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Diagnose Burnout: Von 100 auf Null




Tja, da hock ich nun auf meinem Sofa und darf nur Dinge tun, die mir Freude machen. Und davon, bitteschön, sehr wenige. Ok, viele gehen ohnehin nicht.

Schräg, irgendwie. Die letzten Wochen in der Redaktion, nach dem Urlaub, habe ich immer nur den nächsten Tag gesehen. Den „musste“ ich durchhalten. Einen Tag. Und noch einen. Und noch einen. Hat irgendwie funktioniert, mit kleinen Ausfallerscheinungen. Aber die ließen sich irgendwie kompensieren. Wozu hat die Welt schließlich Kopfschmerztabletten und Rückengymnastik erfunden.


Seitdem ich von meiner Ärztin zurück bin, die mich nur völlig verständnislos ansah und fragte, wie bitteschön ich eigentlich den Wochenenddienst noch geschafft habe, ist ein Schalter umgelegt. Oder ein Damm gebrochen. Kein Durchhalten mehr. Ich darf nicht mehr können. Ich darf nichts tun. Stundenlang. Tagelang. So muss das Leben einer Fünfjährigen aussehen.


Ich darf den halben Tag schlafen - wenn das nachts schon nicht mehr klappt - und danach dem Regen zusehen. Ich darf völlig erschöpft sein und ein halbstündiger Spaziergang durch den Park darf mein gesamtes Tageswerk sein. Viel mehr geht gerade nicht und das ist gut.


Wenn ich richtig unternehmungslustig bin, dann lese ich ein paar Blogposts in meinen Lieblingsblogs. Und wenn ich etwas völlig Verrücktes tun will, dann tippe ich hier ein paar Zeilen. Weil es mir Freude macht. Solange es mir Freude macht. Der Höhepunkt der Woche war dann tatsächlich ein zweistündiges Treffen mit einer Freundin. Von höchster medizinischer Stelle abgesegnet. Und danach war ich völlig platt.


Macht nix, danach ging es zurück aufs Sofa. Vermutlich ist das ein Vorgeschmack auf die Zeit, wenn ich 90 bin. Kann man nicht früh genug trainieren, sowas ;-)


Und Training braucht es. Von 100 auf 0 ist - kann man kaum glauben - schwieriger als von 0 auf 100. Nicht mehr 1000 Dinge auf der to-do-Liste zu haben, sondern gar keine, ist ein merkwürdiges Gefühl. Dabei auch noch ruhig zu bleiben, das übe ich. Denn auch wenn ich nach einem halbstündigen Spaziergang körperlich völlig platt bin, geht es im Kopf doch weiter. Der sorgt nämlich für ganz schön viel Aufruhr.


Das in den Griff zu bekommen ist wohl der übernächste Schritt, sobald der Körper wieder funktioniert.


Liebe Grüße

Fran


Kommentare

  1. Ich wünsche Dir von Herzen gute Besserung und freue mich dass Du Lust hattest etwas zu tippen. ♥
    Liebe Grüße Tina

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    1. Tina nimmt mir die Worte "von der Tastatur". Schön, dass Du die Kraft findest, Dich bei uns zu melden. Weiterhin gute Besserung. Wie Du weißt, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
      BG Sunny

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    2. An einem Tag bau ich gar nix, aber es wird werden. Ganz langsam. Aber es wird.

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  2. Hallo Fran,

    langsam machen. Das mag keiner hören und akzeptieren, ist aber so. Was lange gebraucht hat, um runterzufahren, braucht auch lange, um wieder hochzufahren.
    Keine Frage von Tagen oder paar Wochen.
    Das mit dem Langsam machen ist nicht einfach. Aber anders wird es nicht gehen.
    Liebe Grüße und alles Gute!
    Claudia

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    1. PS.

      und wenn gar nichts anderes mehr geht, setz dich aufs Sofa und starre Löcher in die Luft. Wenn dein Körper Ruhe braucht, dann wird ihm das auch gut tun. Einfach hinsetzen und Zeit verstreichen lassen.
      LG

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  3. Guten Morgen Fran,
    ich wünsche Dir von Herzen alles Gute, viel Kraft und Zuversicht für die nächste Zeit! Herzlichst, Grit.

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  4. Moin Fran,
    auch ich freu mich darüber, dass Du heute postest und es Dir ein bisschen Freude macht.
    So eine Vollbremsung ist ein Schock und braucht Zeit zum Verarbeiten. Dein Körper weiß schon, was er tut.
    Lass ihn mal machen und lass Dich weiterhin drauf ein, diese Verlangsamung und die neue Stille als möglichst wohltuend zu empfinden.
    Milchkaffee, Kekse, Decke und Buch sind da gute Begleiter.
    Gute Tage und Nächte wünscht Dir herzlich, Sieglinde

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    1. Es ist definitiv wohltuend. Ganz anders als mein Leben bisher und manchmal beängstigend. Aber mehr geht halt nicht und das wird seinen Grund haben.

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  5. Eine Freundin von mir, engagierte Managerin bei der Telekom, hatte vor einigen Jahren einen Burnout. Es was so bewegend mit ihr zu reden. Sie erzählte mir, dass sie es nicht schaffe mehr als 3 Sachen auf einmal einzukaufen. Für mich ein bisschen unvorstellbar, aber sie hat ihr Leben komplett auf links gedreht.
    Hat die Telekom verlassen, Ihren Yogatrainerschein gemacht und geheiratet. Aber, das will ich nicht verschweigen, es hat ne ganze Weile gedauert. Richte Dich ein und sei so richtig fett gut zu Dir! Haste verdient.

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    1. Doch, das ist so. Ich würde im Moment vermutlich zwei der drei Dinge vergessen, wenn ich sie nicht aufschreibe. Ich vergaß kürzlich, dass ich Brot kaufen wollte und kam mit Blumen nach Hause. Wenig nahrhaft. Aber auch schön.

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    2. Alles wird wieder gut. Es braucht nur ein bisschen Zeit und ein bisschen weniger Anstrengung. Und nix gegen Vegetarier :-)

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  6. Liebe Fran,
    es tut gut zu lesen, dass du die Dinge tust, die dir Freude bereiten ohne dich mit der Freude zu überfordern.. Erster Schritt, denn schon Nathan der Weise wusste: Kein Mensch muss müssen (außer vielleicht aufs Örtchen).
    Richte dich langsam, aber sicher ein, sei gut zu dir, bewerte nicht. Freue dich über die guten Dinge. Ich habe zwar weder Ahnung noch Erfahrung, aber ich glaube, irgendwann kommt der Kopf hinterher.
    Und vor allem: Nimm dir wirklich die Zeit, die DU brauchst. Und bewerte uch das nicht.
    Weiterhin gute Besserung und Ruhe- innen wie außen. Und das Wasser vor deinem Zuhause anzuschauen, hat bestimmt was. Es sind die kleinen Dinge, immer...
    Alles Liebe
    Nicole

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    1. Bewerten? Selbst dazu fehlt gerade die Energie. Ich mach einfach. Oder eben nicht.
      Über das Wasser Rundrum freue ich mich jetzt noch mehr als bisher. Wasser ist so beruhigend.

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  7. Genau richtig, mach was du willst, wann du willst, aber im Bewusstsein, liebe Fran, dass du das jetzt brauchst, nicht nächste Woche - ohne Schuldgefühle! Und wenn du über ein anderes beiges Outfit schreiben möchten, sind wir hier, um es zu bewundern ... ;) Take care!
    Liebe Grüße,
    Claudia

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  8. Immer wenn ich solche Fotos (meistens auf Wohnblogs) sehe wie Dein erstes, denke ich, hach, ich würde jetzt gern mit so einer Tasse Cappuccino und Keksen auf dem Sofa sitzen... aber wenn man zum Nichtstun gezwungen ist und es einem wie Dir leider nicht so gut geht, dann sieht die Sache wohl ganz anders aus!
    Diese Erschöpfung, die Du beschreibst, kenne ich von der Kollegin, die auch von Burnout betroffen war. Ihr geht es heute sehr gut. Ist aber jetzt kein Trost, ich weiß.
    Ich freu mich, von Dir zu hören und wünsche Dir alles Gute und viel Ruhe und Kraft für die nächste Zeit!
    Liebe Grüße Maren

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    1. Inzwischen kann ich das ganz hervorragend. Es ist eben im Moment einfach so. Viel mehr geht nicht. Und dann kann ich mich wenigstens drüber freuen. Oder wenigstens fast.

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  9. Liebe Fran, auch von mir kommen liebevolle Gedanken zu dir über die Elbe. Es braucht Zeit, aber einen der wichtigsten Schritte hast du bereits getan: du hast einen Break gemacht und Hilfe und Unterstützung gesucht. Ich hoffe, dass du diese schnell findest. Mir hat das - eine medikamentöse Unterstüzung- im vergangenen Jahr sehr geholfen und dann ging es in kleinen Schritten wieder voran. Daher weg mit der Schere im Kopf, wie lange du brauchen wirst. Das kommt von ganz alleine.
    Liebe Grüße von Silke (aka stilleleserin)

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    1. Die Schere verblasst allmählich. Es wird so lange dauern wie es dauert. Wenn es gut wird, lohnt sich auch der längste Weg.

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