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Was ich im März gelernt habe




Übernommen habe ich die Gelernt-Liste vor inzwischen recht vielen Monaten von Ines. Weitergeführt wird sie nicht nur hier, sondern auch von Tina und von Nicole. Ich freu mich jeden Monat auf die Beiträge, weil man darin irre viel über die Blogger erfährt.


Diesmal sieht die Gelernt-Liste ein wenig anders aus als bisher. Bis zum 12. März um 11.15 Uhr war meine Welt so in Ordnung wie sie eben gemeinhin ist. Das änderte sich dann tatsächlich von einer Sekunde zur anderen. Ohne Ankündigung, ohne Vorwarnung, als der Mensch, den ich unglaublich lieb habe, beim Spazierengehen einfach neben mir umfiel. Gerade hatten wir noch geblödelt, im nächsten Moment lag er am Boden.


Aber erstmal das, was ich bis zum 12. März so gelernt habe:


 1. Nachdem die Wechseljahre vom verschämten Tabuthema zum echten Gassenhauer geworden sind und das Gynäkologen-Bashing durch ist, gibt es die „guten“ Gynäkologinnen jetzt ganz zufällig auch online. Eine fast einstündige Beratung für knapp 600 Euro - ein echtes Schnäppchen! Aber dafür ist man dann auch viel glücklicher, lebt länger, hat weniger Falten, kann fliegen….


2. Das innere Kind mal richtig doll zu knuddeln.


3. Die Todesstrafe für Menschen mit geistigen Behinderungen ist in den USA nach einem Beschluss des Obersten Gerichtshofes verboten.


4. Wenn man den Deutschlandtakt der Bahn von 2030 auf 2070 verschiebt, kann man ihn ebensogut komplett in die Tonne werfen. Wer soll sich 2070 schon daran erinnern? Und gibt es die Bahn bis dahin überhaupt noch? Oder nehmen wir dann alle Flugtaxis?


5. Hätte ich das mal schon als Studentin gelernt: Ein sorgsam ausgefüftelter Lernplan sorgt tatsächlich dafür, dass man dem Prüfungsdatum einigermaßen entspannt und gänzlich panikfrei entgegensieht. Manche Dinge lernt man eben erst, wenn man alt ist. Oder man hält sich einfach strikter an Pläne.


6. Tauben sind rotzfrech. Die scheuchen Enten aus dem Entenhaus und ziehen selbst ein. Miete zahlen sie auch nicht. Eine Krähe, die man direkt gegenüber aufhängt und die ziemlich echt aussieht, funktioniert aber prima als „Entmieter“.


7. Die aktuelle Gesetzeslage zum Thema Heilversprechen und Werbung für Heilmittel ist durchaus interessant. Und da tun sich beim Blick in soziale Medien echte Abgründe auf.


8. Der alte Bohne-Trick funktioniert immer noch: An Tagen, an denen alles doof ist, einfach drei Bohnen in die Hosentasche stecken. Und bei allem, was gar nicht doof, sondern richtig schön ist (und das kann auch ein Sonnenstrahl mitten im Schneegestöber sein) einfach eine Bohne von links nach rechts befördern. Und siehe da: Schneller als gedacht haben alle Bohne die Tasche gewechselt.


9. Gänse passen nicht ins Entenhaus. Mir war das klar, aber das Gänse-Ehepaar hat trotzdem versucht, dort einzuziehen und damit fast das schwimmende Haus zum Kentern gebracht.


10. Sabine und Nicole sind nicht nur großartige Bloggerinnen, sondern auch tolle Frauen. Ines kannte ich ja schon, aber für sie gilt das Gleiche :-)


11. Dass nicht nur Romy Kokosschokolade, sondern auch Bionella von einigen Supermärkten aus dem Angebot genommen wurde. Ich hasse es, wenn das Zeug einfach verschwindet und ich eine Odysee durch zig Supermärkte antreten muss.


12. Wie dankbar man darüber sein kann, dass ein Mensch, den man liebt, einfach nur überlebt.


In den Tagen danach habe ich eigentlich nur im Autopiloten gelebt. Daran zu denken, meine Lernerfolge täglich aufzuschreiben, habe ich nicht geschafft. Ich war einfach nur froh, wenn ich abends auf dem Sofa lag und keine neue Hiobsbotschaft gekommen war. Rückblickend habe ich trotzdem unglaublich viel gelernt in der zweiten Monatshälfte.


  • Auch wenn dich in solchen Situationen der Aktionismus überkommt und du die Nächte durchmachen willst, um eine neue, behindertengerechte Wohnung zu finden und du dich im Geiste schon von deinem geliebten Zuhause verabschiedest: Bleib ruhig.
    So schwierig das ist, weil du 24 Stunden am Tag das Gefühl hast, dass du keinerlei Macht über das hast, was passiert: Bleib ruhig und verarbeite erstmal, was überhaupt passiert ist. Triff keine Entscheidungen. Du hast Zeit. Viel Zeit.
    Du hast ohnehin keine Macht über das, was passiert. Egal ob du in Aktionismus verfällst oder nicht. Bleib ruhig, nutze die Zeit zum Verarbeiten und versuch dich zu entspannen.
  • Hol dir Hilfe, wenn du Hilfe brauchst. Meine Nachbarn haben für mich gekocht. Meine Freunde und Familie waren Tag und Nacht für mich am Telefon da, genauso wie meine Therapeutin. Und meine Kinder haben sämtliche Reisepläne aufgeschoben, um bei mir zu sein. Ich habe das gebraucht und mich auch getraut, das laut zu sagen. Das ist wichtig. Denn nur wer sagt, was er braucht, bekommt, was er braucht.
  • Du kannst viel mehr als du dir zutraust. Nicht alles auf einmal. Aber in ganz kleinen Schritten. Und du darfst dich über jeden Schritt freuen.
  • Du lernst ganz kleine Dinge zu schätzen. Wenn die Hand, die scheinbar nutzlos auf der Bettdecke liegt, deine Hand plötzlich ganz leicht drückt, dann flippst du fast aus vor Freude. Das ist dir mehr wert als jeder Lottogewinn. Und das darf und muss so sein.
  • Du musst dich um dich selbst kümmern. Es dauert ein paar Tage, bis das überhaupt möglich ist. In diesen Tagen nimm einfach an, wenn sich andere um dich kümmern. Und wenn du ein kleines bisschen Kraft gesammelt hast, dann nutze die für dich selbst - und wenn es auch nur dafür ist, dich in dein Bett zu legen und ein paar Seiten zu lesen. Oder dazu, einmal nicht ans Telefon zu gehen oder Nachrichten nicht zu beantworten, wenn dir nicht danach ist.
  • Du kannst medizinische Tatsachen nicht ändern, so sehr du auch darum kämpfen willst, es trotzdem zu tun. Dieser Kampf verbraucht nur Kraft, die du für dich brauchst.


Und last but not least ein ganz praktischer Tipp: Solltest du jemals in die Situation kommen, einen Notruf zu wählen, solltest du genau wissen, wo du gerade bist. Klingt bescheuert, hat aber einen noch bescheuerten Hintergrund. Der Mensch in der Leitstelle wollte einen Straßennamen von mir hören. Wir waren im Park unterwegs. Dort gibt es keine Straßennamen, sondern unzählige Wege ohne Namen. Diese Tatsache hat mich drei wertvolle Minuten gekostet, in denen ich versucht habe, ihm zu erklären, wo wir überhaupt sind. Dankenswerterweise haben sich zwei Jogger aus meiner Nachbarschaft sofort auf den Weg zu zwei Parkausgängen gemacht und haben den Rettungswagen von dort aus eingewiesen. Sprecht Menschen an. Die helfen gern!


Die Leitstelle, in der dein Anruf eintrifft, liegt nicht zwingend in der Stadt, in der du dich befindest. Der Mensch, den du am Telefon hast, kennt die Gegend oft nur anhand einer Karte. Wenn du keine genaue Position nennen kannst, kann dich die Leitstelle auch orten. Bitte den Disponenten um den Ortungscode und bestätige ihn, sobald du ihn auf deinem Handy hast. Dann wirst du schneller gefunden. Dieses System müsste eigentlich deutschlandweit funktionieren.


Liebe Grüße

Fran

Kommentare

  1. Du brauchst noch ein Gänsehaus.☺️
    Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut wenn ich Deine Zeilen über das Erlebte, den Notfall lese und ja das ist ein wahrer Albtraum. Besonnen zu sein fällt da wirklich nicht leicht. Dies würde mir nur gelingen, wenn es ein fremder Mensch ist, dann ist es leichter, deshalb ja um Hilfe bitten und ja fremde Menschen um Hilfe bitten.
    Ist das sicher dass Dein Liebster im Rollstuhl bleibt und Du umziehen musst? Ich habe da nach zugegeben langer Reha schon tolle Ergebnisse gesehen. Das wünsche ich von Herzen. Natürlich muss man aber auch akzeptieren können, wenn es anders ist.
    Vielleicht bringt Dich das zum lachen, aber als ich das Bild oben gesehen habe, dachte ich huch Fran hat da einen Pinguin!??! Durch das Haus hinten und den Steckdosenkasten habe ich den hellbraunen Körper nicht beachtet und mein Hirn hat einen Pinguin draus gemacht. Okay für ein paar Sekunden. 😂 Dann habe ich es gemerkt. 🤭
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, liebe Grüße Tina

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  2. Bionella aus dem Sortiment zu nehmen, ist eine Frechheit. Das ist meine Morgendroge! Ich beziehe sie bei Rewe, da ist die günstigster als bei Budni.

    "Denn nur wer sagt, was er braucht, bekommt, was er braucht." Gut, dass Du dazu in der Lage bist. Das hilft wirklich ungemein.

    Dasa die Leitstelle Orten kann, wusste ich nicht. In der Heide gibt es Notallpunkte, aber die sind soweit auseinander, dass die im Zweifelsfall zu weit weg sind, um die Zahlen zu finden. Aber besser als nichts sind die bestimmt dennoch.

    Weiter alles Gute für Dich und Deine Familie!

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  3. Hat mich sehr gefreut, Dich einmal persönlich zu treffen. Dass zwei Tage später eine Hiobsbotschaft kommt, damit hatte niemand gerechnet. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Monat wie in Trance an Dir vorbeigeglitten ist. Schön, dass es Fortschritte gibt. Alles Gute weiterhin.

    Liebe Grüße
    Sabine

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  4. Erst einmal Danke, was für ein feines Kompliment,über das ich mich wie ein Schnitzel freue.
    Ja, ich fühle immer noch mit dir.
    Diese Rubrik gefällt mir sehr, denn man lernt nicht nur über den Menschen, sondern meist auch noch dazu.
    Die armen Enten. Und so ein Gänsehaus, klingt nach einer guten Idee.

    Ich wünsche dir alles Liebe und weiter Kraft und Optimismus
    Nicole

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  5. Liebe Fran, ich denke natürlich zur Zeit ganz oft an Dich und wünsche Dir und Deinen Lieben von Herzen nur das allerbeste. Wie gut, dass Du so viel "wirksame" Unterstützung hast und bekommst. Sich in schlimmen Lebenssituationen nicht alleine und verloren zu fühlen ist bestimmt unglaublich wertvoll für Deine eigene Stabilität. Die brauchst Du auch, um Dich einbringen zu können.
    "Denn nur wer sagt, was er braucht, bekommt, was er braucht."
    Rudis Vater sagt immer, "machs Mei auf ... oder an Gäidbeidl...." Ist hier zwar etwa eingeschränkt betrachtet, heißt aber nicht anderes, als: wer möchte, dass er gehört wird, muss für sich einstehen.
    Alles, alles Gute
    Sunny

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  6. Ich hab auch mal irgendwo im Nirgendwo einen Notruf absetzen müssen, und das war ganz schön blöd, weil ich jetzt auch nicht so der Orientierungs-Nerd bin, eher das Gegenteil. Zum Glück war mein "Notfall" nur ein schlimmer Sturz übern Lenker (meine Schwester) aber trotzdem... es war auch niemand sonst in der Nähe, ich hätte natürlich sofort jemanden um Hilfe gefragt. Daher ist das mit der Ortung eine gute Sache. Bei einem anderen Notruf war ich so aufgeregt, da hat mir das "Abfragen" am Telefon sehr geholfen. Die machen das ja so, dass man nix vergisst.
    Ich muss sagen, ich bin sehr froh, dass das in Deutschland doch relativ reibungslos funktioniert. Ich unterstütze auch eine der Rettungs-Orgas mit Spenden, weil es mir echt wichtig ist, dass das so bleibt.
    Dir weiterhin alles, alles Gute! Mögen ganz viele Bohnen die Seite wechseln!!!
    Liebe Grüße Maren

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  7. Oh ja, wie frech Tauben sind, können wir auch immer mal wieder beobachten... manchmal ist es aber auch fast schon zum totlachen, wenn sie versuchen in ein zu kleines Vogelhaus zu passen... da haben wir schon wirklich sehr lustige Sachen beobachtet!

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  8. Liebe Fran, ich habe mir heute Morgen in aller Ruhe Deine letzten Posts durchgelesen. Es tut mir unendlich leid, was Deinem Partner passiert ist. Es ist gar nicht einfach, hier die passenden Worte zu finden. Dass Du auch dabei so viel Leid und Qualen erlebst, ist wirklich schlimm. Selbst beim Notruf wählen werden einem Steine in den Weg gelegt. Wie schön, dass Du so viel Hilfsbereitschaft erfährst. Ich wünsche Dir von Herzen ganz viel Kraft und Deinem Partner alles Gute. Mit Liebe, unendlich viel Geduld wirst Du bestimmt jeden Tag einen kleinen Fortschritt bemerken.
    Alles Liebe
    Ari

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