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Ein halbes Jahr elektrisch



OK, streng genommen könnte ich mit dem ÖPNV zur Arbeit fahren. Aber so richtig kann ich mich für den ÖPNV nicht begeistern, wenn ich ehrlich bin. In Zeiten von Corona schon gar nicht. Und die Aussicht, nach einem Abendtermin im Winter am eiskalten Bahnhof auf einen verspäteten Zug zu warten ist auch nichts, was mich lockt. Also fahre ich mit dem Auto ins Büro. Anfang 2020 habe ich mein altes Gefährt gegen ein Hybrid-Auto getauscht und fahre halb-elektrisch.


Dann musste im Sommer ein Ersatz für den Twingo von Kind, klein her. Denn die studiert zwar in Hamburg, aber die meisten ihrer Freunde wohnen in der Pampa. Und um die zu besuchen braucht man ein Auto - außer, man möchte auf den Bus warten, der ungefähr einmal im Jahr fährt. Außer an Wochenenden oder in den Schulferien. Verlässlich fährt der Bus, wenn dienstags Vollmond ist und eine Sturmflut angekündigt wurde. ÖPNV auf dem Land halt.


Weil halb-elektrisch zu fahren ziemlich witzig ist, aber eben nur halb, fiel die Entscheidung auf ein Elektroauto. Mein Stellplatz hat zwar keine Lademöglichkeit, aber ungefähr 100 Meter von unserer Wohnung entfernt gibt es Ladesäulen. Hamburg ist damit ziemlich gut ausgestattet. Da die Portokasse leider nicht für einen Tesla ausgestattet war, fiel die Wahl nach kurzer Orientierung auf einen Renault Zoe. In den hatte ich nich ohnehin schon vor ungefähr einem Jahr verliebt und als Zweitauto reichte die Größe allemal aus. Schnell genug ist er auch und die Reichweite, die zwischen 250 Kilometern im Winter und etwa 350 Kilometern im Sommer beträgt, reicht für unsere Zwecke allemal aus.


Außerdem kenne ich „meinen“ Renault-Händler schon ziemlich lange, er machte ein faires Angebot und er erwartete kurzfristig einen Zoe, der genau so ausgestattet war wie wir das wollten. Also haben wir kurzerhand zugeschlagen. Ein paar Wochen später war er da und das Abenteuer Elektroauto begann.


OK, erstmal ist es absolut ungewohnt, nicht an eine Tankstelle zu fahren, sondern an eine Ladesäule. Man beobachtet ständig fasziniert die Ladestandsanzeige und das grüne Blatt, das, je nach Fahrweise, mal größer und mal kleiner wird. Für notorische Schnellfahrer ist der Zoe keine Option, denn der riegelt bei gut 140 Stundenkilometern ab. Schneller als maximal 145 Stundenkilometer fährt er nicht. Mir reicht das für meine 30 Kilometer ins Büro allemal, dem Kinde auch.





Was aber wirklich irre Spaß macht ist die Beschleunigung eines Elektroautos. Da tritt man aufs Gas und das Auto ist blitzschnell am Start. Und es macht einfach jede Menge Spaß, im Stadtverkehr den einen oder anderen röhrenden BMW oder Audi mal eben stehen zu lassen :-) Vermutlich zeigt das wieder mal Abgründe meiner Seele, aber ich liebe es, vor allem wenn der Gangstarapper am Steuer des Autos nebenan meine niedliche kleine Knutschkugel abschätzig ansieht.


Nach einem halben Jahr kann ich bilanzieren: Blauby (so haben wir den Nachfolger von Robby und Dobby aus naheliegenden Gründen getauft) macht Spaß, man fährt superleise und das Auto ist super zuverlässig. Die Wartung bei Elektroautos ist übersichtlich: Die Werkstatt sieht er erstmalig bei 30.000 Kilometern. Ein kleines Problem hatte er nach vier Monaten allerdings, was mir einen zusätzlichen Werkstattbesuch einbrachte. Der Kleine erkannte keine normale Ladesäule mehr und konnte nur noch per Schnellladesäule aufgeladen werden. Die Werkstatt hat ungefähr fünf Minuten gebraucht, um den Softwarefehler zu fixen.


Ansonsten mag ich all den kleinen und großen Schnickschnack, von den wirklich komfortabel einzustellenden Rückspiegeln über die Sitzheizung, ungefähr tausend Infovarianten zu Energieverbrauch und nicht zuletzt den Tote-Winkel-Warner. Ich könnte auf so ziemlich alles verzichten, aber der ist genial.





Was sonst? Blauby versteht sich hervorragend mit einem iPhone, lädt das Telefon während der Fahrt auf, wenn man es in die Mittelkonsole liegt und hat ein wunderbar großes Display, das nicht nur zum Navigieren wunderbar ist, sondern auch freie Ladesäulen in der Nähe anzeigt. Den Schritt vom Schaltgetriebe zum Automatikgetriebe hatte ich ja schon Anfang des Jahres getan, der ist ziemlich komfortabel. Und einen Weihnachts-Wocheneinkauf für die verfressene Bande schluckt der Kofferraum problemlos.


Bisher bin ich Strecken von bis zu 200 Kilometern mit Blauby gefahren. Dafür ist er einfach klasse. Bei Langstrecken müsste man halt Ladepausen einnplanen. Daran kann man sich vermutlich schnell gewöhnen, aber ausprobiert habe ich es bisher nicht. Fragt mich im Sommer nochmal, dann probiere ich das voraussichtlich mal aus.


Fazit: Eigentlich war Blauby dafür gedacht, dass Kind, klein, ein Auto hat, während ich „den Großen“ fahre. Inzwischen nehme ich Blauby fast täglich und wenn das Kind ihn haben möchte, sollte es das tunlichst anmelden oder muss das große Auto nehmen. Selbst Kind, groß, leiht Blauby gern mal aus, wenn er denn zu haben ist. Von mir also Daumen hoch für den Zoe :-)


Liebe Grüße

Fran


Kommentare

  1. Das finde ich ja interessant, liebe Fran. Toll, dass Ihr ein E-Auto fahrt und auch schon so gute Erfahrungen mitteilen könnt. Sunny und ihr Mann fahren ja auch eines (ein bisschen größer ... ;-)), und darüber haben sie im Juli 2020 im Blog bei da sempre geschrieben. Da werde ich Deinen Post gleich mal dazu verlinken.
    Nun bin ich schon gespannt, wenn's mal auf große Fahrt geht bei dir...
    Weiterhin gute Fahrt wünscht Sieglinde

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    1. Danke fürs Verlinken :-) Ich gehe gleich mal nach Sunnys Post stöbern.
      Große Fahrt dauert wohl noch.Wohin sollte man derzeit auch fahren?

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  2. Liebe Fran,
    das klingt ziemlich cool und auf eure Bedürfnisse zugeschnitten. So geht Elektroauto gut, finde ich. Bei uns sind die Ladesäulen noch sehr Mangelware, da ist es schwieriger. Bin gespannt, was du vom Sommer erzählst.
    Viel Spaß mit Blauby (obwohl ich mich frage, warum er nach Robby und Dobby nicht Bobby heißt, aber das nur am Rande).
    Allzeit gute Fahrt und dass die Kinder immer schön schriftlich zu genehmigende Anträge einreichen. Dann kannst du während des Verfahrens noch mal kurz losbrausen ;).
    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Ja, für unsere Zwecke passt es einfach. Und Blauby musste sein, weil er so schön blau ist. Hat das Kind so festgelegt.
      Ha, und das mit den Anträgen ist eine sehr gute Idee. Ich bereite mal ein paar Exemplare samt Durchschlägen vor :-)

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    2. Rudi fragt, warum es nicht Fliewatüüt heißt?

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    3. Das ist ganz einfach: Das Kind kennt das Fliewatüüt nicht. Viel zu jung, die junge Dame ;-)

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  3. Wir fanden Zoe damals beim Test auch toll. Wir fahren immer noch unsere alten Autos. Aber wer weiß wenn wir einen neuen brauchen ist es vielleicht auch der Zoe.
    Super dass ihr so zufrieden seid. 😁
    Ich wünsche Dir einen schönen Tag, liebe Grüße Tina

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    1. Ich kann ihn wirklich nur empfehlen. Als Stadtautos und für den Weg zur Arbeit ist er perfekt.

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  4. Wenn ich ein neues Auto kaufe, dann möchte ich auch ein elektrisches. Aber wie ich sehe, hab Deins auch so ein blödes Lenkrat wie Rudis. Mein altes Auto war da wo der Daumen aufliegt sogar noch etwas verjüngt, dass man den Daumen da auf längeren Strecken bequem einhängen konnte. Bei diesen breiten Stegen muss ich mich immer festklammern. Finde ich brutal anstrengend.
    Schaaaß. BG Sunny

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    1. Bei the way: So versifft war mein Lenkrad nicht, als ich das Autschgo weggegeben habe.

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    2. Ich schätze, ich habe noch nie den Daumen irgendwo eingehängt. Wenn ich längere Strecken auf der Autobahn fahre, halte ich das Lenkrad eigentlich immer unten fest. Glaube ich. Hab ich noch nie so wirklich drauf geachtet. Auf jeden Fall nervt es mich nicht. Und es ist beheizbar. DAS ist genial :-)

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  5. Finde ich auf alle Fälle super, dass Du den Umweltschutz tatsächlich auch lebst. Klar gehört auch immer das nötige Kleingeld dazu, aber oftmals haben die Leute nichts anderes als Lippenbekenntnisse drauf.
    Ich für meinen Teil fahre Öffis und kenne leider die beschriebenen Frierphasen. Just heute habe auf dem Hinweg 1,5 Std. und auf dem Rückweg 1,25 Std. für 14 Km gebraucht...
    Freue mich, wenn ich endlich wieder Radfahren kann. Dass dauert 45 Minuten, ist aber eben auch schön.
    LG Nicole

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    1. *hüstel* Naja, das mit dem Umweltschutz lässt sich ganz sicher noch in vielen, vielen Bereichen optimieren. Ich würde mich jetzt definitiv nicht als großer Umweltschützer bezeichnen...

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    2. Und zum Thema Kleingeld: Die Förderung ist ziemlich großzügig und damit ist ein kleines E-Auto dann auch nicht mehr viel teurer als ein Verbrenner. Dafür spart man bei der Wertung halt sehr viel Geld.

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  6. Ich freue mich zu hören, dass du mit allem zufrieden bist und vom E-Mobil überzeugt bist, denn so soll es auch sein! Weiterhin viel Spaß mit Blauby!
    Liebe Grüße,
    Claudia

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    1. Ja, etwas anderes als ein E-Mobil kommt mir nicht mehr ins Haus. Definitiv nicht. Das ist schon eine geniale Erfindung.

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