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Me-Time - braucht man das?




Beim Begriff Me-Time habe ich vor zwei Jahren noch mit den Augen gerollt. Sowas brauchte ich nicht. Ich hatte den großartigsten Job der Welt, der mir irre viel Spaß machte. Me-Time den ganzen Tag lang quasi. Ok, dass ich für Sport quasi keine Zeit mehr hatte, war schade. Dass ich immer mehr Stress hatte, war ein bisschen blöd. Aber ich hätte jedem, der mir zu Me-Time geraten hätte, erklärt, das sich so einen Blödsinn nun wirklich nicht brauche.

Was draus wurde, wisst ihr ja. Ein Komplettzusammenbruch und ein hübscher, ausgewachsener Burnout mit allen Konsequenzen inklusive Klinik und Co. Ach ja, und der Einsicht, dass Me-time dann doch vielleicht eine gute Idee ist. Und nachdem ich vor einem Jahr nichtmal gewusst hätte, wie Me-Time überhaupt geht, gönne ich mir heute jede Menge davon.


Zuweilen rolle ich nämlich noch immer mit den Augen. Zum Beispiel dann, wenn ich höre oder lese, dass 15 Minuten Nägellackieren die Auszeit für den Tag bedeuten. Wenn das tatsächlich alles ist, was vom Tag für mich selbst abfällt, dann ist es vielleicht an der Zeit, das Ganze mal zu durchdenken. Ok, das könnte jetzt daran liegen, dass ich meine Nägel eher ungern lackiere. Nicht dass ich das Ergebnis nicht mag. Ich mag es gern. Nur der Prozess… Für den fehlt mir jegliches Talent. Ich bin mehr der Grobmotoriker ;-)


Nagellack gehört also eher nicht zu den Dingen, an denen ich Spaß habe. Wie schön, dass es genügend andere Dinge gibt, die ich gern tu. Die reichen locker für einige Stunden am Tag. Dank Teilzeit darf ich mir diese Stunden zurzeit auch leisten. Ich weiß, dass ich damit sehr privilegiert bin. Und das wird auch wieder anders. Aber auf einige Dinge werde ich mir ganz sicher nicht mehr verzichten - und schon gar nicht für einen Job. Und wie sieht meine Me-Time aus?


An erster Stelle des Tages -  und nicht nur dort - steht Bewegung. Und weil ich Schwimmen liebe und glücklicherweise eine Schwimmhalle direkt vor der Nase habe, gönne ich mir eine Schwimmclub-Mitgliedschaft. Mit der kann ich jeden Tag schwimmen gehen, und weil das Bad morgens exklusiv für Schwimmclub-Mitglieder geöffnet ist, nutze ich das Angebot am liebsten gleich morgens um sieben. Dann pennt nämlich der innere Schweinehund noch, von dem ich ganze Liederbücher singen kann, In der Regel genieße ich es aber sehr, nach einer kalten Dusche morgens ins Wasser zu springen und Bahnen zu schwimmen. Mal im Bummeltempo, mal mit ordentlich Tempo - je nachdem, wonach mir ist. Im Anschluss gibt es noch eine Runde tauchen und dehnen im Warmwasserbecken bei 32 Grad, also Badewannentemperatur. Und zum krönenden Abschluss wird gedümpelt: Dafür einfach aufs Wasser legen und atmen. Mehr nicht. Das entspannt unglaublich. Fünf Minuten dümpeln, ich bin quasi Buddha und ich habe mich gleich morgens ein wenig ausgetobt. Damit ist das Thema Bewegung an den meisten Tagen noch nicht beendet. Ist das Wetter einigermaßen ok, laufe ich mittags eine Runde durch den Park. Regnet es mal wieder Katzen und Hunde, gibt es eine Runde Yoga oder Qi Gong oder, wenn mir danach ist, Krafttraining. Ernsthaftes Schwimmen gilt allerdings defintiiv auch als Kraftrtraining. Ich glaube, ich war noch nie so weit von Winkearmen entfernt wie zurzeit ;-)


Neben Bewegung steht jeden Tag Meditation auf meinem Plan. Je nachdem, wie viel Zeit ich wann habe, meditiere ich zwischen 10 und 40 Minuten pro Tag. Bin ich unruhig oder unkonzentriert gibt es zusätzich noch einen Bodyscan, Wie gut mir Meditation tut, habe ich in der Tagesklinik gelernt. Meditieren hilft mir sehr dabei, gar nicht erst wieder in den Stress zu kommen.


Den gleichen Sinn haben Pausen. Egal ob ich konzentriert arbeite oder für meine Heilpraktikerprüfung lerne: Nach einer Stunde mache ich zehn bis 15 Minuten Pause, in denen ich einen Kaffee trinke, etwas esse, alle Treppen runter- und wieder raufrenne oder einfach nur gucke, was die Enten vor der Terrasse gerade so treiben. Hauptsache, ich bekomme den Kopf wieder frei. Nachmittags gibt es dann noch eine längere Pause mit einer Tasse Kaffee oder Tee und einem Buch. Da ich unglaublich gern lese, birgt das allerdings die Gefahr, dass ich mich festlese…


Festquatschen kann ich mich übrigens auch hervorragend. Mir ist wichtig, dass ich zwei- bis dreimal pro Woche „aus dem Haus“ komme und mich mit Freunden ode rmit dem großen Kind treffe. Nachdem ich meine sozialen Kontakte vor dem Burnout zeitweise auf Null gesetzt hatte, genieße ich diese Treffen heute unglaublich und sie sind mir heilig.


Das einzige, was ich gern noch ein wenig ausbauen würde, ist die Sache mit der gesunden Ernährung. Das klappt hervorragend, solange da Kind mich bekocht. Weilt die junge Dame dagegen ein paar Tage bei ihrem Freund, gucke ich in die Röhre und ernähre mich nur semig-gesund. Kochen wird wohl nie mein liebstes Hobby… Aber immerhin bringe ich es inzwischen auf dreimal selbstgekocht Gesundes pro Woche. Naja, es muss ja noch Verbesserungsbedarf geben :-)


Ihr seht, insgesamt kommen bei mir einige Stunden Me-Time pro Tag zusammen. Glücklicherweise habe ich diese Zeit - Teilzeitjob sei Dank. Die Gehaltseinbuße war es mir wert. Das kann vermutlich nicht jeder einfach mal so für sich entscheiden. Ich bin froh, dass ich es konnte. Denn sein wir mal ehrlich: 15 Minuten Me-Time pro Tag reichen niemandem von uns auf Dauer aus.


Wie seht ihr das? Wie viel Zeit habt ihr pro Tag für euch? Und wie nutzt ihr sie?


Liebe Grüße

Fran

Kommentare

  1. Das klingt nach einem ausgeglichenen Me-Leben und das ist super!
    Nägel zu lackieren ist bei mir genauso örgs wie bei dir: Zumal nicht nur das Ergebnis oft schon, sagen wir mal nicht so hübsch ist, sondern auch, weil es nie nie nie hält.
    Aber es gibt Schlimmeres.
    Deine konsequenten Pausen finde ich ziemlich gut, da kann ich noch üben.

    Und Schwimmen mag ich auch, aber längere Anreisen zum Schwimmbad mag ich nicht, darum kippt das hier momentan etwas hinten runter.

    Ich wünsche dir einen Me-Sonntag und schicke liebe Grüße
    Nicole

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    1. Oh ja, es ist mehr als ausgeglichen. Mit deutlichem Übergewicht in Richtung Pause. Aber das darf jetzt erstmal so sein. Wird vermutlich auch irgendwann anders. Bei der Sache mit dem Schwimmen habe ich Glück. Schwimmhalle ist gleich gegenüber. Könnte ich über Wasser gehen, bräuchte ich eine halbe Minute. Da ich das noch nicht kann, brauche ich drei Minuten. Ansonsten würde ich das vermutlich auch nicht jeden Morgen auf die Reihe kriegen.

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  2. Für mich ist Me-time Lesezeit in Büchern. Uns jetzt bestelle ich mir online direkt ein frisches!

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    1. Lesen ist toll. Damit verbringe ich täglich rund zwei Stunden. Und freue mich riesig drüber! Nichts entspannt so sehr wie in eine Welt im Buch einzutauchen.

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  3. ich war ja schon fasziniert, als Sabine kürzlich über ihren Thermomix schrieb. Jetzt höre ich schon wieder, dass das Ding toll ist... Vielleicht sollte ich mir den doch mal ansehen? Demnächst macht sich das Kind ja auf den Weg für mehrer Monate ins Ausland... nicht dass ich dann verhungere ;-)
    Wenn Freunde treffen Stress ist, weil man vorher putzt/backt/sonstwas vorbereitet, dann ist das blöd. Früher hab ich das auch mal gemacht, inzwischen nicht mehr. Und ja, es war keine einfache Umgewöhnung. Kuchen wird gekauft, wenn ich keine Lust zum backen habe und putzen vorher ist nicht. Vielleicht wäre es aber auch möglich, dass ihr euch einfach anderswo verabredet? In einem Café oder einem Restaurant? Dann hat niemand Arbeit. Und das Thema Krankheiten solltest du dir verbitten. Das geht gar nicht. Wir sind doch noch keine 80. Dann ist es immer noch früh genug, über Krankheiten und Wehwehchen zu berichten.

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  4. Ein wenig aufhorchen würde ich nur, wenn ich das Gefühl bekäme, die Me-Time auch möglichst "effizient" füllen zu müssen. Was ich damit sagen will: wenn es dir Freude bereitet, was du tust (und das glaub ich dir aufs Wort!), ist es gut. Wenn du es tätest, weil du meinst du müsstest z.B. Winkearme bekämpfen, ist es für mich keine Me-Time. Denn dann ist man vielleicht bald wieder in dieser Optimierungs-Falle.
    Wenn jemand 15 Minuten Nägel lackieren super findet, dann ist es auch Me-time. Mir würde das nicht unbedingt Spaß machen, aber um das Endergebnis beneide ich die Maniküre-Fans schon! Weil meine Nägel... na ja, eher aussehen, als würd ich auf der Baustelle arbeiten... ich sag nur: Herstellung von Beton-Schmuck! Diese ganze Werkelei ist meine persönliche Me-Time. Und auf die Radel- und Wandersaison freu ich mich auch wieder. Und einen ganzen Tag "verplempern" ohne irgendwas "Sinnvolles" zu tun, kann manchmal auch ganz schön sein!
    Liebe Grüße
    Maren

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    1. Das war bei mir tatsächlich lange so: Ich wollte die Zeit möglichst effektiv nutzen. Das war einer dieser Glaubenssätze, die mir das Leben schwer gemacht haben. Inzwischen ist das anders. Heute ist wichtig, dass ich Dinge tu, die ich gern tu, die mir Spaß machen und bei denen ich nicht effizient sein muss. Und wenn das muskulöse Arme gibt, dann freu ich mich darüber. Wenn nicht, dann auch :-)
      Ich würde definitiv einen Nagel-Lackier-Kurs belegen, wenn mir irgendwer garantiert, dass ich das anschließend kann *grins*. Ich fürchte nur, das wird nix. Ist mir aber irgendwie auch nicht wichtig genug.
      Auf Radfahren und Wandern freu ich mich auch sehr. Oder eben auf lange Strandspaziergänge. Und klar sind die sinnvoll. Sie machen gute Laune!

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  5. Für mich ist auch Nichtstun Me-Time. Grundsätzlich alles, was Spaß macht. Nägel lackieren gehört nicht dazu, aber ein Mittagsschlaf. Und die Hobbys wie Nähen und neuerdings Resinart.

    Liebe Grüße Sabine

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    1. Mittagsschlaf ist toll. Bei mir dauert der aber mindestens zwei Stunden und ich bin anschließend völlig matschig. Das mag ich dann nicht so. Danach ist der Tag nämlich gelaufen.

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  6. Oh, was wäre unser Leben ohne die „Me-Times“, Stress pur! Mein Leben ist voller Zeit für mich und diese Zeit teile ich mit großer Freude auch mal mit meinem Enkel, meinen Hobbies, meiner Nagelfee Lidia - 2 Stunden alle 3 Wochen, Fitness, mit meinen Freunden und vielen anderen Dingen. Ich hoffe das bleibt noch lange so. Für uns alle!
    Aber Fran….Warmwasserbecken bei 32 Grad für mich ist es schon eine Sauna! Zu heiß! :((( Weiterhin viel Spaß bei allem, was du in deiner Freizeit machst!
    Liebe Grüße,
    Claudia

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    1. Im moment bin ich mehrere Stunden täglich mit Lernen für meine Heilpraktiker-Prüfung beschäftigt, Arbeit kommt obenauf. Also ist das Leben nicht unbedingt voller Zeit für mich, aber es bleibt genug. Darauf achte ich ziemlich pingelig.
      32 Grad zu heiß? Och. Zum Dümpeln und zum Dehnen ist das doch wunderbar!

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  7. Mir geht es ähnlich wie Tina. Me-Time ist für mich die Zeit, die ich ohne Zeitdruck mit dem verbringen kann, wonach mir der Sinn steht. Also hier sitzen, Musik hören, Musik aussuchen, Musik zusammenstellen und in einen "Flow" bringen. Über Musik recherchieren, mir überlegen, was ich in der Moderation sagen möchte. Blogs lesen, Blogposts schreiben. Ich kann mir meine 4 * 7 h tatsächlich auch gut einteilen. Seit 26 Jahren waren es nie mehr als 28 h. Und das ist auch gut so. Nachmittags mache ich immer eine lange Pause und erledige zu was ich kommen mag. So am 16.30 gehe ich dann nochmal für 1-2 h an den Rechner. Da geht dann tatsächlich viel. Vormittags rede ich hauptsächlich. Oder höre zu. Sport 2-3 h die Woche. Aber "eigentlich" sollte ich täglich spazieren gehen. Mehr wie 6000 Schritte werden es wohl heute nicht.
    BG Sunny

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    1. Me-Time ohne Zeitdruck finde ich total wichtig. Wenn ich das nach strengem Zeitplan machen müsste, dann wäre der Genuss wohl dahin. Das tägliche Schwimmen genieße ich sehr. Das allerdings ist zeitlich limitiert - um neun kommen die ersten Schulkassen...

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