Vorbemerkung.
Menschen ohne Kinder werden bei diesem Beitrag vermutlich ununterbrochen mit dem Kopf schütteln. Die müssen vielleicht einfach mal weglesen ;-) Bevor ich Kinder hatte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass man jemanden so bedingungslos lieben kann. Aber Kinder sind noch viel mehr: Sie sind ein Spiegel des eigenen Ich. Sie sind anstrengend, sie sind grundehrlich und sie sind ein Stück von einem selbst. Wie ein Arm oder ein Bein, und doch sind sie anders. Während das Bein dran bleibt, sind Kinder nämlich irgendwann weg. Das muss so sein und trotzdem ist es ein Zustand, an den man sich erstmal gewöhnen muss.
Jahre lang habe ich Stein und Bein geschworen, dass ich Luftsprünge mache, wenn meine Töchter das traute Heim verlassen und in die Welt hinausziehen. Jedes Mal, wenn ich wieder mal Taxi spielen, Facharbeiten korrekturlesen, verlorene Schlüssel suchen oder irgendwelche Notfälle verarzten musste, habe ich geflucht wie ein Rohrspatz und war absolut sicher, dass ich im Kreis grinse, wenn das endlich vorbei ist.
Joa, was soll ich sagen? Zumindest bei Kind eins sind die Tage gezählt. Sie wartet sehnsüchtig auf den Wunsch-Studienplatz. Der ist natürlich nicht in Hamburg. Versteht sich ;-) Ich erinnere mich noch dunkel an die Zeit, als ich auf Studienplatzjagd ging. Da war das Fach egal - wichtig war, dass die Unistadt mindestens 200 Kilometer vom elterlichen Heim entfernt lag. Meine Eltern hatten mir damals sogar angeboten, mir ein Auto zu kaufen, wenn ich in Münster studiere. Das waren nämlich nur 40 Kilometer. OK, so weit bin ich nicht gegangen. Kunststück, wir haben dem Kinde im vergangenen Jahr ja auch schon nen Roller geschenkt. Der hat zwar kein Dach, trägt sie aber auch von A nach B.
Wie auch immer: In spätestens zwei Monaten wird sie vermutlich weg sein. Irgendwo zwischen Kiel und München. Andererseits: Wenn sie ihren ursprünglichen Berufswunsch verwirklich hätte und Tänzerin geworden wäre, wäre sie schon vor einem Jahr ausgezogen und dürfte jetzt zu Compagnien in der ganzen Welt reisen, um einen Job zu bekommen.
Und mir wird irgendwie schwummerig bei dem Gedanken, dass sie demnächst weg ist. Um mal den Phrasendrescher zu bemühen: Die war doch gerade noch im Kindergarten! Sämtliche Kinderkrankheiten sind überwunden, die Pubertät ist quasi vom Tisch. Die fast-Erwachsene ist eine hervorragende Gesprächspartnerin und ein absoluter Sonnenschein. Tja, scheint halt demnächst die Sonne anderswo ;-)
Immerhin habe ich ja noch Kind, klein. Nur: Das tritt jetzt in die Qualifikationsphase fürs Abitur ein. Und war schon immer ein unglaublich unabhängiger Mensch, der ganz viel Freiraum benötigt, um aufzublühen. Meine Muttergene, die ich jahrzehntelang für nicht existent hielt - muss ich also künftig wohl anderswo austoben. Wo nur? Sollte ich etwa anfangen, meine Zimmerpflanzen zu pflegen? Oder den Hund künftig fünfmal am Tag um den Deich zu schleifen?
Und was tu ich eigentlich mit all der Zeit, die ich habe, wenn hier keiner mehr zum Training gefahren oder von Parties abgeholt werden muss? Wenn keinem mehr am Vorabend einfällt, dass er für morgen dringend einen Kuchen in der Schule braucht, weil Zuspätkommen im Bio-Unterricht auf diese Weise aus der Akte getilgt werden kann? Werde ich jemals wieder nach verlorenen Schlüsseln suchen, ganz zufällig über vergeigte Mathearbeiten stolpern oder meinen Nagellack im Kinderzimmer wiederfinden? Muss ich mir neue Hobbys suchen? Werde ich zur nörgelnden Frau Saubermann? Oder werde ich täglich Jammerarien bloggen?
Ich glaube, ich fange schonmal an, den einen oder anderen Urlaub zu planen. Wenn man nur noch für zwei Mitfahrer planen muss, sind ja quasi doppelt so viele Urlaube möglich :-) Den ersten genieße ich gerade. Während ihr das hier lest, bin ich nämlich bei meinem Schwesterchen in Paris, feiere ihren Geburtstag, fliege mit ihr nach Genf und wieder zurück nach Paris und mache mir dort ein paar schöne Tage. Ganz ohne Kinder! Und ich sage Euch, wenn die erst aus dem Haus sind, dann tanzt Mutter auf dem Tisch :-)
Liebe Grüße
Fran
Guten Morgen Fran, ich warte auch irgendwie darauf und denke immer noch ich grinse im Kreis wenn Göga und ich mal alleine unsere Bude für uns haben. Platz! Mehr Platz im Minibegehbaren und überhaupt. Meine studieren ja in der Nähe und mit über 25 und 23 denke ich wird es bald mal Zeit und ich freu mich drauf. Andererseits, vielleicht wirds mir zu ruhig? Kein 3 D Drucker mehr der in der Köche im Weg steht und vor sich hin tuckert. Was mache ich mit dem vielen Platz und bin ich dann alt? Du siehst ich teile Deine Gefühle. Mütter halt ;)
AntwortenLöschenLiebe Grüße Tina
Auf mehr Platz am meisten. Alle haben ein eigenes Zimmer, er hat die Küche. 😂 Und alt sind wir dann, wenn wir morgens aufwachen und uns alt fühlen. Vorher nicht!
LöschenWas wir tun wenn auch der 3. ausgezogen ist ?? Alles was man macht wenn man nur zu zweit ist :)) Einfach nur Erwachsene sein .
AntwortenLöschenKind NR. 1 ist schon länger ausgezogen und es war schlagartig ruhiger . Kein Streit mehr unter den Brüdern . Herrlich . Nr. 2 ist die meiste Zeit bei seiner Freundin und macht grad noch die Meisterschule . Ist deshalb kaum noch da , Ende des Jahres wird er dann wohl ganz ausziehen . Er hat es versprochen . Dann bekomme ich sein Zimmer und endlich ein großes Nähzimmer :))
Nr. 3 beginnt seine Ausbildung , das kann also noch was dauern . Aber dann bauen wir das Haus um. Und bis dahin üben wir weiterhin die gemeinsame Freizeit am WE bewusst zu genießen und sämtlich guten Lokale zu finden und Schlösser und Burgen zu erobern .
Wünsche Dir viel Erholung im Urlaub
LG heidi ( die nie zu viel Platz haben wird :) )
Grosses Nähzimmer klingt prima. Und Freizeit zu zweit geniessen können wir hervorragend, aber Üben schadet ja nie 😜.
LöschenHallo liebe Fran,
AntwortenLöschenich kann Dich beruhigen: Das habe ich schon alles lange Zeit hinter mich gebracht. Die letzte Tochter ist 2001 ausgezogen und ich habe geheult, geheult, geheult.Aber irgendwann war dann gut und ich habe die ruhigen Jahre mit meinem Mann sehr genossen.
Bin viel unterwegs gewesen - schöne Urlaube gemacht.
Das ist nun vorbei, obwohl wir beide Rentner sind.
Die lieben Enkelchen sind da. Und die nehmen uns ganz schön in Beschlag.Aber wir wollen das auch, denn es gibt nichts schöneres , als kleine Kinder vom Kindergarten abzuholen bzw. mit ihnen auf dem Spielplatz zu toben. Enkel 1 ist gerade erst geboren und kommt schon nächstes Jahr in die Schule(haha). Da sieht man erstmal wo die Zeit bleibt.
Also: genieße die Zweisamkeit mit Deinem Partner.
Ein schönes Wochenende wünscht Dir
Vera
Ups, heulen wollte ich eigentlich nicht. Ich wollte doch voll cool sein 😜. Und Enkel - hm. Ich fand meine Kinder ehrlich gesagt wahnsinnig anstrengend, etwa bis sie in ganzen Sätzen sprechen konnten. Also nehme ich eventuelle Enkel jederzeit ab dem Grundschulalter. Wobei beide Damen sich bisher einig sind: sie wollen keine Kinder. Das hat sich bei mir aber auch erst mit Mitte 30 geändert...
LöschenIch habe nicht weggelesen, schließlich habe ich ja eine Mutter und kann mich noch an meinen Auszug erinnern. Und mir ist sogar etwas zum Thema eingefallen: Oma Fran war mein erster Gedanke. Die Enkel werden Dich sicher lieben! *ggg*
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Bärbel ☼
Och nö, lass mal. Enkel müssen nicht ganz dringend sein . Und ich wäre vermutlich eine schreckliche Oma. So eine mit ins Taschentuch spucken und Kind wienern 😂
LöschenIch hab angefangen zu bloggen, seinerzeit, als die Tochter ausgezogen ist. Ich kann mich noch gut erinnern, dass plötzlich die Wohung so leer war, wenn ich heim kam und keiner da war, mit dem ich meinen Tag bereden konnte. Zu bloggen hat mich nicht nur beschäftigt und abgelenkt, es hat mir auch ein wenig die fehlende Gesellschaft ersetzt. Nun hast Du ja schon dieses Hobby und kriegst das mit Job und Kindern im Haus auf die Reihe. Ich bin dann mal gespannt, was für Energien Du frei setzt, wenn Dir Deine Zeit alleine gehört. Im übrigen gewöhnt man sich daran und zwar erstaunlich schnell und freut sich trotzdem wie Bolle, wenn die Brut hereinschneit.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sabine
Ach wie süß du das geschrieben hast. Kann es sogar ein bisschen mitfühlen .. dicken Knuddler liebe Fran <3
AntwortenLöschenSchönes Wochenende zu dir :)
Mein, man weiß nie was kommt. Mein Vater ist mit 20 von zu Hause weg und kam nur noch Weihnachten und Ostern heim. 13 Jahre später ist seine Ma gestorben.
AntwortenLöschenMeine Mutter wohnte immer zu Hause und meine Oma nach der Heirat bei meinen Eltern. Ich hab bis auf drei Jahre immer zu Hause gewohnt. Und mein Sohn ist auch noch hier.
Obwohl ich es genieße, wenn er in Urlaub ist, bin ich auch froh, wenn er wieder da ist.
Man wird sehen, wie sich das entwickelt. Wenn er weg will, werde ich ihn nicht halten. Wenn er bleibt ist es mir auch recht.
LG Sunny
Meine Kinder sind zwar aus dem Haus, aber immer noch da. Ich sehe sie nicht mehr so häufig wie früher, freue mich aber umso mehr. Ich selbst hatte schon früh den Drang, selbständig zu sein. Für mich ist das normal. Trotzdem ist es wieder ein Abschnitt im Leben.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Sabine
Oh wie ich dich verstehe.... mein Sohn hat vor Jahren nach der Ausbildung spontan entschieden den Sommer an der Ostsee zu arbeiten... der Abstand hat uns zu der Zeit gut getan. Inzwischen arbeitet er im winter in Österreich und nun dieses Jahr im Sommer auf Mallorca... tja, da fällt mir öfter die Decke auf den Kopf. Wobei ich mir schon beizeiten Hobbies zugelegt habe, die mich beschäftigen, wenn ich mal nicht arbeite.
AntwortenLöschenAber Deine Gedanken... ich hab gerade hier gesessen und genickt.
Liebe Grüße und denk an den Knöchel wenn du auf dem Tisch tanzt. Jacky
:-) Liebe Fran,
AntwortenLöschendas klingt schwer nach einer kleinen Krise, die Du da zur Zeit gerade durchlebst. Aber Du wärst nicht Du, wenn Du auch nicht das mit einem Zwinkern überstehen würdest. Deine Mädels sind ja nicht weg, weg, weg, sondern nur an einem anderen Ort. Und Du wirst sicher auch weiterhin bei der Lösung von Problemchen behilflich sein dürfen!
Mein "Kind" packt heute Ihre Sachen "für gut". Sie lebt zwar schon seit 3 Jahren in einer WG, aber heute zieht sie um und nimmt ihre ganzen Sachen mit. Irgendwann steht nachher der LKW vor der Tür und dann wird sie ihr noch immer existentes Zimmerchen räumen. Da wird mir auch ein wenig schwummerig.
Viel Spaß bei und mit Deiner Schwester und liebe Grüße aus Wien,
Claudia :-)
Ach Fran, wie würde meine Enkelin jetzt sagen: "das schaffst du schon!" Ich kann es gut verstehen, aber es ist keine Trennung für Ewig - es ist ein Neuanfang und das kann *nein* das wird spannend! Ich habe geheult, gejammert und dann doch genossen! Alles wird gut! Enkelzeit ist eine schöne Zeit, kannst du aktuell bei mir nachlesen. Liebe Grüße Patricia Deiner Tochter alles Glück der Welt!
AntwortenLöschenLiebe Fran,
AntwortenLöschenals nicht Mutter ist es interessant. Kenne ich doch das Gefühl gar nicht. Kann mich aber erinnern als es bei mir soweit war und meine Mama plötzlich da gestanden ist und es nicht glauben konnte, das nun auch die Jüngste aus dem Haus ist. Ich denke das du die wegfallenden Taxi fahrten nicht vermissen wirst :-) und nun beginnt etwas Neues. Ich bin mir sicher du wirst auch diesen Abschnitt perfekt meistern!
GLG Natascha
Ja, das ist schon eine seltsame Zeit, wenn die Kinder ausziehen. Von sehr stark verantwortlich und zeitlich eingespannt sein zum starken Loslassen und die eigene Zeit neu ordnen... Als mein Ältester auszog war ich 50 und habe wieder geheiratet, beim Jüngeren war ich 55 und habe meinen Online-Laden gegründet, nun bin ich 66 und wir werden an Weihnachten zum drittenmal innerhalb von 2 Jahren Großeltern. Also, langweilig ist es nicht.
AntwortenLöschenUnd mit den Kindern hat es immer noch zu tun.
Sie gehen ja nicht verloren, sondern nur ihren Weg. Aber das weißt Du ja selbst. Und etwas trauern gehört einfach dazu....
Barcelona, Paris, Genf - kein schlechter Anfang für die neue Zeit.
Herzliche Grüße von Sieglinde
Ich glaube, in der Hinsicht ticken wir beide sehr ähnlich und ich mag gar nicht aus nächste Jahr denken, wenn der erste Auszug hier ansteht. Und auch wenn meine Große die Unabhängige ist und mir noch ein anhängliches Kind bleibt, werde ich mehr als drei Mal schlucken müssen. Aber ein weinendes Aute gehört irgendwie auch dazu.
AntwortenLöschenIch bin ziemlich zuversichtlich, dass du die Kurve aber irgendwie bekommen wirst, ganz ohne Putzwut :)
Liebe Grüße
Andrea
Oh ja, ich kann Dich soooooo gut verstehen!!!! Und obwohl meine beiden ja quasi bereits direkt nach dem Abi zu Hause raus waren (Auslandsjahr und direkt im Anschluss Studium), ist es manchmal heute noch schwer, das zu glauben, denn ihre Zimmer haben sie nach wie vor NICHT aufgelöst und man bleibt auch immer weiter Mama mit den entsprechenden Genen ...
AntwortenLöschenDennoch: Im Grunde habe ich mich an ihre Abwesenheit gewöhnt und es ist auch gut, dass sie so selbstständig sind wie sie sind, das macht in ihrem Leben so vieles einfacher (ich spreche nämlich leider aus NICHT sonderlich selbstständiger Erfahrung ...). Und für Dich wirst Du (gerade Du!) ganz sicher Wege finden, Deine Zeit sinnvoll zu nutzen (und vermutlich trotzdem weiterhin über zu wenig Zeit klagen) - da sehe ich gar keine Probleme. ;)
Ich schätze, wir Blogleser werden zudem mehrfach "Freudensprünge" über die nicht mehr existierenden "Taxifahrten" lesen dürfen. ;)
Liebe Grüße
Gunda