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Es werden Posts vom März, 2022 angezeigt.

Diagnose Burnout: Abschied mit Wehmut und Lachen

Am vergangenen Freitag war es soweit: Meine achtwöchige Therapie in der Tagesklinik endete. Die Zeit ist wie im Flug vergangen, ich habe wahnsinnig viel gelernt und in meinem Leben sind so einige Steine verrückt worden. Unsere Therapeuten hatten uns am vorletzten Tag gebeten, die acht Wochen unter eine Überschrift zu stellen. Meine Überschrift lautet: „Eine Reise zu mir selbst“. Ich weiß noch genau, wie ich am ersten Tag in die Klinik fuhr. Ich hatte eine ordentliche Portion Angst im Gepäck und dazu jede Menge Skepsis. Eine Gruppentherapie - wollte ich das eigentlich? Was, wenn alle anderen in der Gruppe blöd sind? Achtsamkeitsseminare - och nööööö. Yoga und Qi Gong - ach du lieber Himmel. Und als i-Tüpfelchen jeden Morgen eine halbe Stunde Meditation. Aua. Eigentlich hatte ich ja damit gerechnet, dass wir jede Menge irre tolle Tricks lernen, um den Stress im Job nicht allzu groß werden zu lassen. Dass ich lerne, nein zu sagen, wenn irgendjemand wieder mal einen Haufen Arbeit auf

Blaue Weste statt blaues Band

Gestern war es endlich soweit: Der Frühling hat auch kalendarisch begonnen. Ich darf also ab sofort mit strahlendem Blick die Sache mit dem Frühling, der sein blaues Band wieder durch die Lüfte flattern lässt, verkündien. Eines der wenigen Gedichte aus meiner Schulzeit, das ich vermutlich auch nachts um vier fehlerlos mit der richtigen Betonung vortragen könnte. Das zweite dürfte der Herr von Ribbeck sein, aber der kommt erst im Herbst. Endlich Frühling also und meine Wetterapp verheißt elf Stunden Sonne und kaum Wind, so dass ich endlich wieder meinen Kaffee draußen trinken kann. Ist das nicht wunderschön? Ein kleines bisschen Frühling habe ich natürlich auch gestern an der Ostsee genossen. So richtig frühlingswarm war es zwar dank starkem Ostwind am Strand nicht, aber wenn man einen einigermaßen windgeschützten Platz gefunden hat, dann war das einfach traumhaft. So wie am Hafen. Der Fisch war zwar schon ausverkauft, aber einen Bummel entlang der Fischerboote habe ich trotzdem

Diagnose Burnout: Das Glas ist halb voll - aber leider toxisch

Ihr kennt sie alle, die Kalendersprüche, die manche Menschen zu ihren Maximen erhoben haben und die gern mal auf Instagram geteilt werden, um zu zeigen, wie wahnsinnig positiv man doch ist. Das Glas, das für jeden, der positiv denkt, halb voll ist, beispielsweise. Diejenigen, die das Glas als halb leer empfinden, sortiert man am besten aus. Das sind Loser. Oder die Sonne, die hinter den Wolken scheint, auch wenn sie sich gerade nicht zeigt. Wer die nicht sieht, der sollte mal bitte seine negativen Vibes ausschalten. Dann wenn man sich erst der Negativität entledigt hat, dann sieht man sie auch, die Sonne. Wohlklingende, aber letzlich belanglose Sprüche. Vergleichbar mit einem Poesiealbum, das alle, die heute Mitte 50 sind, als Kinder vermutlich hatten. Wunderbar geeignet, um sich in der virtuellen Welt als jemand darzustellen, dem die vielen positiven Vibes aus beliebigen Körperöffnungen kommen. Ist ja schließlich wichtig. Wer möchte schon jemandem folgen, der das nicht beherrscht?

Ein bisschen Frühling in rot

  Kaum sieht es draußen nach Frühling aus, gibt es bei mir nicht nur ein wenig mehr Farbe als gewöhnlich, sondern ich reiße mir auch ständig alle wärmenden Klamotten vom Körper - Sonne muss man ja schließlich genießen. Auch wenn es zwar sonnig, aber sonst ziemlich kalt ist. So wie in der vergangenen Woche. Da habe ich mich todesmutig nur mit einem Hemd und einer Weste zum Mittagessen im Klinikpark niedergelassen. Essen ist nämlich coronabedingt in der Tagesklinik nicht erlaubt. Dafür müsste man die Maske abnehmen. Also essen wir draußen. Bei Regen passiert das mangels anderer Orte sehr heimelig unter dem überdachten Fahrradständer - da kommen doch gleich Erinnerungen an die Zeit auf dem Gymnasium hoch, als der Fahrradständer den coolen Oberstufenschülern gehörte. Jetzt gehört er halt denen aus der Psychiatrie. Mindesten so cool wie halbwüchsige Gymnasiasten sind wir auf jeden Fall. Bei Sonne gibt es einen Mini-Park mit vielen Tischen und Bänken. Ich sitze also in Hemd und Weste la

Gelernt im Februar 2022

Diese Rubrik habe ich schamlos bei Ines kopiert. Ich finde sie nämlich großartig. Ines schafft es, seit vielen Monaten tatsächlich täglich zu notieren, was sie gelernt hat. Mich beeindruckt das sehr. Im Normalfall sind solche Aufgaben für mich eine echte Strafe. Fragt mal die Buchhaltung des Verlages, in dem ich arbeite, nach meinen Fahrtkostenabrechnungen.... die kommen in der Regel sechs Monate zu spät und sind mit Blut und Wasser geschrieben. Quasi als Therapieaufgabe habe ich mir vorgenommen, es noch einmal zu versuchen. Und siehe da, es hat für den Februar hervorragend geklappt - und auch der März sieht bisher gut aus :-) Aber nun erstmal das, was ich im Februar so gelernt habe: Wenn es unbedingt sein muss, kann ich morgens um acht gestiefelt und gespornt an einem Ort sein, der etwa eine halbe Stunde lang von meinem Zuhause entfernt ist. Aber es ist echt hart. Wer glaubt, dass man in einer Klinik gesundes Essen bekommt, hat sich getäuscht. Heute gab es zum dritten Mal Kartoff

Diagnose Burnout: Wie peinlich ist das denn?

Da steht man dann also mit der Überweisung vom Hausarzt an einen Psychiater, auf der steht: Burnout/schwere Depression. Aua. Ich wollte doch gar keine Überweisung. Ich wollte maximal zwei Wochen Ruhe, um irgendwie wieder in die Spur zu kommen. Und bitteschön eine Pille, die macht, dass es mir wieder gut geht. Denn, das wissen die, die hier schon länger lesen: Ohne mich geht ja mal gar nix, und schon gar nicht eine Zeitung. Das habe ich tatsächlich gedacht. Und außerdem: Was sage ich denn, wenn ich gleich meinen Chef anrufe? Burnout geht ja mal gar nicht. Depression noch weniger. Ist nicht so, dass das völlig unbekanntes Terrain für mich gewesen ist. Ich weiß von zwei Menschen, die mit einem Burnout lange Zeit ausgefallen sind. Mit Blick auf diese Menschen hatte ich selbst schändlicherweise eine Augenbraue hochgezogen und mir gedacht: „Aha. Burnout. So ein Blödsinn. Sollen sich mal nicht so anstellen und sich zusammenreißen“. Tja, und nun saß ich selbst drin. In einer Krankheit, die

Von allem etwas - mein Februar

Natürlich stand meine Burnout-Therapie, die Ende Januar begann, im Februar im Fokus der Dinge, die ich erlebt habe. Aber es gab auch ganz viele andere Erlebnisse und Gedanken. Der Frühling kam ein kleines bisschen näher und trotz allem, was die Weltgeschichte Ende Februar so aufbrachte, um uns in Sorgen versinken zu lassen, war es für mich ein guter Februar. Einer der besten, die ich je hatte, würde ich sagen. Normalerweise mag ich den Februar nicht. Im Herzen ist mir nach Frühling, aber er haut in der Regel nochmal richtig rein mit Kälte, Schnee und Winter. Diesmal waren es jede Menge Stürme und pausenloser Regen. Und zum ersten Mal war es mir recht. Ich habe trotz Orkan bei offenen Fenster geschlafen und dem Ächzen der Bäume gelauscht. Ich habe mich in den Wind gestellt und mich fast wegpusten lassen. Und es war - spannend. Nachdem angekündigt war, dass die Tagesklinik vor allem eines sei, nämlich anstrengend, hatte ich zum Ausspannen gleich für das erste Wochenende einen Ausflu

Fragen Sie Fran: Darf man das, wenn gar nicht so weit weg Krieg herrscht?

Wie muss man sich in den sozialen Medien verhalten, wenn in Europa ein Krieg ausbricht? Diese Frage treibt den gemeinen Influencer um, seit der irre russische Präsident entschieden hat, dass er mal eben die Ukraine überfällt. Darf man angesichts eines Krieges in Europa Werbung für Dinge machen, die kein Mensch braucht? Darf man einfach so weitermachen mit Hauls und Rabattcodes, wenn gar nicht so weit entfernt Menschen sterben oder alles, was sie hatten, verlieren und flüchten? Das hat ja mal auch schlechten Einfluss auf die Vibes, ey. Und überhaupt ist der gemeine Influencer vielleicht viel zu sensibel für ein solches Thema. Er MUSS sich ausschließlich mit positiven Inspirationen beschäftigen, wegen mental health und so. Gute Nachricht: Man darf das so halten wie man das möchte. Es gibt keine Social-Media-Polizei, die Werbung in Kriegszeiten verbieten könnte. Jeder darf mit dem Krieg in der Ukraine umgehen wie er es für richtig hält oder wie sein Kontostand befiehlt. So wie im nor