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Weimar in grün mit 40 Jahren Verspätung



Es begab sich im Jahr 1983, als mein Deutsch-Leistungskurs ein Jahr vor dem Abitur eine Studienfahrt plante. Unser Deutschlehrer hatte eine, wie er glaubte, bahnbrechende Idee: Nach Weimar sollte es gehen, auf den Spuren von Goethe und Schiller sollten wir wandeln.

Uns Schülerinnen und Schülern entgleisten die Gesichtszüge. Weimar? Wo ist das? DDR? Goethe? Schiller? Och nö. Echt nicht. Wir fanden die Idee mistig. Sehr mistig. Und weil die Meinung von 17- und 18-Jährigen nicht so richtig zählte, mobilisierten wir unsere Eltern. Die sprachen sich einstimmig gegen das Reiseziel aus. Hatten sie doch noch sehr gut in Erinnerung, dass bei der Klassenfahrt in der 10. Klasse einige von uns beim traditionellen Tag in Ost-Berlin ein wenig zu spät am Grenzposten aufliefen. Etwas zu spät hieß in diesem Fall: Nach 0 Uhr. In dieser Sache waren die Grenzposten sehr streng. Das Visum galt nur bis 0 Uhr und alle, die später zurück in den Westen wollten, hatten ein Problem. Das sorgte damals für einigermaßenen Aufruht. Klar also, dass die Eltern derartige Aufregung nicht unbedingt noch einmal haben mussten.


Aus der Studienfahrt auf Goethes und Schillers Spuren wurde nix. Wir fuhren in ein holländisches Dorf und beschäftigten uns dort eingehend mit Franz Kafka. Lustiger als Weimar war das definitiv nicht.


Aber kürzlich war ich dann tatsächlich in Weimar. Das liegt nämlich gleich neben Jena und weil die ZVS, die heute auch nicht mehr ZVS heißt, sondern Hochschulstart, die Damen Töchter dorthin verschickte, bin ich da von Zeit zu Zeit zu Gast. Die Highlights von Jena habe ich inzwischen erkundet, also war nun Weimar an der Reihe. Und was soll ich sagen: Das ist eine wunderschöne Stadt! In den letzten Jahrzehnten wurde mit EU-Mitteln unglaublich viel restauriert und saniert und das Ergebnis ist großartig. Es gibt jede Menge wundershcöner Plätze und neben herrschaftlichen großzügigen Gebäuden auch viele, viele Jahrhunderte alte kleine Häuser. Und wunderhübsche Hinterhöfe. Wie der auf diesen Fotos.


Entgegen den Gerüchten, die besagen, dass deutsche Touristen eine Städtetour ausschließlich in Outdoor-Funktionskleidung antreten, habe ich mich einfach mal in grün gewandet und das ganz ohne Funktion. Die Hose ist ein astreiner Jena-Import: Ich habe sie dort in einem kleinen Skater-Laden gekauft. Vermutlich redet man noch heute über die alte Frau, die den Laden enterte und eine Hose kaufte, die eigentlich für total chillige 25-Jährige auf einem Longboard konzipiert wurde. Ich gestehe lieber gleich: Ich fahre weder Skateboard noch Longboard, aber ich bewundere die Jungs und Mädels, die hier im Park auf der riesigen Skateranlage ihre Runden drehen, ungemein. Und vielleicht färbt ja die Hose in Sachen Coolness auf mich ab ;-)


Nicht ganz so cool ist das weiße Hemd dazu und nachdem ich in den vergangenen Wintern neben Daune am liebsten meine schwarze Bomberjacke getragen habe, habe ich mir nun eine Version in grün gegönnt. Da wir viele, viele Kilometer durch Weimar gewandert sind, gab es Sneaker dazu.








Ich habe keine Ahnung, was ich vor 40 Jahren in Weimar getragen hätte. Ich fürchte, der damals vorherrschende Bundewehr-Parka wäre nicht so richtig passend gewesen ;-) Wie auch immer: ich bin froh, dass ich Weimar inzwischen besucht habe. Das hat sich definitiv gelohnt.


Und was war euer Ziel in Sachen Studienfahrt, falls es so etwas an eurer Schule gab?


Liebe Grüße

Fran

Kommentare

  1. Das Gesicht des Personals in dem Laden kann ich mir vorstellen :).

    Ich war auf Studienfahrt in Rom. Einmal Rom und nie wieder. Mit der Stadt bin ich seitdem durch.

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  2. Okay, meine Studienfahrt war nicht so toll wie Ines'(Ich liebe Rom) und auch nicht Holland. Aber sie war Italien und hat mir Camping auf Lebenszeit verlitten.

    Ich habe Kopfkino bei dem Kauf, aber du hast dich schick gewandet für deinen Dichter-und Denkertrip. Und darum skatest du im Kopf durch Weimar und hattest eine feine Zeit.
    Liebe Grüße
    Nicole

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  3. Ah das ist grün?! Ich dachte tatsächlich grau, muss an meinem ipad liegen. Du bist eine coole Socke, in einem Skaterladen die Hose zu kaufen. Chapeau. Du siehst suuuper aus Fran!
    Liebe Grüße Tina

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  4. Mir geht es wie Tina, für das Grün braucht es schon viel Fantasie. Ich fürchte, liebe Fran, du musst nochmal ein paar Fotos in dem Outfit machen 😉
    Weimar habe ich auch noch nicht gesehen, campen in Italien war näher. Und Florenz stand damals auf dem Plan, da habe ich aber nur noch sehr verschwommene Erinnerungen dran - typisch Klassenfahrt halt 😇

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  5. Weimar steht Dir gut. Ebenso Dein Anzug in Khaki. Der BW-Parka wäre seinerzeit bestimmt nicht so gut gekommen. Ich denke auch, dass sich in den letzten Jahrzehnten viel in den Städten getan hat. Insofern hat sich das Warten bestimmt gelohnt.

    Ich habe auch schon in einem Skaterladen Klamotten für mich gekauft :)

    Liebe Grüße
    Sabine

    Liebe Grüße
    Sabine

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  6. Hallo, es freut mich, dass Du es jetzt doch endlich nach Weimar geschafft hast. Grün, Grün? Ich sehe helles Schilf. Na gut. Schilf-Grün.
    In der 10. Klasse waren bei uns immer alle auf "Grenzlandfahrt", z.B. in Berlin. Manche auch in Bonn. Bei uns ist es ausgefallen. War kein Geld da. Wir waren dann zum Skifahren auf der Hütte unseres Lehrers in den Bayrischen Alpen. War a schee.
    BG Sunny

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  7. Ich wusste nicht einmal, dass es spezielle Hosen für Skateboard oder Longboard gibt, ich habe es heute erfahren, danke für die Information! So oder so die Hose steht dir super und die Kombination mit der Bomberjacke ist bombastisch.
    Ich freue mich für dich, dass du eine schöne Zeit in Weimar hattest! Und nach dem, was du gesagt hast, denke ich, dass es mir auch gefallen würde, insbesondere wegen der Geschichte, die die Stadt begleitet.
    Liebe Grüße,
    Claudia

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  8. Danke für Ihre Leidenschaft und Ihren Enthusiasmus beim Schreiben dieses Blogs

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