Natürlich stand meine Burnout-Therapie, die Ende Januar begann, im Februar im Fokus der Dinge, die ich erlebt habe. Aber es gab auch ganz viele andere Erlebnisse und Gedanken. Der Frühling kam ein kleines bisschen näher und trotz allem, was die Weltgeschichte Ende Februar so aufbrachte, um uns in Sorgen versinken zu lassen, war es für mich ein guter Februar.
Einer der besten, die ich je hatte, würde ich sagen. Normalerweise mag ich den Februar nicht. Im Herzen ist mir nach Frühling, aber er haut in der Regel nochmal richtig rein mit Kälte, Schnee und Winter. Diesmal waren es jede Menge Stürme und pausenloser Regen. Und zum ersten Mal war es mir recht. Ich habe trotz Orkan bei offenen Fenster geschlafen und dem Ächzen der Bäume gelauscht. Ich habe mich in den Wind gestellt und mich fast wegpusten lassen. Und es war - spannend.
Nachdem angekündigt war, dass die Tagesklinik vor allem eines sei, nämlich anstrengend, hatte ich zum Ausspannen gleich für das erste Wochenende einen Ausflug an die Ostsee geplant. Zingst sollte diesmal das Ziel sein. Regen und Sturm hielten für einen Moment inne und bescherte mir ein wunderschönes, sonniges Wochenende und die Gewissheit, dass ich nicht zum letzten Mal auf dem Darß gewesen bin. Es ist einfach wunderschön da.
An die Ostsee zu fahren - einmal im Monat musste ein Wochenende dort sein - war bisher mein Fluchtreflex vor zu viel Stress im Job. Hat so leidlich funktioniert. Die Energie, die ich an solchen Wochenenden getankt habe, war allerdings innerhalb weniger Tage wieder futsch - ohne dass ich das wirklich bemerkt habe. Mit dem, was ich in der Therapie bisher gelernt habe, ist der Fluchtreflex inzwischen weg. An die Ostsee werde ich weiterhin fahren, versprochen :-)
Ein weiteres Wochenende habe ich in Berlin verbracht, um Kind, klein, nach drei Monaten Praktikum wieder einzusammeln. Aus diesem Anlass gab es eine ausgiebige Führung durch die vegane Gastronomielandschaft in Friedrichshain und es war einfach großartig. Ich habe selten so lecker gegessen und den Abschied von der Hauptstadt versüßte dem Kind eine Schachtel der leckersten veganen Donuts ever. Randbemerkung: Wir haben uns fast drum geschlagen ;-)
Außerhalb der Wochenenden gab es genau eines: Therapie in der wohl großartigsten Gruppe, die man haben kann. Das Konzept der Gruppentherapie fand ich anfangs gewöhnungsbedürftig. Im Kreis sitzen und mit getragener Stimme sagen: „Ich heiße Fran und habe einen Burnout“. Och nöööööö. Tatsächlich ist gerade das, nämlich diese Gruppe, inzwischen eine Offenbarung. Ich habe keine Ahnung, ob das immer so ist, aber wir sind eine derart verschworene Gemeinschaft, die gemeinsam lacht und weint, wie ich sie noch nie erlebt habe. Selbst die Therapeuten staunen über die Verbundenheit, die nach fünf Wochen entstanden ist. Beäugte man sich in der ersten Woche noch in einer Mischung zwischen neugierig und argwöhnisch, sind wir inzwischen eine Gemeinschaft, in der niemand fehlen dürfte.
Es gibt in der Therapie genau einen Punkt, der einfach nur mies ist: Das Essen. Dreimal pro Woche Kartoffelsalat, zweimal pro Woche Nudelsalat. Für Veggies ergänzt mit einer Gemüsefrikadelle, die nach Sägespänen schmeckt. Gegessen werden muss draußen, wegen Corona. Ich habe ja den leisen Verdacht, das miese Essen ist Teil der Therapie. Nichts liefert mehr Stoff für Kalauer und für die Tatsache, dass wir einfach für uns selbst sorgen - mit gutem Essen, das eben mitgebracht wird. Und was schweißt schon mehr zusammen als wenn man bei strömendem Regen bibbernd gemeinsam in einem Fahrrad-Unterstand über das Futter kalauert und mitgebrachte Suppe teilt?
Und dann war da nach den Stürmen noch der Frühling, der ganz langsam Einzug hält. Das letzte Wochenende im Februar habe ich genutzt, um Terrasse und Balkon vom Winter zu befreien. Ganz altmodisch: Mit Schrubber und heißem Wasser. Das Holz glänzt wieder, die Pflanzen sind beschnitten und zeigen ihr erstes, zartes Grün und als Höhepunkt gab es den ersten Milchkaffee draußen auf der Terrasse. Mit dickem Hoodie, aber es war soooo wunderschön, in der Sonne zu sitzen und sie einfach ins Gesicht scheinen zu lassen - auch oder gerade trotz der Tatsache, dass russische Panzer und Bomben in der Ukraine furchtbares Leid anrichten. Ein Frühlingsspaziergang mit Kind, groß, samt einem wunderbaren Gespräch tat das Seinige dazu, um die letzten Februartage zu verschönern.
Und dann war da noch ein toller Abend mit Nicole. Wir haben gegessen, geredet und so viel gelacht. Nicole ist genauso wie ich sie von ihrem Blog kannte: Ein herzerwärmender Mensch mit ganz viel Humor, ebensoviel Ernsthaftigkeit und so viel Herzlichkeit. Und sie hat die lustigsten Freundinnen in Hamburg, die man sich so vorstellen kann. Hach, es war schön.
Fazit: Mein Februar war toll, trotz allem. Und jetzt bin ich sehr gespannt auf den März.
Liebe Grüße
Fran
Die Strandfotos sind so schön! Aber das Beste war zu wissen, dass dein Monat sehr gut war! Dass dir die Therapie gut tut, daran habe ich keinen Zweifel, steht dir ins Gesicht geschrieben. Und mit dem roten Hemd strahlst du so schön!
AntwortenLöschenAlles Liebe und einen friedlichen Monat März mit vielen sonnigen Tagen, voller Tulpen und guten Begegnungen!
Liebe Grüße,
Claudia
Das alles wünsche ich dir auch! Sonne zumindest haben wie gerade im Überfluss. Ich freu mich so!
LöschenWie schön, dass der Februar Dir so gut getan hat. Feine menschliche Begegnungen hast Du ja viele gehabt in unterschiedlichster Variante und das ist es doch, was einen heilt und lebensmutig macht. Da kann der März kommen...
AntwortenLöschenHerzlich, Sieglinde
Nachdem ich monatelang quasi niemanden gesehen habe, ist der Februar der Monat der Begegnungen gewesen. Und das war wirklich toll.
LöschenHallo Fran,
AntwortenLöschenich glaube, du hast die Jeans falsch geknöpft. *grins*
Fran und die Therapie-Kollegas, mampfen im Regen ihr Essen, stehen um eine brennende Mülltonne und die Suppe und der J werden herumgereicht. *grins again*.
Schönen Februar , den du hattest. Nur eine anständige Jeans könntest du dir mal kaufen. Was sollen bloß die Leute denken?
Viele Grüße
Claudia
Wir haben Ärger wegen der Mülltonne gekriegt, deshalb stehen wir jetzt am überdachten Fahrradständer... Dummerweise ist alles, was stärker ist als Schokolade, verboten. Kein Alkohol, kein Gras. Das Leben ist echt doof ;-)
LöschenHa, und die Jeans! Meine Therapie-Kollegas finden die toll. Und meine Mutter sieht es ja nicht mehr ;-)
Offenheit ist eben der beste Kitt für vertrauensvolle, lebenslange Beziehungen. Die anderen die eigenen Schwächen sehen zu lassen und sich nicht dafür zu schämen. Ich habe sowas mit meinem Führungskurs erlebt. Es ist spannend, auf wie viele unterschiedliche Weisen man "die Hosen runter lassen kann". Und es ist nicht immer schön, was man sieht und hört. Abgründe. Aber Ehrlichkeit ist tatsächlich entwaffnend.
AntwortenLöschenIch wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und gute Momente in Deiner Therapie.
BG Sunny
Schwächen haben wir alle und in meinen Augen ist es auch eine, sie zu verstecken. Aber gut, das sieht jeder anders.
LöschenDas klingt gut. Vor allem der Zusammenhalt in der Gruppe. Und schön, dass Du Nicole getroffen hast. Lachen ist doch die beste Medizin. Mir gefällt Dein buntes Outfit auf Deiner Terrasse.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sabine
Ich hoffe, wir können die Gruppe nach der Therapie noch eine Weile in das normale Leben retten. So viel gelacht habe ich im ganzen letzten Jahr nicht wie mit den Jungs und Mädels in sechs Wochen.
Löschen:-) Liebe Fran,
AntwortenLöschenich freu' mich, dass Du einen so schönen Februar hattest und es Dir wieder ein Stückchen besser geht.
Um die Donuts hätte ich mich auch gestritten. Um den Bremsklotz mit Kartoffelsalat sicherlich nicht.
Schönen Wochenstart und liebe Grüße
Claudia :-)
Bremsklotz ist ein schönes Wort für dieses ungenießbare Ding :-)
LöschenDas liest sich so toll und ich freue mich total mit Dir. Okay ich bin erleichtert dass Du auch weiterhin Spaß an der Ostsee haben wirst. Sehr cool ein Bloggertreffen 😊
AntwortenLöschenLiebe Grüße von der Insel, Tina
Ich wünsch mir ja immer noch, dass ich dich mal treffe :-) Und wenn Corona dann irgendwann tatsächlich überstanden ist, dann sollten wir da mal was in die Wege leiten!
LöschenDas klingt alles sehr schön und das wiederum freut mich außerordentlich. Denn ich wünsche dir so sehr (und habe das ja auch schon eine Million Mal geäußert, dass du so viel aus der Therapie mitnimmst, dass Achtsamkeit kein doofes Wort ist und du weißt, wann du auf die Bremse treten darfst und musst).
AntwortenLöschenUnd ich finde, das weißt du auch, dass wir eben genau trotz diese ganzen Mist, der da gerade so passiert, unsere Ecken finden müssen.
Habe am Wochenende an dich gedacht, als ich mir über SPA Hotels an der Ostsee Gedanken gemacht habe.
Ich wünsche dir weiterhin Frühling: Draußen, Im Inneren und zum Bewahren. Und freue mich mit dir über diesen besonderen Februar.
Liebe Grüße
Nicole
Ich werde Achtsamkeit nie wieder als doofes Wort bezeichnen. Jetzt weiß ich ja, was sich dahinter verbirgt und wie man tatsächlich achtsam ist. Und hinter diesem im Grunde genommen banalen Wissen verbirgt sich so viel Schönes.
LöschenNa das klingt aber doch sehr entspannt. Ich glaube diese Fahrerei ist bei einer Tagesklinik immer nicht zu verachten, aber dafür kannst du in deinem Bett schlafen was auch nicht zu verachten ist. Das Futter (Essen kann man das wirklich nicht bezeichnen) ist natürlich nichts was Leib und Seele zusammen hält. Stimmt, in Berlin gibt es soviele wirklich gute Restaurants wo Vegetariar gut essen können.
AntwortenLöschenLiebe Grüße und auf einen angenehmen März wünscht Jacky
Ach, die Fahrerei geht eigentlich. Nur die Parkplatzsuche ist ätzend. "Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden...."
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