Direkt zum Hauptbereich

Wie nachhaltig ist nachhaltig?

 



Nachhaltigkeit. Wir sind alle wahnsinnig nachhaltig neuerdings. Ich natürlich auch. Ich trenne meinen Müll, fahre elektrisch (wobei die Nachhaltigkeit von Fahrzeugbatterien ja durchaus ein Streitpunkt ist), kaufe, wenn überhaupt, nur Biofleisch von glücklichen Tieren, die dann trotzdem tot sind.


Ach ja, und da waren noch Tonnen von Naturkosmetik, die wir alle sehr lieben, weil wir uns keine üblen Substanzen mehr ins Gesicht schmieren wollen. Und Miroplastik! Mikroplastik ist ganz böse. Coffee-to-go-Becher und Plastikverpackungen waren eigentlich auch böse. Aber dann kam der Lockdown. Seitdem sind Plastikbecher und diese schrecklichen Futterbehälter aus Markroplastik wieder voll ok.


Ach, und selbstverständlich tragen wir nur noch nachhaltige Kleidung. Second Hand-Kleidung war vor ein paar Jahren noch so ein bisschen igitt. Heute kauft man „pre-loved“. Klingt auch irgendwie wertiger als die Rubrik „Getragen“ bei Ebay. Dass die großen Highstreet-Ketten etwa genauso böse sind wie Mikroplastik, versteht sich von selbst. Die schwadronieren zwar ständig von nachhaltigen Materialien und Nachhaltigkeitsprogrammen, aber wie weit es damit her ist, „weiß man ja“. Also Finger weg von Kleidung vom Schweden oder vom Spanier!


Nur: Wenn mir das ein Influencer erzählt, während er gerade von Kopf bis Fuß in Kleidung von Hight-Street-Ketten gewandet ist - ist das dann Ironie? Oder Demenz? Da sind mir ja die Instagram-Verkaufsmaschinen vom täglichen Homeshopping-Kanal noch lieber die innerhalb von zehn Instagram-Stories zwölf wahnsinnig schicke, von Zwölfjährigen genähte Modeschnäppchen samt Super-Duper-Rabattcode in die Kamera halten. Die verscheppern ihren Krams wenigstens unauthentisch - weil man das Zeug nicht im Ernst schön finden kann - und tun nichtmal so, als wenn sie sich um die Zukunft der Erde auch nur einen Deut scheren oder das Wort Nachhaltigkeit annähernd buchstabieren könnten. Oder es wenigstens lernen wollten. Immerhin scheint man davon ziemlich prima leben zu können und für fünf bis drölfzig Designertaschen oder Designerschuhe scheint es auch noch zu reichen.


Aber zurück zur Nachhaltigkeit. In Sachen Kleidung bin ich da sicher kein Musterbeispiel. Ich kaufe durchaus auch mal bei Zara, auch wenn das aktuell sehr verpönt ist. Auf noch billigeres Niveau begebe ich mich allerdings nicht, versprochen. Ich kaufe nicht haufenweise Kleidung, Ich trage meine Kleidung lange und pflege sie entsprechend. Für den Moment reicht mir das. Denn ehrlich gesagt finde ich es gerade in Sachen Mode hölleschwierig zu durchschauen, was in Sachen Nachhaltigkeit läuft. Ob die Jeans eines mittelpreisigen Labels wie Sandro tatsächich fairer produziert wird als eine Jeans von Zara? Das herauszufinden übersteigt meine Recherchefähigkeiten - und die sind ziemlich ausgeprägt.








Vom bösen Spanier stammen übrigens die heutigen Schuhe. Ich entschuldige mich lieber an dieser Stelle schonmal dafür. Zu meiner Ehrenrettung sei allerdings gesagt: Die Schuhe sind acht Jahre alt und immer noch hervorragend in Schuss, obwohl ich sie Winter für Winter wirklich häufig trage. Der Vorwurf, dass die Qualität der Klamotten vom Spanier mies ist, kann ich also zumindest für diese und einige weitere Schuhe nicht bestätigen. Ich habe übrigens ein Paar im Schrank, das noch zwei Jahre älter ist - und ebenfalls noch getragen wird. Ob das Wickelkleid in Sachen Nachhaltigkeit mehr punkten kann? Ich habe offen gesagt keine Ahnung. Es stammt von COS wie etwa die Hälfte meines Kleiderschrankes. Glaubt man der COS-Webseite, wird dort total nachhaltig produziert. Ob das stimmt, könnte ich vielleicht nachprüfen, wenn ich drei Monate Zeit habe und ein Recherchebudget hätte. Habe ich aber nicht. Bei der Jacke könnnte man angesichts des Preises hoffen, auf der sicheren Seite zu sein. Könnte. Ist man vermutlich nicht. Immerhin ist das Shirt unter dem Kleid laut Hersteller volle Kanne öko und die Leggings drunter sogar in meiner Geburtsstadt hergestellt. Der Kandiat hat also zwei von fünf Punkten :-)


Liebe Grüße

Fran

Kommentare

  1. Ich find's auch höllenschwierig, ernsthaft "nachhaltig" zu kaufen. Mit Second Hand wird jetzt auch so ein Handel getrieben und das Zeig wird derart verramscht, dass ich auch so meine Zweifel habe. Das ist ja ein bisschen so, als wenn man TkMaxx (wo ich gerne shoppe, äh, shoppte, als es noch ging...) als nachhaltig betrachtet, weil da die Designer ihre Ausschussware hinverkaufen, also das, was in den normalen Geschäften zu normalen Preisen eher die Ladenhüter waren. Ist das dann besser als wegschmeißen? Und wie Du sagst: ist die mittelpreisige Jeans nun wirklich nachhaltiger als die von Zara? Bei der Qualität stell ich auch keinen Unterschied fest - ich hab Teile von H&M, die sind echt alt und viel getragen. Und ich finde, dass Schuhe von Zara, die man wirklich lange trägt, immer noch nachhaltiger sind, als ein Teilchen aus 2. hand von ebay, welches im Schrank vergammelt. Ich hab beschlossen, den Mantel des Schweigens (aus 2. Hand!) über mein Kaufverhalten zu breiten, nicht, weil es so "schlimm" ist, aber weil man da eh nix richtig machen kann. Da will ich mich dann auch nicht als besonders fair oder nachhaltig "verkaufen".
    Nachhaltig oder nicht, das Wickelkleid ist toll!
    Liebe Grüße, Maren

    AntwortenLöschen
  2. Nachhaltigkeit ist eben das neue Bio. Das ist ja auch nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint und es uns immer glauben gemacht wird. Mich beruhigt es nur bedingt, wenn irgendwo nachhaltig dran steht. Ist ja nicht geschützt und letztlich auch kaum kontrollierbar. Mein Mann hat mir zuletzt einiges zum Thema E-Mobilität erzählt, das leider selten so in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wird. Und wo wir all die Akkus aus den E-Bikes entsorgen, überlegen wir uns, wenn das Problem da ist. Tja, es gibt eben selten einfache Lösungen für schwerwiegende Probleme.
    Ich bin immer irritiert, wenn in einem Artikel die Nachhaltigkeit gepriesen wird und im nächsten für den hippen Zaramantel geworben wird. Alles schön mit Einkaufsmöglichkeiten. Gibt es bei Modemagazinen ebenso wie bei Influnencern.
    Bleibt ein schwieriges Thema, auch für mich. Ich würde beispielsweise meiner jüngsten Tochter nicht verbieten, bei Billigketten einzukaufen. Denn da gibt es eben die Klamotten, die jungen Mädchen/Frauen gefallen. Zum Glück shoppt meine Tochter selten. Aber wer bin ich, dass ich ihr da Vorschriften mache kann. Da kann ich nur erklären. Und werde da schnell an die Grenzen kommen, was die Nachhaltigkeit anderer Verkäufer betrifft. Es gibt sogar genügend kritische Stimmen gegenüber den immer als nachhaltig gepriesenen Herstellern. Vielleicht ist da ja auch was dran.
    Schöne Grüße
    Andrea

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Fran,
    meine Unsicherheit ob der Transparenz ist in diesem Bereich auch sehr hoch. Denn es ist so, wie du sagst: Ich habe bei höherpreisigen Labels schon Flopps gehabt, die nach einer Saison nicht einmal zum Wiederverkauf taugten. Und ich habe Dinge vom Schweden, die ich seit Jahren trage. Und wer sagt mir wirklich, dass nicht auch meine teueren Klamotten billig produziert werden (ähnlich ist es mir mit der Zusammensetzung der Teile ergangen).
    Ich für mich lebe Nachhaltigkeit, in dem ich Müll trenne, versuche, immer eine Einkaufstasche dabeizuhaben, und meine Kleidung immer länger als eine Saison trage, weil ich sie zu 98% nach gefällt mir kaufe.
    Deshalb: Wenn jeder an seinen Schrauben stellt, kann etwas draus werden. Aber irgendwas ist immer...
    Liebe Grüße
    Nicole

    AntwortenLöschen
  4. Ja da hast Du recht. Ich mach mir keinen Stress damit. Denn wenn es grade soo Thema ist wie in letzter Zeit wird man doch immer häufiger für dumm verkauft. Natürlich kann man es sich natürlich auch nicht so einfach machen und sagen man kanns eh nicht wissen wo es herkommt und dann von Primark heimschleppen was man schleppen kann. Nö da bin ich dagegen. Wie bei allem macht es die Art und Weise und die Menge. Da bin ich ganz bei Dir. Ich hatte auch schon Pech und Glück von Qualität bei teuer und günstig.
    Manchmal stolpert man durch Zufall auf unbekanntere Labels, die nicht in jeder Modezeitschrift erwähnt sind, die Vertrauen erwecken und Qualität und Preis stimmt, da bin ich gern dabei. Aber letztendlich reise ich auch nicht in die Produktionsstätte und frag nach.
    Ich darf eh nicht so ins Nachhaltighorn blasen, ich möchte in Zukunft noch reisen was das Zeug hält. Dafür bin ich bei anderen Dingen dann mehr hinterher. Ich könnte z.B. auf Fleisch verzichten und esse sehr selten welches. Wo fängt es an und wo hört es auf? Alle zeigen mit dem Finger auf andere. Perfekt ist doch niemand wenn man genauer hinschaut.
    Fran Du siehst super aus und die Schuhe passen klasse zum Look. Das erinnert mich heute völlig an Japan und die Designs von Yamamoto. Chapeau! oder besser すごい. 😁
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, liebe Grüße Tina

    AntwortenLöschen
  5. Ich kaufe meine Klamotten da, wo sie passen, Material und Qualität für mich so weit stimmten. Aber halt nicht laufend. Und trage meine Kleidung so lange sie gut ist. Weg kommt nur, was kaputt ist, oder wo ich sicher bin, das bin ich nicht mehr. Und werde es auch nicht mehr sein. Mein Mann kauft z.B. nix mehr bei Ikea. Die zahlen hier keine Steuern und nutzen die vom Staat/Steurzahler finanzierte Infrastruktur.
    An meinem Konsumverhalten hat sich nicht wirklich was geändert. Was gebraucht wird, wird gekauft. To-Go war noch nie meins. Da koche ich lieber selber. Mir reicht der Müll so schon.
    Ich verstehe die Öko-Kosmetik-Labels sogar. Mann muss möglichst viel verschiedene Produkte anbieten. Ob man die braucht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Da hilft nur Hirn einschalten.
    BG Sunny

    AntwortenLöschen
  6. Wir werden wohl nie einen Überblick erhalten, was wirklich nachhaltig gekauft wurde und was nicht. Im Prinzip würde es schon reichen, wenn man nur Kleidung kauft, sobald die gebraucht wird, sprich, wenn etwa ersetzt werden muss. Und dann müsste auf jedem Kleidungsstück die Produktion nachverfolgbar sein. Das wird wohl nie passieren. Ich bin momentan jedenfalls noch weit weg von Nachhaltigkeit. Aber jeder Tropfen höhlt den Stein. Dein Wickelkleid finde ich total klasse :)

    Liebe Grüße Sabine

    AntwortenLöschen
  7. Wie nachhaltig ist nachhaltig? Tolle Frage, toller Artikel!
    Ich verschwende meine kostbare Zeit nicht damit, mir Sorgen zu machen, ob jemand bei Zara, H&M & Co. einkauft. Das ist nicht mein Problem! Ich kümmere mich darum, was ich für mich kaufe, und wenn das, was ich kaufe, Qualität hat und länger als ein paar Wäschen hält, dann ist das in Ordnung.
    Aber in diesem Fall solltest du dir keine Sorgen machen, wenn nicht für die Qualität, zumindest um den Schnitt des Kleides, ist dein Kleid ein Klassiker und kannst du richtig lange tragen.
    Du hast immer so tolle Looks und Outfit-Ideen, liebe Fran, ich finde Wickelkleider sooooo schön. Luftig leicht und ideal für die warmen Sommertage! Eine sehr schöne Location hast du für die Bilder ausgesucht!
    Liebe Grüße,
    Claudia

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Dieser Blog ist mit Blogspot, einem Googleprodukt, erstellt und wird von Google gehostet. Es gelten die Datenschutzerklärung & Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.

Wenn Du die Kommentare zu diesem Beitrag durch Setzen des Häkchens abonnierst, informiert Dich Google jeweils durch eine Mail an die in Deinem Googleprofil hinterlegte Mail-Adresse.
Durch Entfernen des Hakens löscht Du Dein Abbonement und es wird Dir eine entsprechende Vollzugsnachricht angezeigt. Du hast aber auch die Möglichkeit Dich in der Mail, die Dich über einen neuen Kommentar informiert, über einen deutlichen Link wieder abzumelden.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Weimar in grün mit 40 Jahren Verspätung

Von Optimismus und warum er manchen Menschen schwer fällt

Kleiderstange: Jeans. Und der tagesaktuelle Wetterbericht ;-)