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Ü30-Aktion Wanderlust - Teil 1: Wandern? Ich? Ja.



Wanderlust - ach du lieber Himmel. Verstaubte, aus dem letzten Jahrhundert übrig gebliebene Neu-Rentner, die sich mit Rucksack und selbstgeschmierten Stullen auf den Weg ins Mittelgebirge machen. Nicht mit mir!


Das wären meine Gedanken vor zwei Jahren zum Thema Wanderlust gewesen. Zumindest dann, wenn es um die ursprüngliche, deutsche Bedeutung des Wortes gegangen wäre. Nee, in Sachen Wanderlust war bei mir so gar nix zu holen. So ein Spaziergang, der ist nett. Und wenn ich auf Städtetour gehe, bin ich fast ausschließlich zu Fuß unterwegs. Wandern würde ich das niemals nennen, auch wenn dabei gern mal 25 Kilometer am Tag zusammenkommen.


Tja, und dann kam Corona. Statt der geplanten Andalusien-Rundreise verschlug es mich nach Südtirol und Tirol. Mit heftigem Schlucken, muss ich gestehen. Südtirol ging ja noch. Da schlug immerhin ein bisschen dolce vita mit, Südtirol ist immerhin Italien. Aber Tirol? Da drifteten meine Gedanken in die Kindheit und Jugendzeit ab, wenn meine Eltern zum dreiwöchigen Sommerurlaub in Österrreich baten. Meine Schulkameraden durften in Italien oder Spanien am Strand chillen - auch wenn das damals noch nicht so hieß - und ich musste wandern. Örks.


Ergo hatte ich alles, was Gebirge war, seit meinem 18. Geburtstag mehr oder weniger gemieden. War ja ganz schön, wenn man vom Strand aus draufguckte. Aber bitte nicht zu Fuß hoch! Niemals! Wozu gibt es Autos, Züge oder Seilbahnen?


Es kam, wie es kommen musste: Im Sommer 2020 sah ich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder richtige Berge und war - entzückt. Nachdem ich erstmal faultiermäßig mit dem E-Mountainbike unterwegs war, hat es mich dann doch gepackt. Ich wollte dieser Sache mit dem Wandern noch eine Chance geben. Denn bis zum Gipfel mit dem Mountainbike zu kommen istfür einen Schönwetter-Radfahrer dann doch etwas zu anspruchsvoll, was die Fahrtechnik angeht.





Die ersten Bergwanderungen waren hart. So hübsch Almwiesen ja aussehen - sie sind in der Regel übelst steil und ich lechzte nach einem Sauerstoffzelt. Aber die Wanderlust hatte mich überraschenderweise fest im Griff und ich hatte Spaß wie Bolle, auch wenn ich mächtig außer Atem war.





Im Frühsommer 2021 war ich dann wieder in Berg-Mission in Bayern unterwegs und habe mir tatsächlich ein paar waschechte Wanderschuhe gekauft. Und im Spätsommer gab es dann noch einen Wanderurlaub, diesmal wieder in Söden. Da gab es nämlich noch einen Gipfel, den ich unbedingt schaffen wollte. Und gemeinsam mit dem Tochterkind, die zeitweise wohl befürchtete, mich mit einem Infarkt wieder runterschleppen zu müssen, habe ich den dann auch geschafft. Übrigens nicht nur mit Wanderschuhen, sondern auch mit Funktionsjacke, Rucksack und Stöcken. Die waren allerdings dem Schnee geschuldet, der just am Vorabend unserer Tour gefallen war.







Da war ich also, in der Neu-Rentnerkluft auf dem Berg unterwegs. Genau so wie der gemeine Blogger sich den spießigsten Wanderer der Welt vorstellt. Selbstgeschmierte Stullen waren nicht dabei. Gilt das als strafmindernd?


Ist mir allerdings im Zweifelsfall auch egal. Das Bergwandern hat mich einfach gepackt. Es ist ein so großartiges Gefühl, aus eigener Kraft ganz oben auf dem Berg zu stehen und zumindest einen Ausschnitt der Welt von oben zu betrachten. Sich den Weg anzusehen, den man bewältigt hat. Sich einfach darüber zu freuen, dass man das tatsächlich geschafft hat und eine Gänsehaut zu bekommen, weil man so glücklich ist.


Zwischendurch hat man wunderbare Blumen entdeckt, vielleicht eine Murmeltierfamilie gesehen und sich einfach nur über die Schönheit der Berge gefreut. Und an den Gesprächen mit dem Tochterkind, für die man da oben viel mehr Zeit hat als im Tal. Und am Ende gibt es einen Kaffee und einen Aperol. Und eine Runde Schwimmen im Hotelpool mit Blick auf Berg.






Ob ich in diesem Sommer wieder wandern gehe, weiß ich noch nicht. Ich hoffe es. Aber da ich in die diesjährige Urlaubsplanung dank Burnout ja noch nicht eingeweiht bin, könnte es im Spätsommer schwierig werden. Nun, ich werde sehen. Wenn es sich machen lässt, bin ich ganz sicher wieder in Wanderschuhen unterwegs!


Liebe Grüße

Fran



Kommentare

  1. Sooo tolle Fotos. Ja wandern kann Glück pur sein, wenn es nicht ausartet. Ich drücke Dir die Daumen für Deine Urlaubsplanung. Irgendwie beneide ich Menschen ein wenig, die in der Kindheit mit den Eltern verreist sind. Auch wenn die das gar nicht so prickelnd fanden das Urlaubsziel.
    Das kenne ich so nicht.
    Liebe Grüße Tina

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  2. Aaaaalso, ich habe erst mal gelacht. Über die Wanderschuhe. Warum? Weil sich hier in dieser Familie hartnäckig das Gerücht hält, ich kaufe erst eine Ausrüstung und fange dann an.
    Aber deine Wanderschuhe haben wow, eine echte Berechtigung und ich ziehe meinen Hut. Ganz tief.
    Denn gemein haben wir, dass ich quasi meine Bergliebe neu definiert habe. Aber noch nicht mit Wandern, sondern erst mal gucken;).
    Ich drücke dir die Daumen, dass deine Urlaubsträume sich erfüllen, egal wann.

    Liebe Grüße
    Nicole

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  3. Und so schöne blaue noch dazu (Wanderschuhe!). Herrliche Fotos. Mich hättste vor vielen Jahren auch nicht vom Wandern begeistern können, aber zum Glück bin ich schon seit 97 in München und hier kann man sich dem kaum verwehren. Seither ist Wandern neben Radeln für mich das Größte!
    So einen Pool wünsch ich mir auch sehnlichst mal (wieder), seit Prä-Corona war ich in keinem Schwimmbad/Pool mehr.
    Nach Südtirol geht's für mich auch ganz bald wieder *freu*.
    Liebe Grüße, Maren

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  4. Eine riesige Leistung! Ich habe es genossen, alle Fotos zu sehen, die Landschaften sind wunderschön, aber, meine liebe Fran….. mich sieht man erst bei Aperol und Kaffee, oder besser Cappuccino! ;)
    Liebe Grüße,
    Claudia

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  5. Liebe Fran, beneidenswerte Bilder! Ich als Ruhrpotter, sehne mich nach den Bergen! Traumhaft schöne Kulisse, da macht das Wandern auch richtig Spaß! Liebe Grüße!

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  6. Den Aperol Spritz hast Du Dir auf alle Fälle verdient nach der Tour. Hut ab. Nach Rentner sieht das nun gar nicht aus. Die Aussicht auf so einem Berg muss fantastisch sein :)

    Liebe Grüße
    Sabine

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