Grün ist die Hoffnung ;-)

Im Moment redet sich scheinbar der eine oder andere um Kopf und Kragen. Nicht nur der Herr Merz, der die „Brandmauer“ gegen Rechts gerade durch einen Maschendrahtzaun ersetzen möchte, sondern auch wirklich verhaltensoriginelle Teenies, denen ich heute auf TicToc begegnete.

Ok, nun aber mal langsam. Nein, ich bin kein Fan dieser App. Echt nicht. Bin ich schon auf Instagram kaum noch zugegen, habe ich dieses Tic-Dings installiert, um dem Kinde in seiner zeitweiligen neuen Heimat zu folgen. Als Mutter kriegt man nämlich nur sporadische Pflicht-Infos. Die wirklich interessanten Dinge gibts auf Tic-Dings. Also hab ich die App etwas widerwillig installiert. Und sobald das Kind wieder hier ist, de-installiere ich sie auch wieder.

Naja, und weil ich mit der App so gar nicht vertraut bin und nun wirklich nicht wüsste, wem ich da folgen sollte, spielte ich ein wenig herum und landete bei zwei 17-Jährigen, die mir die Welt erklärten. In diesem Fall die Welt von Ultra-Fast-Fashion. Zara und H&M sind nämlich fast schon Ikonen der Nachhaltigkeit gegen die neuen großen Player im Klamotten-Onlinehandel.

Aber, und das erklärten mir die beiden blonden jungen Damen: Man tut Gutes, wenn man bei den neuen Billig-Hökern ordert. Und je mehr man ordert - und das ist bei den Ultra-Billig-Preisen problemlos möglich - desto mehr Gutes tut man. Ja, hättet ihr nicht gedacht, oder?

Das Geheimnis: Damit unterstützt man die Menschen, die irgendwo in Bangladesch oder Kambodscha 12-bis-16-Stunden-Schichten an Nähmaschinen leisten! Ohne Bestellungen hätten die nämlich keine Arbeit und müssten verhungern. Ja prima! So kann man sich mies bezahlte Arbeit unter prekären Bedingungen auch schön reden. Und immerhin kauft man dann seinen Bikini für nur drei Euro. Quasi win-win. Mir war durchaus ein wenig übel.

Bis ich hörte, wie die beiden jungen Damen das Phänomen der Kinderarbeit rechtfertigten. Ihr müsst nämlich wissen: Kinderarbeit ist in „diesen“ Ländern Teil der Kultur. Da wüssten die Kinder gar nicht, was sie machen sollten, wenn sie nicht arbeiten! Schulen gibt es ja sowieso nicht und wer geht schon gern in die Schule? Da arbeitet man doch viel lieber, das ist ja weit unterhaltsamer. Und wenn die westliche Welt diesen Völkern ihre Kultur aka Kinderarbeit wegnimmt, dann ist das total ungerecht. Damit können die in solchen Ländern doch gar nicht umgehen!

Da war mir dann nicht mehr nur ein wenig übel, da hätte ich im Strahl …. können. Ich habe erstmal nach einem hübschen Satire-Button gesucht. Oder einer Auflösung nach so viel Schwachsinn. Aber nein, die meinten das ernst. Die meinten das wirklich ernst. Ist das jetzt einfach nur strunzdumm oder ist das schon bösartig?

Erwähnte ich schon, das sich Tic-Dings lösche, sobald das Kind wieder zurück ist? Und bis dahin gucke ich definitiv nur ihre Videos an. Nix anders. Sonst muss ich weinen.

Ok, ich frage mich allerdings, ob es jetzt nicht irgendwie widersinnig ist, euch ein Outfit zu präsentieren. Und ich schwöre, ich bin gerade noch einmal nach oben gerannt, um zu gucken, wo das Kleid und der Sweater hergestellt wurden. Puh. Made in Portugal. Glück gehabt. Auch wenn beides nicht von den üblichen Verdächtigen stammt, sollte man wohl doch viel öfter auf das Etikett gucken.

Immerhin ist beides - Kleid und Sweater - noch aus dem letzten Jahr und trotzdem noch immer gern getragen. Denn mal ehrlich: Kleidung kaufen und nach einmal oder zweimal Tragen wegzuwerfen - wer macht sowas ernstlich? Ja, ich lese das häufig. Aber gibt es wirklich Menschen, die das tun? So wirklich kann ich es mir nicht vorstellen.

Klar, manchmal gibt es so richtige Volltreffer-Fehlkäufe, die man einmal trägt und sich dann fragt, was man sich beim Kauf gedacht hat. Gab es bei mir auch schon. Die habe ich dann verschenkt. Aber wegwerfen? Nö, ganz sicher nicht.

Wie auch immer: Das Kleid sah ich im vergangenen Sommer an einer Bekannten und war sofort völlig verliebt. Also habe ich gesucht und gesucht und es schlussendlich gefunden. Dass der Sweater farblich genau dazu passte, war ein echter Glücksgriff angesichts der durchschnittlichen Hamburger Sommers, sag ich mal. Die Kombi ist halt einfach mega-unkompliziert und bequem. Mit Sweater am Morgen und Abend, ohne für den restlichen Tag, falls sich die Sonne mal wieder raustraut.

So, und jetzt denke ich mal drüber nach, wo unser Bildungssystem wirklich so große Löcher hat, dass die beiden jungen Tic-Dings-Damen ernsthaft da durchfallen konnten. Habt ihr nen Tipp? Und kann man gegen so viel Doofheit was tun? Oder bleibt nur der Satz: Grün ist die Hoffnung?

Liebe Grüße

Fran