolgreich zuschauen, dass sie nix dazulernen. Nicht mal den Druckertoner wechseln können. Die immer meine Hilfe brauchen. Die machen es richtig… irgendwie. Sind auf jeden Fall weniger belastet. Aber Du meinst wahrscheinlich dass die Chefetage verdient.
      Mit der Baustelle ist super Beispiel. Meine Arbeit ist tatsächlich im Kopf und viel von allen Seiten. Der schwirrt mir nach ein paar Stunden ordentlich.🤪
      Liebe Grüße Tina

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    8. Patricia, Daumen hoch fürs Multitasking :-)
      Vielleicht hätte ich in den Hoch- oder Tiefbau gehen sollen. Ich habe ehrlich gesagt nicht viel Ahnung davon, wie sich die Jobs da in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Stimmt natürlich, die Zeiten sind immer noch die, die man so kennt. Kann man mit moderneren Maschinen mehr Meter Straße bauen als mit alten Exemplaren? Vermutlich schon. Aber wissen tu ich's nicht. Ein Bekannter von mir ist Heizungs-Fachmensch. Da haben sich die Arbeitszeiten definitiv erhöht. Der darf jetzt auch am Samstag arbeiten, weil so viel zu tun ist... Ach, ich weiß auch nicht.
      Und klar verdient jemand an der vermehrten Arbeit, die von weniger Menschen erledigt wird. Mein ehemaliger Arbeitsplatz zumindest wird wohl nicht neu besetzt. Machen die anderen halt mit, weniger Zeitung wird es wohl nicht geben. Die Verleger wird es freuen, für die wird es billiger.

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    9. Tina, mir ging es genauso. Ich hab wie ein Rohrspatz auf die Kollegen geschimpft, die nix dazulernen wollten und hätte ihnen den Hals umdrehen können. Inzwischen halte ich die für ziemlich schlau. Denn ich hätte mir das ja nicht aufhalsen müssen. Gezwungen hat mich dazu keiner. Ich hab es freiwillig getan. Um mich besser zu fühlen. Dummerweise hat das nicht geklappt. Und siehe da: Als ich weg war, funktionierte es trotzdem. Da muss dann wohl irgendwer was gelernt haben ;-)
      Ich hab mich lange Zeit für unersetzlich gehalten und ja, ich hab daraus auch meinen Selbstwert gezogen. Mir hat das nen Burnout beschwert. Dem Rest nicht. Also haben die doch was richtig gemacht.

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    10. Tina, ja, ich meinte natürlich die nächsthöhere Etage. Aber das Beispiel mit den "lernunwilligen" Kollegen trifft es auch, hatte ich gar nicht im Hinterkopf. Aber es ist schon bezeichnend für den Gesamtzusammenhang, dass man den Arbeitsalltag besser übersteht, wenn man sich geschickt vor Aufgaben drückt. Das müsste einen Arbeitgeber nun auch mal interessieren. Ich kenne da das Beispiel, dass in vielen großen Unternehmen die eine Abteilung immer nur darauf achtet, dass es bei ihr gut klappt (sprich: die Bilanzen schön sind), was mit den anderen Abteilungen ist, ist erstmal egal. Daran kranken Unternehmen zuhauf, die blockieren sich intern. Und der Kunde, der eigentlich darauf angewiesen wäre, dass alle gut zusammenarbeiten, gerät in eine seltsame, kafkaeske Situation. Darüber spricht aber niemand. Und solange das Unternehmen entsprechende Zahlen schreibt, guckt da niemand genauer nach.
      LG Patricia.s

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    11. Stimmt, Patricia. Das sollte einen Arbeitgeber interessieren. Tut es aber allzu häufig nicht, solange das Große und Ganze funktioniert. Bis dann der eine, der das Ganze zusammenhält, irgendwann kapituliert. Falls er sich das traut.

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  4. Ich verstehe die jungen Menschen durchaus. Ich frage mich aber auch: Wer soll die ganzen Arbeit machen, wenn in einer ohnehin schrumpfenden Gesellschaft demnächst auch noch die Boomer in Rente gehen. (Und Migranten ja auch nicht direkt willkommen sind oder sich manchmal auch nicht so integrieren lassen. Das Fass will ich hier aber lieber nicht aufmachen.) Ich las kürzlich, dass 30 Prozent der Klinikärzte Teilzeit arbeiten - verständlich, aber wir wünschen uns ja doch alle eine halbwegs gute Versorgung?

    Wie mit dieser immer weiter aufklaffenden Schere zwischen vorhandener Arbeit und vorhandenden Arbeitskräften umgegangen werden wird - darauf bin ich sehr gespannt. Ich hoffe, es findet sich eine gute Lösung. ;-)

    Und eines darf man natürlich auch nicht vergessen: Viele von den „Jungen“, die nur Teilzeit arbeiten, weil das Geld auch so reicht, sind in den Wohlstand aufgewachsen und die Erben von morgen. Da muss man sich vielleicht auch nichts erarbeiten, auch keine Altersversorgung etc.

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    1. Dass man immer genau hinsehen muss, wer da gerade ganz locker das Wort führt im Hinblick auf weniger arbeiten, stimmt. Ich erinnere mich in dem Zusammenhang an einen Spruch von Heidi Kabel auf der Bühne des Ohnesorg-Theaters: "Auf seidenen Kissen weint sich leichter!"

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    2. Das war wieder ich, also patricia.s (ich lern's noch)

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    3. Ja, 30 Prozent der Klinikärzte arbeiten Teilzeit. Weil ein Vollzeitjob als Assistent etwa einen kaputt macht. Weil es Ärzte mit Kindern gibt, die ihren Nachwuchs auch mal sehen wollen. Ich kann das sehr gut verstehen. 24-Stunden-Schichten, Schichtdienst allgemein - das sind alles Dinge, die auf Dauer nicht gesund sind. Die Lösung wäre, einfach mehr Ärzte auszubilden. Aber nein, das geht nicht. Ist zu teuer. Und in manchen Bundesländern auch einfach nicht gewollt, man muss ja seine Pfründe sichern.
      Viele junge Menschen, die ich kenne, sind erstaunlich genügsam. Die kommen spielend mit wenig Geld klar, wenn sie dafür mehr Lebensqualität haben. Statussymbole wie etwa Autos haben da ausgedient. Das ist in unserer Generation völlig anders. Da sind Statussymbole wichtig. Und dafür muss das Geld halt rangeschafft werden.
      Äh ja, und meine Kinder werden von ihrem Erbe voraussichtlich keine seidenen Kissen zahlen können. Aber wie ich sie kenne, reicht ihnen auch Baumwolle ;-)

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  5. Ich schrieb ja auch: Ich verstehe, dass Klinikärzte Teilzeit arbeiten. Und ja, das Problem ist auch hausgemacht. Aber die Mediziner waren ja nur ein Beispiel. Der Personalmangel betrifft ja mittlerweile fast jede Branche, auch die, wo es genug Ausbildungsmöglichkeiten gibt. (Selbst die Frisörbranche, zum Beispiel!) Und das wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Ich bin gespannt, was das mit unserer Gesellschaft macht, wenn sich zu viel Arbeit auf immer weniger Arbeitskräfte verteilt, die dann zum Teil auch noch Teilzeit arbeiten wollen. Von daher kann ich den Wunsch zu einer besseren Work-Life-Balance zwar verstehen - aber ich sehe auch die Nachteile, und die sind nicht unerheblich. Vor allem muss es doch auch noch einen Mittelweg geben: zwischen Arbeiten bis zum Burn-out und Teilzeit.

    Sind junge Menschen heute wirklich genügsamer? Ich weiß es nicht. Ich glaube, sie geben das Geld für anderes aus. Auch Reisen, Auslandsaufenthalte und Sabbaticals kosten Geld. Das Auto ist sicher kein Statussymbol mehr, das stimmt. Gott sei dank!

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    1. Natürlich hast du Recht. Der Fachkräftemangel betrifft alle Branchen. Im Gesundheitswesen ist er besonders schlimm, aber im Handwerk sieht es nicht besser aus. Was kann man da tun? Nun, auf jeden Fall wäre eine bessere Bezahlung angebracht.
      Ok, mir erzählen ständig Menschen, dass man als Handwerker - so man Meister und selbständig ist - wahnsinnig gut verdient. Ich kenne aber auch den Sohn meiner ehemaligen Nachbarn. Ausbildung zum Feinmechaniker. Als Geselle wurden ihm 12 Euro Stundenlohn geboten (das war vor der Anhebung des Mindestlohnes). Er ist jetzt Berufsfeuerwehrmann. Da frag ich mich dann auch: Warum bildet man aus, wenn man die selbst ausgebildeten Gesellen für einen Hungerlohn arbeiten lassen will? Ich habe in meiner Zeit als Journalistin so viele Mittelständler erlebt, die lausig bezahlt haben - das macht halt niemand mehr mit.
      Krankenhäuser und Rettungsdienste beschäftigen zurzeit sehr viele Pfleger/Sanitäter über Zeitarbeitsfirmen. Deren Gehalt ist doppelt so hoch wie das laut TvÖD. Und die finden Mitarbeiter.
      Und ja: Es wird schwierig, wenn die Gehälter steigen, denn irgendwer muss das bezahlen. Im Endeffekt halt der Kunde. Und daraus folgt: Wir werden uns künftig den Wohlstand, den wir genossen haben, nicht mehr leisten können. Ich schätze mal, darauf läuft es hinaus. Ist lange prophezeit worden und wird vermutlich auch eintreffen.
      Der Weg zwischen Burn-Out und Teilzeit - es gibt ihn bestimmt. Aber eben nicht in allen Unternehmen. Es gibt halt zu viele Unternehmen, die ihre Mitarbeiter aussaugen, bis nicht mehr geht. Und ehrlich gesagt: woher solche Unternehmen dann künftig ihre Mitarbeiter bekommen, ist mir dann auch furchtbar egal ;-)
      Und dass junge Menschen genügsamer sind, gilt ganz sicher nicht für alle. Genausowenig wie alle sich fürs Klima einsetzen. Aber ich habe viel mit jungen Menschen zu tun und viele von ihnen haben tatsächlich andere Werte als wir sie früher hatten. Liegt logischerweise an der Erziehung und an der sind wir selbst schuld *grins*. Und ja, sie sind genügsamer. Urlaub - klar, der wird gemacht. Übernachtet wird im Hostel für einen Zwanziger. Auslandsaufenthalte? Ja, die sind beliebt. Dann wird halt im Ausland gearbeitet. Kindlein, ist gerade auf der Suche nach einem Job in Barcelona, um dort ein paar Monate zu verbringen. Ich kenne wenige junge Leute, die sich den Aufenthalt von ihren Eltern bezahlen ließen. DAS hätte ich im Übrigen auch nicht getan. Sie hätten die Welt bereisen können und ich hätte applaudiert. Aber eben nicht bezahlt. Das können die selbst.
      Ach, es ist schwierig. Aber ich find es eben auch gut, dass der Fehler, den ich gemacht habe, von vielen jungen Menschen nicht mehr gemacht wird. Weil sie das einfach nicht mitmachen. Ich hab das auf die harte Tour gelernt. Aber immerhin kann ich es jetzt :-)

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  6. Na, da hast du ja ein Fass aufgemacht, liebe Fran. Ist aber ein guter Jahrgang ;). Ich bin bei dem Thema bei dir und dennoch habe ich auch ein paar Bedenken.
    Ja, ich finde es super, wenn die jungen Leute (selbstfinanziert) auf sich achtgeben, sich ausprobieren und eventuell auch noch einmal einen neuen Weg einschlagen.
    Denn das alles klingt nach einem Plan.
    Dennoch finde ich es auch bedenklich, dass manche Dinge sehr nach treibenlassen klingen.
    Ich gebe dir Recht, wie du am Beispiel deines 'alten' Jobs aufzeigst, dass immer mehr von Arbeitnehmern verlangt wird, auch an Verantwortung und Zeitaufwand. Das ist unschön und wenig motivierend. Auch was die Bezahlung in manchen Berufen verglichen mit eben jener Vernatwortung angeht.
    Aber ich mache mir schon Sorgen, wenn ich höre, dass kaum noch qualifizierte Auszubildende zu finden sind, wobei die Gründe vielfältig sind. Und nicht immer nachvollziehbar.

    Ich glaube, man kann unsere Generation nicht mit der GenZ vergleichen, denn so platt das klingt, unsere Radien der Information und auch unsere Erziehung waren definitiv anders. Und nicht alles daran war schlimer, oder?

    Liebe Grüße
    Nicole

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  7. Ich habe dafür vollstes Verständnis. Ich arbeite seit 26 Jahren reduziert. Erst 20 Std. dann nach und nach mehr. Seit ein paar Jahren 28 Std. Die Steuer hält sich im Rahmen und in die Rente zahle ich als Beamtin eh nicht ein.
    Aber was soll man mit "mehr Geld" machen? Mit Null gespartem/geschenktem und ohne Sicherheit kannst Du Dir keine Wohnung für 500 000 € leisten zu kaufen. Wenn Du es auf die Bank legst wird es von der Inflation aufgefressen. Und wenn Du sie vermietest, kannst Du vielleicht 1000 € kalt verlangen. 450 € zahlst Du an die Verwaltung und das restliche Geld wird für kontinuierliche Renovierungen verwendet bzw. ordentlich versteuert. Dazu hat man meist ordentlich Aufwand und gerne auch Ärger mit oder wegen der Mieter. Wenn Du das Haus der Eltern erbst und nicht drin wohnst/einziehst, zahlst Du hier Erbschaftssteuer, dass es kracht.
    Das ist doch alles nicht mehr schön. Aber irgendein einmaliges Trostpflaster unserer begnadeten Regierung wirds schon richten.
    BG Sunny

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    1. 28 Stunden klingt toll. Wenn das Geld reicht, ist das wunderbar. Ist vermutlich in München nicht selbstverständlich. Und eine Wohnung kaufen und vermieten - och nö. Ich seh bei meiner Freundin, wie die als Vermieterin leidet. Das müsste ich mir nicht antun.
      Soweit ich weiß ist die Erbschaftsteuer doch bundesweit geregelt? Und für Kinder gibt es doch einen Freibetrag von 400.000 Euro? Ok, für den Rest zahlst du. Aber beim Verkauf (wenn du halt nicht selbst drin wohnen möchtest) dürfte das doch kein Problem sein, oder?

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    2. Erschaftssteuer ist sowieso eine Unverschämtheit. Die Leute, die sich etwas erarbeitet haben, haben das Geld schon versteuert. Warum also muss der Staat wieder die Hand aufhalten? Um die zu finanzieren, die alles Geld verprassen?
      Wenn Du hier ein schönes Grundstück in guter Lage hast, bist bei 1000 qm ca. bei 1,5 Mio Wert. Du kannst es nicht aufheben und vermieten, bis eines Deiner Kinder einziehen will, weil Du Dir die Erbschaftssteuer nicht leisten kannst. Musst vielleicht das Grundstück verkaufen. Ja sag mal gehts noch? Das kann doch so nicht gewollt sein. Stell Dir vor, Du bist beruflich in Hamburg. Wenn Du in 10 Jahren in Rente gehst, willst Du ins Haus Deiner Eltern ziehen, hier im Voralpenland. Dann müsstest Du 77 000 € Steuer zahlen. Ja, für was, frag ich Dich?
      Eine Immobilie zu vermieten ist aber wie gesagt auch Quatsch, wenn Du Verwaltung, Steuer und Wertverlust trotz Instandhaltung rechnest....
      Die Wohnung kostet 500 000 € und Du machst tatsächlich 300 € "Gewinn" pro Monat damit... musst Du sie 138 Jahre vermieten, um das Geld wieder drin zu haben. Wo ziehen denn die ganzen Mieter hin, wenn ihnen keiner mehr eine Wohnung vermietet??? Bei uns stehen stehen viele Wohnungen leer. Meine eigene auch.
      BG Sunny

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    3. Äh ja, jeder Euro, den ich ausgebe, den habe ich schon versteuert. Und zahle auf so ziemlich alles noch einmal Steuern. Das ist ja nicht neu.
      77.000 Euro Steuern bei einem Grundstückswert von 1,5 Mio ist doch ein echtes Schnäppchen. Das Geld leiht dir ja nun jede Bank. Halte ich für Jammern auf sehr hohem Niveau.
      Du lässt deine Wohnung leer stehen? Naja, angesichts der Wohnungsnot finde ich das eher suboptimal. Warum verkaufst du sie nicht? Leerstehen lassen ist in HH nicht mehr drin. Das kostet dann eben auch. Was ich übrigens ok finde. Ansonsten haben wir bald Londoner Verhältnisse.

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  8. Fran ich bin bei Dir. Es wird sich wohl was tun müssen in Zukunft. Mal sehen, ob wir eine/n Azubi finden.
    Weisst Du bei uns könntest Du nochmal 3 Leute mehr einstellen, die Menschen wären dennoch einfach nervig. Die hohen Erwartungen, die oft mangelnde Erziehung und Freundlichkeit heutzutage ist kaum zu ertragen. 🥴
    Liebe Grüße Tina

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    1. Ok, mangelnde Erziehung und Freundlichkeit sind bei euch wohl ein nicht zu verachtendes Problem. Versteh mir einer die Menschen. Wenn ich möchte, dass mir geholfen wird, hat der Helfer mindestens Respekt und Freundlichkeit verdient.

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  9. Ich habe den Beitrag und die Kommentare sehr interessiert verfolgt, kam jedoch noch nicht zum Kommentieren. Das Thema finde ich echt interessant. Bei mir in der Einrichtung beklagen sich sie Geschäftsführer, dass sie immer weniger Menschen finden, die bereit sind, den Job in Vollzeit zu machen. Ich hatte ja dasselbe Problem, sie sagten, eine Reduzierung ginge nur als "Springerkraft"... im Nachhinein bin ich ja froh dass ich die Verantwortung abgegeben hab, trotzdem.... ich hab denen gesagt, dass sie flexibel reagieren müssen und auch Pädagogen in Teilzeit einstellen müssen, aber das wollen sie nicht. Tja, müssen die Gruppen halt nach und nach zumachen.
    Was ich damit sagen will, ich spüre es in meinem Job, dass immer mehr junge Leute nicht mehr gewillt sind, die Arbeit und damit das Geldverdienen an erste Stelle zu setzen. Ich begrüße das sehr und hoffe, dass diese Entwicklung anhält und v.a. darauf reagiert wird! Denn in fast allen Bereichen fehlen Arbeitskräfte! Aber man kann die Spirale nicht ewig so weiterdrehen, die Anforderungen für die gleiche Arbeit immer noch höher und höher drehen. Ich persönlich hab glaub ich mein Leben lang schon geschaut, dass es mir nicht zu viel wird, habe Jahre "verplempert", vor dem Studium z.B., einfach weil ich dachte, arbeiten wirst du noch früh genug- was ja auch der Fall war. Und jetzt mog i nimma. 24 Wochen-Stunden müssen reichen!
    Also, ich bin absolut bei dir!
    Liebe Grüße, Maren

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    1. Im Prinzip könnte man all diese Probleme leicht lösen. Durch ein Grundeinkommen. Damit kann man sich dann jeden Job "leisten". Und macht ihn vermutlich gern.

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