Direkt zum Hauptbereich

Lissabon - Liebe auf den ersten Blick


Lissabon ist wunderschön. Die Stadt liegt zwar nicht am Meer, sondern „nur“ am Fluss Tejo. Dank der riesigen Bucht fühlt sich der Tejo allerdings eher nach Meer an als nach Fluss. Strände sucht man in Lissabon allerdings vergeblich. Dafür muss man entweder mit einer Fähre über die Bucht oder nach Cascais oder Estoril fahren. In einer guten halben Stunde ist man nämlich am Atlantik.

Aber zurück in die Stadt. Da lautet die erste Feststellung, wenn man in das Stadtzentrum kommt: Es geht entweder rauf oder runter. Lissabon wurde auf diversen Hügeln erbaut und das merkt man sehr schnell in den Waden ;-). Und das Zentrum von Lissabon ist alt. Sehr alt. Das merkt man ebenfalls in den Waden. Und an den schmalen Gehwegen entlang der schmalen Straßen, die gefühlt alle über Kopfsteinpflaster verfügen. Die Pumps sollte man also getrost zuhause lassen. Die sind weder beim Bergauf- oder beim Bergabgehen noch beim Sprint über das Pflaster hinter der Tram her dienlich.

Runter und wieder rauf - Treppensteigen ist in Lissabon Pflicht, wenn man von A nach B möchte
Die Straßen sind steil, aber wunderhübsch. 
Wer keine Lust zum Gehen hat, nimmt einfach eine Standseilbahn. Davon gibt es gleich mehrere. Sie überbrücken die steilsten Anstiege.
Ich bin übrigens gelaufen ;-)

Zweite Feststellung: Öffentliche Verkehrsmittel gibt es zuhauf, aber anders als in der durchschnittlichen deutschen Großstadt. Vor allem im Zentrum ist die Tram unübersehbar. Die Straßenbahnschienen sind überall und darauf fahren zum größten Teil kleine Straßenbahnwagen aus den 30ern. Natürlich gibt es auf den neueren Strecken auch neuere Züge. Aber überall dort, wo es hügelig ist, fahren die bezaubernden alten Bahnen. Die haben genau einen Fehler: 20 Sitzplätze und 38 Stehplätze. Wer also einen Sitzplatz haben möchte, sollte schnell sein. Aber aufgepasst: Wenn eine ältere Dame den Zug besteigt, gehört es auch hier zum guten Ton, ihr den Sitzplatz anzubieten.

Die alten Tram-Wagen stammen aus den 30ern. Die modernen Bahnen sind zu groß für die hügeligen Strecken. Also fahren die alten Wagen noch immer und versprühen ihren Charme.

Hat man einen Sitzplatz ergattert, darf man sich glücklich schätzen.

Dritte Feststellung: In Lissabon gibt es wunderschön restaurierte Wohnhäuser, die mindestens 100 Jahre alt sind. Und es gibt genauso viele Wohnhäuser, die vor sich hin verfallen. Selbst im Zentrum, in den teuersten und schönsten Lagen sieht man sie. Die Dächer sind zum Teil schon eingestürzt, die Fenster sind zugemauert oder die Scheiben eingeworfen. Der Grund dafür ist ein Mietgesetz, das 1947 erlassen wurde und Mieterhöhungen in Lissabon verbot. Das Gesetz galt 40 Jahre lang. Was sich toll anhört, hatte weitreichende Folgen. Die Besitzer von Wohnhäusern hatten kein Geld, um die Häuser sanieren zu lassen und die wunderschönen Häuser verfielen langsam. Erst seit gut zehn Jahren sind die Mietpreise in Lissabon vollständig liberalisiert. Da war die Bevölkerung aber schon von 800000 Einwohnern auf etwas mehr als die Hälfte gesunken. Die ehemaligen Lissaboner zogen in die Umgebung, weil niemand mehr in den nicht sanierten Häusern wohnen wollte. Also verfielen die weiter. Inzwischen wird überall saniert, aber der Leerstand ist weiterhin unübersehbar. Es wird wohl noch einige Jahrzehnte dauern, bis die verfallenden Häuser verschwinden.

Einer der zahlreichen Plätze im Zentrum. Eine Säule oder einen Brunnen haben sie übrigens alle :-) Und die Häuser in der zweiten Reihe sind nicht höher als die in der ersten. Sie liegen einfach nur am Berg.

Wie man sieht, fehlt das Dach. So sehen viele Häuser in Lissabon aus.
Das Pensionsschild ist noch vorhanden, der Rest verfällt langsam. Ich hoffe, es findet sich ein Investor, der das Haus saniert.

Sieht die Stadt nicht einfach wunderschön aus?
Mein täglicher Blick über die Dächer der Stadt.
Und trotz des ständigen Auf und Ab, trotz der unübersehbaren Ruinen - die Stadt ist wunderschön. An jeder Straßenecke bieten sich wunderschöne Aussichten, von jedem Hügel hat man einen wunderbaren Blick über die Dächer und die Lissaboner sind einfach so freundliche Menschen. Egal wo man hinkommt, im Supermarkt oder im Restaurant - man fühlt sich auch als Tourist herzlich willkommen und kaum guckt man etwas verwirrt, wird einem sofort Hilfe angeboten. Was angesichts der Touristenströme, die manche Stadtviertel durchwandern, eine echte Leistung ist ;-)

Ich habe mich auf jeden Fall auf den ersten Blick in die Stadt, ihre schmalen Gassen, ihre tollen Aussichten, ihre herzlichen Menschen, das leckere Essen und die entspannte Atmosphäre verliebt. In den nächsten Wochen nehme ich Euch noch das eine oder andere Mal mit in die Hauptstadt Portugals :-)

Liebe Grüße

Fran

Kommentare

  1. Danke für diesen Post. Ich war nämlich noch nie in Lissabon, es steht aber seit Jahren auf meiner Liste! Das mit den Hügeln und der Tram wusste ich, aber das mit den verfallenen Häusern und dem Mietgesetz nicht. Wieder was gelernt. Tja, da sieht man mal wieder, dass alles seine Vor- und Nachteile hat. Dass es sehr traurig ist, wenn Städte verfallen, sah man ja noch jahrelang in D nach der Wende...
    Wunderbare Eindrücke einer echt spannenden Stadt! Will da jetzt unbedingt mal hin :-D
    Liebe Grüße, Maren

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das mit dem Mietgesetz wusste ich auch nicht. Ich habe mich nur über die vielen, verfallenen Häuser gewundert und mich gefragt, warum das so ist.
      Und ich bin garantiert nicht zum letzten Mal hier :-)

      Löschen
  2. Viele interessante Eindrücke, die du uns mitgebracht hast. Ich habe schon mehrfach gehört, dass Lissabon eine Stadt zum verlieben ist und irgendwann komme ich sicher noch hin.
    Das mit den verfallen Häusern und die Auswirkungen ist bzw. sind schade und es zeigt mal wieder, wohin übermäßig Regulierung führt.
    Liebe Grüße
    Andrea

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das Gesetz war vermutlich gut gemeint. Aber 40 Jahre lang die Miete nicht zu erhöhen funktioniert halt nicht.

      Löschen
  3. Ich war beruflich das erste mal in Lissabon und auch gleich verliebt. Ein Flair das einen sofort einfängt. All diese tolle Architektur und die Liebe zum Gin und dem Fado <3
    Ich hoffe ich habe die Chance mal noch länger und privat dort zu sein.
    Liebe Grüsse Ela

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe ja mein Herz an Beirao und Ginja verloren ;-)

      Löschen
  4. Was für ein Lesegenuss am Sonntag. War gleich total glücklich als ich Lissabon laß :)
    Und bei den Bildern geht einem das Herz auf.

    Wir waren früher oft dort. Haben unseren Sprachkurs dort absolviert und Hausaufgaben am Strand erledigt ;-)

    Danke fürs Mitnehmen und LG Sabina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Sprachkurs und Strand klingt gut. Und so schwierig ist Portugiesisch gar nicht, wenn man erstmal Spanisch kann. Wobei ich die Hausaufgaben wohl immer in einem der wunderschönen Parks machen würde :-)

      Löschen
  5. Lissabon ist soooo schön. Da muss ich unbedingt noch einmal hin. Vor 2 Jahren waren wir in Cascais und sind 2 x mit der Bahn nach Lissabon gefahren. Das nächste mal werden wir uns direkt in der Stadt einquartieren. Die Hügel habe ich noch gut in Erinnerung. Meine Waden schmerzen noch heute :)

    Liebe Grüße Sabine

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Im Sommer ist Cascais bestimmt die bessere Wahl. Aber im Frühling ist Lissabon perfekt :-)

      Löschen
  6. Oh wie wunderschön. Ich liebe alte Trambahnen, in Mailand hatten wir auch das Vergnügen und ich mochte immer gern mit den alten Bahnen fahren. Ich freu mich schon auf Deine Berichte, war ja noch nie dort ;)
    Dankeschön, liebe Grüße Tina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Alte Trambahnen findest du in Lissabon an jeder Ecke. Also nix wie hin :-)

      Löschen
  7. Schöne Bilder. Und auch sehr interssante Informationen. Es ist wie immer nicht leicht, ein ausgewogenes Verhältnis zur finden.
    Wer investiert sollte etwas davon haben. Aber nur wenige können sich Luxussanierungen leisten. Ich drücke die Daumen, dass es dieser schönen Stadt gelingt sich zu stabilisieren.

    LG Sunny

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Es geht gar nicht immer um Luxussanierungen. Aber eine Wohnung ohne Bad und mit Klo auf der Treppe will halt heute verständlicherweise niemand mehr, auch wenn das 1947 noch Standard war. Und bei Mieteinnahmen von zehn Euro pro Wohnung bleibt halt absolut nichts, um irgendetwas zu sanieren. Das war wirklich zu kurz gedacht.

      Löschen
  8. In dieser netten Stadt scheint die Zeit wirklich fast stehen geblieben zu sein. Schade nur, dass die gut gemeinte Miet-Politik am Ende so nach hinten losgegangen ist. Und die Stadt hat derzeit wirklich nur noch so wenige Einwohner? Das kann man sich bei einer Hauptstadt gar nicht vorstellen. Aber vielleicht ist es ja auch von Vorteil, dass erst jetzt so intensiv renoviert wird - früher ist man oft auch nicht immer besonders zimperlich mit alter Bausubstanz umgegangen. Hoffentlich ziehen am Ende dann wirklich viele Einheimische in die renovierten Wohnungen. Nicht dass die aufgehübschten Häuser letztendlich - wie in vielen anderen Städten - wieder mal die von fern Zugezogenen oder die Touristen in Beschlag nehmen.
    Liebe Grüße
    Hasi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. In Lissabon gehen die Uhren langsamer, das meinte schon ein Bekannter. Und er hat Recht. Die Lissabonner sind unheimlich entspannt. Und der Bevölkerungsschwund ist für uns schwer nachvollziehbar. Aber es sind halt sehr, sehr viele Menschen nach außerhalb gezogen, weil sie dort viel mehr Komfort gefunden haben. Das sieht man der Stadt an allen Ecken an. Ich schätze, die schaffen es, das wieder rückgängig zu machen. Aber bis dahin werden noch einige Jahrzehnte vergehen. Und ich schätze, die Stadtverwaltung muss wirklich aufpassen, dass die Touristen-Situation nicht endet wie in Barcelona.

      Löschen
  9. Die Bilder sind toll, wie schön diese Stadt doch ist. Wie steil die Strassen sind hat mich jetzt doch überrascht, im Fernsehen sieht das nicht so spektakulär aus. :)) Der blaue Himmel ist ebenfalls schön anzusehen .. dein entspanntes Lächeln übrigens auch <3

    Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Straßen sind teilweise höllisch steil *keuch*. Schon der Ganz zum Bäcker ist jeden Morgen eine Berg- und Tal-Tour, vor allem für mich, die ich doch aus Norddeutschland höchstens den Anstieg auf den Deich kenne *grins*

      Löschen
  10. Danke für die schönen Bilder! Ich muss unbedingt mal nach Lissabon!!!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Stadt ist definitiv eine Reise wert. Oder auch zwei oder drei ;-) Ich war ganz sicher nicht zum letzten Mal da!

      Löschen
  11. Großartige Bilder Fran. Zusammen mit Deiner Beschreibung bestätigen sie, was mir meine Tochter berichtet hat. Sie war schon dreimal dort und ist jedesmal wieder helle begeistert. Lissabon und Nordportugal stehen ganz oben auf meiner Reiseliste.
    Liebe Grüße
    Sabine

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich würde auch am liebsten gleich wieder zurück - schon allein angesichts des Wetters hier. Mal gucken, ob ich es in diesem Jahr nochmal schaffe. Aber ich fürchte, mein Urlaub reicht nicht für all meine Sehnsuchtsorte...

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Dieser Blog ist mit Blogspot, einem Googleprodukt, erstellt und wird von Google gehostet. Es gelten die Datenschutzerklärung & Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.

Wenn Du die Kommentare zu diesem Beitrag durch Setzen des Häkchens abonnierst, informiert Dich Google jeweils durch eine Mail an die in Deinem Googleprofil hinterlegte Mail-Adresse.
Durch Entfernen des Hakens löscht Du Dein Abbonement und es wird Dir eine entsprechende Vollzugsnachricht angezeigt. Du hast aber auch die Möglichkeit Dich in der Mail, die Dich über einen neuen Kommentar informiert, über einen deutlichen Link wieder abzumelden.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Weimar in grün mit 40 Jahren Verspätung

Von Optimismus und warum er manchen Menschen schwer fällt

Kleiderstange: Jeans. Und der tagesaktuelle Wetterbericht ;-)