Wenn meine Freundin und ich unseren alljährlichen London-Trip unternehmen, dann planen wir jedes Jahr einen kleineren oder größeren Ausflug. So habe ich Hampton Court kennengelernt, war in Windsor Castle und in Bletchley Park. In diesem Jahr entschieden wir uns für Brighton. Von London aus fährt man ziemlich genau 60 Minuten mit dem Zug und schon ist man in einer anderen Welt.
Wo London laut und trubelig ist, ist Brighton ziemlich gemächlich. Zumindest bis zum Mittag und bis man zum Pier kommt. Den wollte ich unbedingt sehen. Dass ich dabei auf echte Abgründe in mir selbst stoße, damit hatte ich allerdings nicht gerechnet ;-) Aber so weit sind wir noch nicht, erstmal geht es die Queens Road bergab. Die führt nämlich direkt vom Bahnhof zum Meer und das wollten wir als erste Amtshandlung begrüßen - noch vor dem Full English Breakfast. Ja, ich habe es wieder getan ;-)
Bevor es zum Frühstück ging, musste ich allerdings dringend die drei Charity-Shops durchstöbern. Natürlich bin ich fündig geworden. Charity-Shops sind quasi ein Quell ewiger Freude *grins* Diesmal gab es ein Rützou-Kleid.
Nach einem Blick aufs Meer war dann endlich der Brighton Palace Pier erreicht. Spielhallen, Cafés, Karussells, Popcornbuden, soweit das Auge reicht. Menschen mit mehr Niveau als ich es habe werden sich vermutlich entsetzt auf den Rückzug begeben *grins* OK, als wir die Spielhölle betraten, habe ich auch kurz drüber nachgedacht. Aber da musste man durch. Stellt Euch an einem sonnigen Tag eine dunkle Halle vor, die nur durch blinkende Spielautomaten erhellt wird, in der es piepst und rattert und in der schon am Vormittag viele, viele Menschen mit Kind und Kegel völlig fasziniert vor den Automaten stehen. Wir haben uns angesehen und gedacht: „Die haben doch nen Sockenschuss“. Man musste aber durch die Halle, um zum Ende des Piers zu gelangen. Entkommen unmöglich.
Tja, und dann passierte es. Wir hielten wirklich nur ganz kurz an einem Automaten, den man mit 2-Pence-Stücken füttern musste, damit er hässliche, kleine Plastikfiguren ausspuckt. Wenn man denn Glück hat. Oder was man so gemeinhin Glück nennt. Gaaaaanz zufällig hatten wir ein paar 2-Pence-Münzen dabei. Ein Blick und die Sache war klar: DAS probieren wir aus. Irgendwas muss ja dran sein an dem Vergnügen. Tja, was soll ich sagen. Ungefähr 45 Minuten später, ein paar Pfund ärmer und eine unglaublich hässliche Plastikfigur reicher kamen wir aus der Hölle wieder raus. Ich scheine ein echt schwacher Charakter zu sein.
Nach der Besichtigung des Rummels brauchten wir dann erstmal eine kleine Stärkung. Ein Pint und Fish and Chips, natürlich am Strand. Vor den Möwen in Brighton sollte man sich allerdings in Acht nehmen. Die klauen völlig schamlos, wo sie können. Also Deckel aufs Essen.
Im Anschluss an den Pier sind wir durch das entzückende Städtchen gebummelt, bis einige merkwürdige Türmchen unsere Aufmerksamkeit forderten. Einmal durch den Park und da war er schon: Der Royal Pavillion. Erbaut von George IV. Natürlich nicht von ihm selbst, aber in seinem Auftrag. Das Ding ist so abstrus und passt so wenig nach Brighton, dass man sich unweigerlich fragt, ob George noch alle Nadeln an der Tanne hatte. Indische Architektur und eine chinesische Inneneinrichtung. Wir haben es nicht über uns gebracht, das Ding zu betreten. Aber über den freundlichen Herrn, der in viktorianischer Verkleidung nette Anekdoten erzählte, haben wir uns sehr gefreut :-)
Zum Abschluss nach acht Stunde Brighton gab es dann noch lauschige Gassen, hübsche Gärten und ein bisschen Streetart. Brighton ist nämlich nicht nur wegen des Pier, sondern auch für seine Grafitti berühmt. Die „Kissing coppers“ von Banksy sind zwar nur eine Replik. Aber das Gemälde drumherum ist mindestens ebenso sehenswert. Ich bin sicher, Sunny erkennt alle Musiker. Ich nicht, muss ich zu meiner Schande gestehen.
Tja, und nach einem weiteren Pint war es dann auch schon Zeit für die Abfahrt. In Brighton bin ich aber garantiert nicht zum letzten Mal gewesen.
Liebe Grüße
Fran
Ein interessanter Ort - von der Spielhölle mal abgesehen. Grell und laut kann ich nicht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Die Spielhölle war gruselig. Bis zu dem Zeitpunkt, in dem das erste 2p-Stück drin landete... ;-)
LöschenDu hast völllig recht, bis auf 2 Frauen und einen Herren habe ich alle erkannt. Die habe ich zwischenzeitlich gespickt. Wäre ich auch nie drauf gekommen.
AntwortenLöschenIch war mal 4 Wochen zur Schulzeit in Folkestone. Das war ein echtes erlebnis, und sah ganz ähnlich aus, wie auf Deinen Fotos. LG Sunny
Vor allem hat es in den 4 Wochen 2 mal geregnet. Und da sagt noch einer, in England würds immer regnen.
Sag ich doch. Meine Freundin kannte alle. Aber ihr Musikwissen beeindruckt ich sowieso ständig und überall.
LöschenIn Hamburg regnet es definitiv öfter als in England.
Wir hatten in England auch fast keinen Regen :)
AntwortenLöschenToller Bericht über Brighton. Der Pier ist schon klasse, ich bin meinem Göga und Sarah sooo dankbar, dass sie die Finger von den Automaten gelassen haben. Ich habe nämlich mit Luna vor dem Pier gestanden und gewartet. Keine Hunde erlaubt. Auch nicht auf dem Arm-
Die Läden hätte ich gerne Stundenlang abgeklappert, aber leider machten die meisten früh schon zu. Öffnungszeiten bis 17 oder 18 Uhr sind da gang und gebe. In Holland übrigens sogar oft nur bis 17 Uhr.
Brighton ist echt klasse und ich würde da auch sofort wieder hinfahren.
Danke für den lustigen Bericht :) Du machst Dich super als Frankensteins Braut :))
Liebe Grüße Tina
Die Zeit verfliegt an diesen bescheuerten Automaten. Wir haben und weggeschmissen vor Lachen, nachdem wir gesehen haben, wie lange wir da gestanden haben. Für eine Plastikfigur! Wie gut, dass dein Mann und Sarah charakterstärker sind als wir *grins*
LöschenOh ja, Brighton ist TOLL. Ich liebe es. Fish&Chips liebe ich auch, ich hab ne totale Schwäche für diese essiggetränkten, fetten Pommes! Tolle Fotos hast Du mitgebracht, hach, so schön...! Liebe Grüße, Maren
AntwortenLöschenWobei so ein Sunday`s roast ja auch nicht zu verachten ist :-) Aber zum Meer gehören nun mal Fish & Chips.
LöschenSchöner Bericht. Da möchte ich auch mal hin. Ich mag zwar Trubel. Ein bisschen gediegen darf es dennoch sein.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Sabine
Je weiter du vom Pier weg gehst, um so hübscher wird es in Brighton. Der Trubel beschränkt sich eigentlich auf einen kleinen Bereich.
LöschenFull English Breakfast MUSS sein! Fish & Chips sind auch toll. Und in Brighton war ich ca. 2009 - das war toll! Wir wohnten im ruhigeren Ort nebenan, von wo aus man jedoch nach ca. 20 Minuten zu Fuß im Trubel in Piernähe und dem Menschengetümmel ankam.
AntwortenLöschenÜbrigens sind die Spielhöllen in Japan VIEL lauter und VIEL nerviger als die in England - ich hab's mit eigenen Augen gesehen. Die Versuchung, Geld in Automaten zu schieben, die hässliche Figuren ausspucken (oder eher nicht), habe ich glücklicherweise bereits vor ein paar Jahren hinter mir gelassen, aber Spielautomaten an sich sind schon nicht ungefährlich, wenn man eine gewisse Neigung zu Süchten in sich trägt ...
Ja, der Royal Pavilion hatte mich damals ebenfalls verwundert - aber ich find' ihn und die Gegend drumherum ganz nice - ganz egal, ob passend oder nicht. Da gibt's schlimmere Sünden im Städtebau.
Die Freundin meines Sohnes verbringt gerade fast ein Jahr in Brighton - ich bin durchaus neidisch! ;)
Liebe Grüße
Gunda
OK, dann weiß ich, wohin ich in Japan nicht gehe ;-) Und ob ich zu Süchten neige, weiß ich nicht. Seit Brighton hatte ich nicht wieder das Gefühl, ich müsste einen Automaten füttern *grins*
LöschenUnd auf die Freundin deines Sohnes bin ich jetzt auch neidisch...