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Was man in Istanbul unbedingt gesehen haben sollte - auch wenn Sightseeing uncool ist ;-)


Für einen ersten Überblick über die Stadt bietet sich der Galata-Turm an. Der ist knapp 700 Jahre alt und liegt auf einem Hügel an der Spitze des goldenen Horns. Eigentlich liegt ganz Istanbul auf Hügeln. Man ist also täglich berauf oder bergab unterwegs. Das sorgt für Kondition und Beinmuskeln und dafür, dass man abends ganz viel Baklava essen darf :-)


Schon der Weg von der Galata-Brücke zum Turm ist eine völlig andere Welt. Nach dem Fischerviertel, in dem man tatsächlich bei Bedarf auch einen alten Anker kaufen könnte, wenn man denn wollte, kommt das Viertel der Eisenwarenhändler. Da reihen sich Hunderte von winzigen Eisenwarenläden aneinander, in denen man vom Werkzeug bis zum Wasserhahn alles kriegt, was hierzulande ein Obi so im Sortiment hat. Und natürlich kriegt jeder Kunde da auch einen Tee. Wie überall in Istanbul.



Wenn man am Galata-Turm angekommen ist, gibt es da immerhin einen Aufzug bis zur Plattform in gut 60 Metern Höhe. Zusammen mit dem der Lage ungefähr 50 Meter über NN gibt das stattliche 110 Meter. Und einen großartigen Rundumblick über Istanbul. Das ist absolut empfehlenswert, um die Größe der Stadt zu erahnen und die Sache mit dem Bosporus, dem goldenen Horn und dem Marmara-Meer zu durchschauen ;-) Da oben kann man problemlos eine Stunde nur mit Gucken verbringen. Wer möchte, kann abends mit diesem Blick sogar essen, es gibt ein Restaurant.


Nachdem man Istanbul von oben gesehen hat, ab an die Galata-Brücke und rauf aufs Wasser. In Istanbul gibt es unzählige Fährverbindungen. Die sind alle genauso wie die U-Bahn oder die Straßenbahn für ein paar Lira zu haben und machen richtig viel Spaß. Dabei ist es im Prinzip völlig unwichtig, wohin man fährt. Irgendwie kommt man schon wieder zurück, auch ohne dass man weiß, wo man überhaupt gelandet ist. Ihr wisst schon, zu viele ös und üs;-) Damit man an Bord nicht verhungert, gibt es selbstverständlich Cay und Simit, also Tee und Sesamringe. Unbedingt probieren! Die frische Brise und ein Sonnenbad gibt es gratis obendrauf und Gesprächspartner ebenfalls :-) Die Mitfahrer beantworten nämlich gern noch jede noch so dusselige Frage.



Jetzt aber zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Istanbuls, die alle drei gleich nebeneinander liegen. Es gilt zwar heutzutage als total uncool, sich bei einem Städtetrip Sehenwürdigkeiten anzusehen, weil das alle Touristen machen und man eben nicht so sein will wie alle Touristen. Aber egal, man kann unmöglich eine Woche in Istanbul verbringen, ohne die drei berühmtesten Bauwerke der Stadt gesehen zu haben: Die Hagia Sophia, den Topkapi Palast und die blaue Moschee. Wobei ich bei Letzterer zugeben muss: Ich war nicht drin. Leider reicht es nämlich heutzutage nicht mehr, wenn Oberarme, Schultern und Knie bedeckt sind, sondern das Kopftuch ist Pflicht. Kopftücher mag ich aber nicht. Ich mag auch die Tatsache nicht, dass ich nur den Frauenbereich hätte betreten dürfen. Also habe ich die Moschee nur von außen angesehen. Dürft ihr doof finden oder auch nicht, für mich war das ok.



Die Hagia Sophia darf man betreten, wie man gerade so des Weges kommt, die ist nämlich nach ihrer Karriere als Kirche und Moschee heute ein Museum. Und was für eines! Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie die Menschen gestaunt haben, dass man so ein irres Ding bauen kann und es nicht sofort einstürzt, als sie vor fast 1500 Jahren gebaut wurde, als Instanbul noch Konstantinopel hieß. Eine Kuppel mit 31 Metern Durchmesser in 56 Metern Höhe - da musste doch etwas faul sein. Zumal die damals größte Kirche der Christenheit in nur sechs Jahren gebaut wurde. Die Kuppel ist bis heute die größte über nur vier Tragepunkten errichtte Kuppel der Geschichte. Man sagt, die Architekten hätten den Kirchenraum mit Erde gefüllt, bevor man die Kuppel baute und dann die Erde wieder rausgeholt. Da Sklaven teuer waren, mischte man einfach ein paar Goldmünzen in die Erde. So sorgte man für Tausende von Freiwilligen, die das Zeug kostenlos wieder rausschafften. Wer weiß, vielleicht wurde das Ehrenamt so erfunden ;-) Als die Osmanen 1453 Konstantinopel eroberten, haben sie in Windeseile die Inneneinrichtung der Kirche rausgerissen, die Glocken und alle christlichen Insignien entfernt und die christlichen Bilder unter Putz versteckt. Dann wurden -schwupps - Minarette an die Kirche gebaut und die Hagia Sophia wurde zur erstklassigen Moschee. Seit 1931 ist sie Museum und die alten christlichen Mosaike kommen langsam unter dem Putz wieder zum Vorschein. Die haben in den vergangenen Jahrhunderten allerdings ganz schön gelitten, weil es das eine oder andere Erdbeben in Istanbul gab. Die einzigartige Kuppel dagegen hat die Erdbeben alle überstanden.







Gleich neben der Hagia Sophia liegt der weltberühmt Topkapi-Palast, in dem selbst James Bond schon sein Unwesen trieb. Gebaut wurde er vor knapp 600 Jahren auf der Landspitze zwischen dem Goldenen Horn und dem Marmarameer als Wohn- und Regierungssitz der Sultane. Ich habe ja den Verdacht, dass ein gewisser, nicht sonderlich großer Mann, der sich für einen Sultan hält, da einzieht, sobald er es geschafft hat, tatsächlich alle Macht im Staate zu haben. Verständlich wäre das, denn der Topkapi-Palast ist unglaublich schön. Schon allein für die Aussicht von der Landspitze würde ich persönlich ja töten. Oder für die Gartenlauben, in denen die Sultane sich vermutlich die Zeit mit Baklava und Mätressen vertrieben. So ein Nachmittag auf so einem Sofa, wenn einem die Trauben in den Mund fallen, einem die Füße gekrault und frische Luft zugefächelt wird, während man aufs Meer guckt - unbezahlbar. So ein türkischer Palast ist übrigens etwas anders aufgebaut als ein stinknormales deutsches Schloss. Klar gibt es eine hohe Mauer drumherum, aber es gibt im Inneren nicht ein großes Burggebäude, sondern viele, in einem Park verteilte Gebäude. Dazwischen gibt es einen wunderschönen Park. Ach ja, kein Palast ohne Palastschule. Und Hinrichtungsplatz. Der Topkapi-Palast erstreckt sich über eine Fläche von 69 Hektar und dort lebten zeitweise bis zu 5000 Menschen. So ein Sultan braucht halt den einen oder anderen Angestellten.



Gleich nebenan gibt es einen weiteren Palast, allerdings liegt der unter der Erde. Deshalb nennt man ihn den versunkenen Palast. Stimmt aber gar nicht, ist eine Zisterne:-) Eine riesige Zisterne. 140 Meter lang und 65 Meter breit und voller Wasser. Angelegt als Wasserspeicher für den Palast von Kaiser Justitian. Der war wohl ein recht reinlicher Typ, denn das Ding fasst ungefähr 80.000 Kubikmeter Wasser. Heutzutage braucht eine Person pro Jahr ungefähr 50 Kubikmeter. Wäre also genügend Wasser für *denk* *Taschenrechner her* 1600 Personen für ein Jahr. Heute. Damals hat man vermutlich nicht täglich geduscht und Wasserklosetts waren noch nicht erfunden… Also ziemlich viel Wasser für damalige Verhältnisse. Heute sind in der Zisterne Stege angelegt, über die man durch die ganze Zisterne gehen kann.Das Besondere sind die 336 Säulen, die den unterirdischen Speicher abstützen. Einige dieser Säulen haben einen umgedrehten Medusenkopf als Sockel. Die Beleuchtung und die klassische Musik, die da unten zu hören ist, sorgen für eine tolle Atmosphäre. Die Zisterne tauchte übrigens auch schon in diversen Filmen auf, unter anderem in „Liebesgrüße aus Moskau“ und in „Inferno“.

So, das waren einige der Touristen-Hotspots Istanbuls. Und auch wenn Sightseeing uncool ist, sind diese Bauwerke einfach großartig. Nicht unbedingt ansehen muss man sich übrigens den Taksim-Platz - der ist wirklich hässlich. Nehmt den Alexanderplatz zu besten DDR-Zeiten, subtrahiert den Fensehturm und das Ergebnis könnte auch der Taksim-Platz sein. Wunderschön dagegen muss ein weiterer Palast sein, der Dolmabahce-Palast. Den habe ich allerdings noch nicht gesehen. Das ist auch gut so, ich brauche einen Grund, noch einmal nach Istanbul zurückzukehren :-)

Liebe Grüße
Fran



Kommentare

  1. Das hört sich super an und sieht super aus. Wenn man eine Stadt nicht kennt muss man auf jeden Fall mal zu den Sehenswürdigkeiten:)
    In die Moschee wäre ich auch nicht gegangen, da bin ich ganz bei Dir.
    Schönen Montag, liebe Grüße Tina

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    1. Ich las gerade wieder irgendwo, dass es ja absolut grauenhaft ist, wenn man sich womöglich noch in eine Schlange einreiht, um irgendwas zu besichtigen. Vielleicht ist es das für manche Menschen. Für mich nicht. Zu einem Städtetrip gehören für mich Sehenswürdigkeiten und Museen (ich liebe nun mal Geschichte und Kunst) genauso dazu wie die Atmosphäre der Stadt aufzunehmen und mich einfach treiben zu lassen.

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  2. Hallo Fran, was für traumhafte Bilder und sportlich sollte man schon sein wenn man es liest und auch sieht, also ich untrainierte Nudel hätte sicherlich ein Problem! Warum ist Sightseeing uncool? Ich gucke auch, wenn ich es dann finde *grins* aber meist bin ich ziemlich planlos und dann ist es anstrengend.
    Liebe Grüße Patricia

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    1. Ach was, dann macht mal halt einfach öfter mal eine Pause. Bei leckerem Apfeltee :-) Warum Sightseeing uncool ist? Frag mich nicht. Vermutlich weil man sich damit als Tourist outet. Und das scheint zur Zeit total uncool zu sein.

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  3. Tolle Bilder großartige Kulisse .
    Ich gestehe ich bin uncool ich bin Tourist und schaue und fotografiere wenn ich darf . Von daher werde ich mich wohl auch nicht mehr in eine coole verändern und auf Sigtseeing verzichten
    LG Heidi

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    1. Uncool zu sein kann auch Vorteile haben. Wenn man uncool ist, hat man wenigstens keinen Ruf zu verlieren ;-)

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  4. Sightseeing ist nicht uncool. Uncool ist es, sich bestimmte Dinge (auf die man Lust hat) zu verkneifen, weil man sie für uncool hält (meine Meinung). Zum Glück bist du cool genug, um dein eigenes Ding zu machen. ;)

    LG Anna

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    1. Na, das fehlt mir noch. Für so einen Käse bin ich zu alt. Und wessen Ding sollte ich machen, wenn nicht meins?

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  5. Das sind auf jeden Fall ganz wunderbare Fotos, die Du uns da mitgebracht hast. Einige davon habe ich ja schon auf Instagram bewundern dürfen.
    Keine Ahnung, ob ich mal nach Istanbul komme... aber ich werd mir Deinen Travel-Link hier auf alle Fälle abspeichern.

    LG Sunny

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    1. Falls du mal die Gelegenheit hast: Mach es. Es ist anders als Mittel- und Westeuropa. Aber wunderschön.

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  6. Da ich nicht immer cool sein muss, mache ich auch Sightseeing. Und diese Sehenswürdigkeiten hätte ich auch besucht. Deine Entscheidung, nicht in die Blaue Moschee zu gehen, kann ich nachvollziehen. Wäre mir auch schwer gefallen.
    Danke für die schönen Eindrücke und liebe Grüße
    Andrea

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    1. Ich liebe solche alten Gemäuer, die viel über die Geschichte einer Stadt erzählen. Und um eine Stadt zu verstehen, muss man ihre Geschichte kennen. Finde ich. Anderen reicht die Haupt-Einkaufsstraße. Ist eben so.

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  7. Hach, ich möchte das unbedingt noch einmal sehen! Cool oder uncool, ist mir egal. Sehr gut gefallen hat es mir auch im Stadteil Fatih, obwohl es dort keine Sehenswürdigkeiten gab. Aber weltbestes Baklava. In der blauen Moschee war ich zur blauen Stunde, mit meinem Mann. Das ging vor ein paar Jahren noch. Ich mochte die besondere Athmosphäre in diesem Gotteshaus sehr.
    Danke für diesen tollen Reisebericht.
    Liebe Grüße
    Sabine

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    1. Ich hätte die blaue Moschee gern von innen gesehen. Sie ist schon allein von außen so eindrucksvoll. Wer weiß, vielleicht bringe ich es beim nachten Mal über mich, mich zu "verhüllen". Aber es widerstrebt mir einfach sehr, aus "Glaubensgründen" ein Kopftuch zu tragen.

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  8. Warum ist Sightseeing uncool? Habe ich vielleicht etwas verpasst oder nicht verstanden? Sightseeing machen und Kultur erleben ist für mich selbstverständlich wenn ich in anderen Städten oder Ländern bin.
    Danke für für die schönen Fotos und für die durchaus interessante Sightseeing-tour durch Istanbul!
    Liebe Grüße,
    Claudia

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    1. Ich weiß nicht wirklich, warum das uncool sein soll. Ich las es nun schon einige Male, dass "man" sowas nicht macht, weil das halt so ein Touristen-Ding ist. Und aus unerfindlichen Gründen will keiner für einen Touristen gehalten werden ;-)

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  9. Diese Stadt liegt traumhaft schön! Deine Fotos gefallen mir sehr. :)
    Die Märkte klingen interessant. Jedenfalls bin ich durch deinen Bericht ein wenig verliebt in Instanbul.

    Liebe Grüße!

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    1. Istanbul IST traumhaft schön. Und wahnsinnig lebendig und faszinierend.

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  10. Ich will in einer neuen Stadt immer das volle Programm. Sightseeing ohne Ende. Mein Mann war mal beruflich in Istanbul und war auch sehr angetan. Es klingt alles sehr verlockend.

    Das mit der Moschee kann ich verstehen. Respektvolle Kleidung fände ich selbstverständlich. Es gibt Vorschriften, aber denen muss frau ja nicht folgen. Liebe Grüße Sabina

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    1. Istanbul ist halt für einen Mitteleuropäer faszinierend, weil in vielen Dingen fremd. Und diese Stadt hat eine so facettenreiche Geschichte.

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  11. Ich finde das schon sehr beeindruckend. Allein diese riesigen Gebäude zu der Zeit zu bauen, als es noch die die heutigen Hilfsmittel gab.

    Liebe Grüße Sabine

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    1. Ja, das ist irre. Wenn man sich vorstellt, wie das mit primitivsten Mitteln bewerkstelligt wurde, dann Hut ab.

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  12. Witzig, ich habe genau das gleiche Foto von dem "umgedrehten Kopf" im versunkenen Palast gemacht, als ich dort war. Und ich habe auch alle uncoolen Sightseeing-Highlights abgeklappert, na klar! Galata-Turm, Hagia Sophia, Topkai-Palast, eine Schiffsfahrt nach... hab ich vergessen und und und. Das hat Spaß gemacht und mich interessiert - dann ist's mir wurscht, ob's cool ist oder nicht, außerdem ist ja eh uncool das neue cool, so what?
    Liebe Grüße!

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    1. Karaköy oder Kadiköy oder wie auch immer. Es lag in Asien *grins* Gar nicht so einfach, die Stadtteile auseinander zu halten bei so vielen üs und ös.

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