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How to: Kommentare und Sommerkleider



So ein Kommentar kann ganz schön knifflig sein, vor allem für denjenigen, der ihn verfasst. Beim Kommentieren gibt es Fallstricke ohne Ende, da warten quasi Abgründe darauf, den Verfasser zu verschlingen. Aber ihr habt ja mich :-) Heute gibt es eine Crash-Kurs in Sachen: Wie umschiffe ich erfolgreich jede Kommentar-Klippe.


Klären wir erstmal eines: Ein Kommentar ist qua Definition eine „kritische Stellungnahme zu einem aktuellen Ereignis oder Thema“. Aber Obacht: Mit allem, was ansatzweise kritisch ist, kann man zwar in ernstzunehmenden Medien punkten, niemals aber in der schönen, neuen Influencer-Welt. Kritik schminken wir uns da mal gleich ab, um im passenden Vokabular zu bleiben.


Ein Kommentar kann aber noch etwas anderes sein, nämlich eine „persönliche Anmerkung“. Da kommen wir der Sache schon näher. Und weil es die Sache noch einfacher macht, können wir „persönlich“ im Prinzip gleich mal streichen. Ein wirklich guter Kommentar muss nicht persönlich sein. Er braucht ungefähr so viel Persönlichkeit wie die Deckenlampe in meinem Büro.


Aber fangen wir ganz vorn an, bei der Mutter aller Kommentare: Dem Kommentar auf Instagram. Um hier einen Kommentar zu schreiben, braucht ihr weder ein Bild toll zu finden noch gar den Text unter einem Bild zu lesen. Beides macht womöglich Probleme, also lasst es bleiben. Ob ein Bild hübsch ist, ist ohnehin völlig belanglos. Wichtiger ist, dass derjenige, der es gepostet hat, mehr Follower hat als ihr. Und Texte? Pffft, mehr als drei Wörter liest ohnehin kein Mensch.


Ein Instagram-Kommentar sollte einige wenige Anforderungen erfüllen: Er muss positiv sein. Er muss kurz sein. Er sollte mindestens ein Herzchen enthalten. Fertig. Der unverfänglichste aller Insta-Kommentare ist in meinen Augen übrigens der hier: „Dir auch einen zauberhaften *hierwochentageinsetzen* mit einem dicken Herz. Will man noch eins draufsatteln, bedankt man sich zusätzlich für das wahnsinnnig stimmungsvolle Bild. Geht immer, stinkt nie und macht aus jedem Kommentatoren einen irre liebenswerten Menschen, egal welcher Stinkstiefel sich inter ihm verbirgt.


Wesentlich mehr Fettnäpfchen als bei Instagram gibt es übrigens bei Blog-Kommentaren. Das erste Problem: Hier sollte man tatsächlich den Text lesen. Könnte sein, dass sich eine Botschaft darin verbirgt. Sowas wie: „Ich habe meinen Job verloren“ oder „Meine Katze ist gestorben“. Das kann echt blöd enden, wenn man nur die Bilder anguckt und dann mit „tolles Outfit“ kommentiert. Bei Instagram ist das halb so tragisch, da erwartet eh niemand, dass der Kommentator dual ausgebildet ist - also lesen UND schreiben kann.


Beim Bloggen ist das etwas anders, das ist schließlich die intellektuelle Variante des Influencens. Ein bisschen intelligenter geht es auf Blogs also zu. Aber die Grundregel bleibt: Nett ist Trumpf. Ok, nett ist die kleine Schwester von Scheiße, aber darum geht es nicht.


Wichtigste beim Kommentieren: Sag etwas Nettes, oder halt die Klappe. Kritik ist nicht erwünscht. Weder an Outfits noch an gezeigten Produkten noch am Inhalt des Textes. Und nie, niemals nicht darf an beworbenen Produkten rumkritisiert werden. Nichtmal dann, wenn die Wunder-Creme Euch in der vergangenen Woche handtellergroße Pickel beschert hat. Wer kritisiert, ist neidisch. Punkt. Und neidisch will man nun wirklich nicht sein.


Zweitwichtigste Regel: Eure Meinung zum Thema interessiert nur, wenn sie sich zu 100 Prozent mit der des Blog-Verfassers deckt. Also wenn der Verfasser eines Blogposts schreibt, dass die Erde eine Scheibe ist, lobt bitte das Outfit und behauptet, von Geografie nix zu verstehen, aber dem Blogger natürlich die brillanten Kenntnisse in diesem Bereich von ganzem Herzen zu gönnen. Alles andere könnte auf Neid hindeuten. Und fragt mich jetzt bitte nicht, warum man auf Dummheit neidisch sein sollte.


Ein paar praktische Tipps für den gelungenen Kommentar hätte ich dann auch noch:


  • Wenn gar nix geht, ist ein Lob für die Frisur/die Schuhe/die Katze im Hintergrund immer eine gute Idee
  • Es ist praktisch, wenn zum Schluss des Blogposts eine Frage gestellt wird. Die solltet ihr am besten einfach beantworte, ohne allerdings der Regel Nr. 2 zu widersprechen. In diesem Fall formuliert einfach die Meinung des Bloggers um. Andernfalls könnte man euch Neid unterstellen ;-)
  • Es schmeichelt dem Blogger ungemein, wenn man a) seine brillianten Gedankengänge und b) seinen Schreibstil eifrig lobt. Beliebt ist auch der Satz: „Du solltest ein Buch schreiben“. Aber übertreibt es nicht. Andernfalls bittet der Blogger vielleicht irgendwann um eine freundliche Rezension seines Werkes.
  • Falls ganz vielleicht bei einem Outfit zu erkennen ist, dass ein Kleidungsstück besser ein bis zwei Größen größer hätte gekauft werden sollen, ist das in der Regel ein Zeichen dafür, dass der Verfasser des Posts gern reinpassen würde. Da kommt es immer gut, seine schlanke Figur zu preisen. Beliebt ist dabei die Formulierung: „Dieses Figürchen!“ Damit macht ihr nie was falsch.


Und wisst ihr was? Ich bin ganz furchtbar froh, weil all diese Regeln dort, wo ich normalerweise kommentiere, nicht gelten. Ok, da steht auch der Spaß am Bloggen im Vordergrund und nicht die Zahl der Kooperationspartner. Und was noch schöner ist: Neid gibt es da auch nicht. Nicht mal als Unterstellung.









Und genau deshalb dürft ihr mein Sommerkleid nach Belieben kommentieren. Ich mag es nämlich so gern, das kann mir kein Kommentar der Welt madig machen. Gekauft habe ich es vor zwei Jahren in Danzig und es ist genau das, was ich von einem Sommerkleid erwarte: Es ist superleicht, sehr luftig, aus einem sehr kühlen Baumwollstoff und es hat Taschen. Und ja: Es ist riesengroß, hätte notfalls Platz für 20 Kilo mehr und ist ganz sicher kein Figurschmeichler. Ich mag es trotzdem oder vielleicht sogar genau deshalb :-)


Liebe Grüße

Fran


Kommentare

  1. "... Bloggen ist das etwas anders, das ist schließlich die intellektuelle Variante des Influencens."

    Wieder was gelernt, Danke, stelle Dir bitte am Ende des Kommentars intellektuelle Grüße einer Bloggerin vor, die für gewöhnlich grußlos kommentiert (u.a um die 1000 für Instagram genannten Floskeln auszulassen).

    Dein Kleid? Ein Sommerkleid ist immer eine gute Wahl. In 30 cm kürzer würde ich es sofort anziehen, so lasse es Dir zu Deiner Freude!

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  2. Achtung:
    Tolle Frisur! Deine Schuhe mag ich auch sehr. Oh, was für eine süße Katze im Hintergrund! Zu Deiner Frage: ja, ein bisschen was weiß ich schon! Aber keine Sorge, ich bin nicht neidisch auf Dein umfassendes Wissen! Brillianter Schreibstil! Du solltest ein Buch schreiben. Dieses Figürchen!

    So. Hoffentlich hab ich jetzt alles richtig gemacht... ;-D
    Zum Glück schreib ich grundsätzlich einfach drauflos, ohne all diese Dinge zu beachten, wobei: freundlich und konstruktiv bin ich schon. Glaub ich zumindest. "Nett" empfinde ich inzwischen gar nicht mehr als Beleidigung, da ich manchmal schon das Gegenteil gehört habe... ähem. Daher bemüh ich mich.
    Es gibt manchmal schon Kommentare, die "zwicken" ein bisschen, aber das ist in real live mit Bemerkungen ja nicht anders. Ich bin aber froh, dass es so ist, denn je näher ich in Bloggershausen der "Realität" komme, desto wohler fühl ich mich.
    Ohne Schmarrn jetzt: das Kleid ist richtig schön und schaut edel aus. Ich finde es sieht mitnichten unförmig, sondern luftig und sehr leicht aus. Und ich war noch nie in Danzig (bin ein wenig neidisch).
    Liebe Grüße, Maren

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  3. Dein Buch würd ich kaufen...😂
    kommentare tragen manchmal echt dick auf. Aber zum Glück wissen wir genau wo lesen und kommentieren. Nei Insta habe ich jetzt schon bemerkt, dass und das meine ich jetzt nicht spaßig, nicht gelesen wird und durchaus nur die Bilder geliked. Da ist mir schon aufgefallen dass Leute Bilder liken, die sie nie nie nie herzen würden wenn sie den Text gelesen hätten!
    Aber ich hab mich grad echt köstlich über Deinen Text amüsiert.
    Dein Kleid mag ich. Ich steh grad auch auf weite Zeltkleider. Am liebsten mit Taschen. Und die Chaneltasche kommt dazu grad richtig zur Geltung. Chapeau!
    Ich wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende, liebe Grüße Tina

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  4. :-) Liebe Fran,

    wann erscheint Dein Buch? Ich würde es auch sofort kaufen. Deshalb bitte in Papierform, nicht nur digital veröffentlichen. - Ich habe in der Früh schon ganz breit grinsen müssen, als ich Deinen Blogpost las. Herrlich!

    Falls Dir das Kleid dann doch irgendwann "zwider" werden solltest, könntest du es ja einfärben...

    Schönen Sonntag und liebe Grüße,
    Claudia :-)

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  5. Na, dann bin ich ja froh, dass man hier bei Dir seine Meinung schreiben darf. Ach wenn wir nicht immer einer Meinung sind, habe ich doch das Gefühl, dass wir genügend Respekt für einander haben, dass es klar geht, wenn wir uns widersprechen. Denkprozesse im Kopf setzten ja nur dann ein, wenn man ihn mit anderen Ansichten konfrontiert.

    Immer wieder Mal lese und "höre" ich, wenn man nichts "nettes sagen kann, dann solle man doch schweigen". In der Tat bin auch ich der Ansicht, dass man nicht ungefragt zur "Kleiderwahl" etwas schreiben muss, vor allem dann, wenn es einem nicht gefällt.

    Blöd finde ich auch so Kommentare, wie das ist Unvorteilhaft... ein Sack über dem Kopf stünde Dir besser. Nicht jeder, der auf Blogs oder Insta Outfits postet, hält sich für die Schönheitsköniging von Schneizelreut und definiert sich übers aussehen. Sondern er hat einfach Spaß an Mode.

    Wenns dann an die "Glaubensfragen" geht, wirds schwierig. Also Dinge wie Haarefärben, Schminken, Inhaltsstoffe oder Designertaschen usw. Hier schreibe ich tatsächlich auch meine Meinung, aber nur dann, wenn ich die betreffende Person "kenne".
    Man kann immer alles perfektionieren. Muss man aber nicht. 80% reicht auch, ich bin so "toll", da brauch ich diesen ganzen Kram nicht (mehr) so sehr. Von der Umwelt mal ganz abgesehen. Also könnte man glauben, ich unterstelle der "Kollegin" ihr Selbstwertgefühl sei "schwach", wenn es besser wäre, hätte sie es nicht "nötig".
    Nein. So ist es glaub ich nicht. Es soll eher heißen, schau her, das Leben kann so viel entspannter sein, wenn Du Dir nicht so einen Druck machst und alles kaufst, was man Dir aufdrehen will.
    Bei Designertaschen sehe ich tatsächlich für mich keinen echten Sinn, auch nicht als Geldanlage. Wenn man sich eine kauft, ist das das eine. Wenn man aber laut die Meinung vertritt "nur diese gingen" und alle anderen wären "Fakes", dann ist man mMn auf dem Dampfer. 1000€ für eine beschichtete Plastiktasche sind einfach dekadent. Für ein handgefertigtes, labelloses Einzelstück sähe die Sache dann wieder anders aus. Verstehst Du, was ich meine?
    BG Sunny

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  6. In der Regel halte ich tatsächlich lieber den Mund, wenn mir etwas nicht so gut gefällt, was ich lese oder sehe. Man kann tatsächlich ganz schön ins Wespennest treten. Bei mir bekannten Bloggerinnen sage ich schon meine Meinung. Trotzdem ist es manchmal schwer, die richtigen Worte zu finden, ohne jemanden zu verletzen.

    Das Kleid ist perfekt für heiße Sommertage. Die Tasche sehe ich heute in einem anderen Licht. Gefällt mir besser als bei der ersten Vorstellung, weil Du sie nicht crossbody trägst. Ein schöner Kontrast zum weißen Kleid.

    Liebe Grüße Sabine

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  7. Liebe Fran,

    Ich gehe zum Teil mit dir- wenn die Katze gestorben ist, zu schreiben, das ist ein schönes Kleid- hmm. Da finde ich das Herzchen schon schwierig, denn like ich, dass die Katze tot ist? Das hat Facebook besser gelöst, denn da mache ich mir tatsächlich die 'Mühe' das Gefühl auszudrücken.

    Meine Meinung ist der von Sabine und Sunny nah, ich finde, man muss nicht schreiben, dass man etwas hässlich findet oder derjenige sich mal anders anziehen, Haare schneiden etc soll. Kann es doch tatsächlich so sein, dass die Person sich wirklich schön so findet.
    Darum sind meine Komplimente immer ehrlich gemeint, mein 'Neid' auf den beiges Kleid aber nur in Teilen, haha. Wenn man sich kennt, ist es tatsächlich etwas anderes, aber dann schreibe ich das per PN.
    Und manche Menschen bekommst du nicht gedreht, das weißt du aus Erfahrung selbst. Obwohl mich momentan einige Hetzen, Hashtags und Kommentare sehr ärgern und auch betroffen machen.
    Denn das ist die Kehrseite der Medaille, einige verlieren eben auch in umgedrehter Richtung alle Hemmungen.
    Dein Kleid gefällt mir, der Beitrag auch.

    Hab eine schöne Woche und liebe Grüße
    Nicole

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  8. Einer der coolsten Aspekte eines Blogs ist die Möglichkeit, mit den Lesern zu kommunizieren, denke ich! Und dazu gehören die Likes auf Social Media, die Herzen auf Instagram und vor allem die Kommentare zu Posts. Mein Blog ist ein demokratischer Raum, in dem Menschen ihre Meinung äußern oder etwas kommentieren können. Aber manchmal lesen wir Dinge, die nicht unbedingt da sein mussten. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Meinung zu äußern und dieser Gedanke gilt überall – ob live oder im Internet. Leider denken manche Leute, es würde nur sagen, was sie wollen, Punkt. Sie messen keine Konsequenzen, sie merken nicht, dass es auf der anderen Seite echte Menschen gibt – jeder nimmt, was er kann, manche sind sensibler und andere nicht.
    Ich denke, bestimmte Dinge müssen nicht gesagt werden. Ich sage nicht, dass man Gedanken und Kritik auslassen muss – ich denke, dass jede Form des Ausdrucks gültig ist, solange diese Meinung den anderen nicht beleidigt.
    Es gibt nichts bequemeres als ein luftiges Sommerkleid, besonders weil man so herrlich schnell angezogen ist :). Das Kleid hat eine tolle Länge, schöne Farbe – alles wunderbar, gefällt mir sehr gut… und auch die Stimmung auf den Bildern!
    Liebe Grüße,
    Claudia

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  9. Also Deine Frisur ist nett und ich würde Dein Buch kaufen :-)
    Und nebenbei: ich stehe auf Säcke. Auch auf Alte...
    So gut?
    Wie immer (und ich meine es so) ein sehr erquicklicher, wahrer und witziger Beitrag.
    Mal sehen, wie die Herzchenverteilerinnen das so finden ***kicher***
    Hab einen zauberhaften Tag, hübsche Fran!

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