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Karo gegen die Spießigkeit oder Sherlock Holmes für Arme


Wenn mir vor ein paar Jahren irgendjemand prophezeit hätte, dass ich Hosenanzüge mal mögen würde, hätte ich ihn wohl nur mitleidig angeguckt. Hosenanzug war lange für mich der Gipfel der Spießigkeit. Ich hatte da eigentlich nur die jungen Damen in der Bank im Kopf, die im zeitlosen, dunkelblauen Anzug mit neckischem Nickitüchlein um den Hals die Überweisungsbelege für die ältern Herrschaften ausfüllten, die damit selbst nicht mehr fertig wurden. Vermutlich war das der Grund dafür, dass ich seit den Zeiten des alten US Robotics (das war ein Modem, falls irgendwer hier den Begriff noch kennt) zum Online-Banking tendierte. Dumm war dabei nur, dass ich Zugangsdaten und Pins regelmäßig verschlampte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Und während ich im Verschlampen von Bankunterlagen noch immer eine einsame Spitzenposition innehabe (immerhin habe ich das Finanzamt inzwischen im Griff), hat sich meine Haltung zu Hosenanzügen dann doch grundlegend geändert. Ich besitze inzwischen einige Varianten. Eine mit Shorts, eine aus grünem Cord - in der ich mich fühle wie mein oller Mathelehrer - und eine in oliv. Na, und dann war ich kürzlich wieder in meinem heißgeliebten Hamburger Krimitheater.

Im Imperialtheater auf der Reeperbahn werden ausschließlich Krimis von Edgar Wallce oder Agatha Christie auf die Bühne gebracht. Wer auf Anspruch steht, wird damit vermutlich nicht glücklich. Ich amüsiere mich jedes Mal prächtig. Eines der Highlights sind die Kostüme. Originale Tweed-Anzüge aus den Fünfzigern mit passenden Schuhen, hinreißende Kleider und die Pumps! Genial. Selbst meine Kinder sind infiziert und gucken den Schauspielern als erstes auf die Schuhe :-) Im letzten Stück, der Frosch mit der Maske, gab es diesen wunderhübschen karierten Anzug, den der Schurke des Abends trug. Hach, war der schöööööön! Ungefähr 70 Jahre alt und schon etwas abgetragen. Aber einfach großartig.

Und da stehe ich zwei Tage später vor der Situation, dass ich tatsächlich noch eine halbe Stunde bis zum Beginn einer Sitzung in der City unserer Kreisstadt totschlagen muss. Diese City ist eher niedlich und zum Shoppen eigentlich absolut ungeeignet. Es gibt genau ein Geschäft, das zumindest einen kurzen Blick lohnt und das steuerte ich an. Und was hing da, ausgerechnet in der Esprit-Abteilung, in der ich normalerweise nie etwas finde? Ein karierter Hosenanzug :-) Natürlich musste ich ihn anprobieren und natürlich passte er. Und natürlich kann man das gute Stück auch mit einer Lederjacke kombinieren :-) Was nicht mit einer Lederjacke kombiniererbar ist, muss nämlich im Herbst draußen bleiben. Nachdem der Frühling schon viel zu warm für jede Form der Lederjacke war, koste ich das Tragen ebendieser zur Zeit nämlich voll aus. Abgesehen davon dürfte die Lederjacke dem Anzug den letzten Rest Spießigkeit austreiben. Falls nicht, heuere ich einfach in einer Bank an. Da ist der Weg zu den Konto-Zugangsdaten dann auch kürzer. Das nennt man wohl win-win-Situation :-)









Ich gebe zu, die Wahl der Tasche ist absolut nicht optimal gelaufen. Aber ich kam gerade aus dem Büro, war auf Zwischenstation zum nächsten Termin und wir mussten das gute Wetter ganz spontan für Fotos nutzen. Und da nur in diese Tasche Notebook, Krams, Notizblock und Kamera passen, war die halt dabei. Also denkt Euch einfach eine andere Tasche. Oder andere Schuhe. Oder beides.

Liebe Grüße
Fran

P.S. Man nennt mich in diesem Anzug nur noch Sherlock. Kulturbanausen. Sherlock Holmes hat nix, aber auch gar nix mit dem Frosch mit der Maske zu tun. Wollte ich nur mal gesagt haben.


Kommentare

  1. Haha... ich teile Deine Leidenschaft für Wallace, Sherlock und Co :)
    Der Anzug ist super! Ich finde er passt super zu Dir. Lässig trägst Du ihn mit Lederjacke, das gefällt mir am Besten. Ich mag dass die Hosenbeine verkürzt sind. Manchmal ist eine halbe Stunde im einzig möglichen Laden dich Gold wert ;)
    Schönes Wochenende Fran, liebe Grüße Tina

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  2. Der Anzug gefällt mir echt gut. Vor allem der lässige Schnitt ist alles andere als spießig. Und eine Lederjacke darüber geht immer. An den Kriminalstücken hätte ich bestimmt Spaß.

    Liebe Grüße Sabine

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  3. Anzüge trage ich keine mehr, Anzughosen schon. Hier hängen noch einige Hosenanzüge, die ich seit Jahren nicht mehr getragen habe. Privat passen Sie selten, beruflich inzwischen auch nicht mehr. Aber so lange ich nicht raus wachse bleiben sie. Für den Fall, dass ich doch noch mal diese formelle Kleidung benötige.
    Deine Geschichte zum Umweltausschuss erinnert mich an einen Bauantrag, den es hier mal gab. Da zogen Anwohner eine selten Fledermausart aus dem Hut. Das sie selbst vorher 10 Meter weiter gebaut hatten, interessierte nicht mehr. Jeder ist sich halt selbst der Nächste:) Ich gehe mal davon aus, dass es ein „netter“ Artikel geworden ist. Wie gut, dass du in den Stunden der Sitzung nicht schnarchend vom Stuhl gefallen bist.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  4. Mir gefällt der Karo Anzug sehr gut. Warum? Elementar, meine liebe Fran!
    Er steht dir sehr gut und ich finde ihn mega chic, außerdem du kannst die Teile auch einzeln kombinieren! Die bieten so viele Möglichkeiten!
    Liebe Grüße und schönes Wochenende!
    Claudia

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  5. Edgar Wallace oder Agatha Christie. Klasse. Da hätte ich auch voll Lust drauf. Und auf "okinal" Kostüme stehe ich eh.
    Sieht auf alle Fälle cool aus. Vor allem mit der Lederjacke bist Du am anderen Ende von spießig. Klasse. Steht Dir sehr gut. LG Sunny

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