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Und sonst so? Tulpen, Neues aus Entenhausen und Meer



Wenn ich aus dem Fenster sehe, sehe ich fast täglich den norddeutschen Winter: Regen und Sturm. Und heute habe ich hochoffiziell gelernt, dass mir das selbst bei ausreichendem Vitamin D-Spiegel auf die Nerven gehen darf. Und nicht nur das. Ich darf das sogar laut sagen, ohne um meine seelische Gesundheit fürchten zu müssen aka die bad-vibes-Krankheit verbreiten ;-) Vereinfachte Zusammenfassung eines langen Gespräches von heute mit dem Chefarzt der Klinik: Zu sagen, ein Glas sei halb leer, zeugt nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht von Glücks-Problemen und muss deshalb nicht zwanghaft vermieden werden, sondern ist offiziell erlaubt, ohne als Miesmacher zu gelten. Bin gespannt, ob sich diese Erkenntnisse auch in der Blogger-Landschaft durchsetzen. Da müssen ja Hunderte von Kalendersprüchen und Plattitüden umgeschrieben werden…


Abgesehen davon gibt es immerhin selbst in Hamburg immer mal schöne Tage zwischendurch und manchmal haben die sogar rosa Wolken.

 

Seit gut einer Woche verbringe ich meine Tage nun schon zwischen Yogastunden, Achtsamkeitsübungen und Gruppen- und Einzeltherapiegesprächen in der Stressklinik. Und habe vor allem eines gelernt: Ich habe „keinen an der Waffel“. Da sitzen lauter supersympathische, wahnsinnig empathische und kluge Menschen, denen es genauso geht wie mir. Wenn ihr uns beim morgendlichen Kaffeetrinken beobachten könnten, käme vermutlich kein Mensch auf die Idee, dass all diese Menschen an einer schweren Erschöpfungsdepression leiden. Und wir haben noch mehr gemeinsam: Wir mögen alle keine Kalendersprüche *grins*.


Die bisherigen Therapietage zählen definitiv zu den echten Highlights der letzten Jahre (man beachte den Plural). Wer mir vor drei Wochen prophezeit hätte, dass ich mal voller Begeisterung einen popligen Stein fünf Minuten lang mit geschlossenen Augen in den Händen halte und mich dabei freue wie ein Schneekönig, den hätte ich vermutlich an die Wand gestellt und erschossen. Tja, aber so Isses halt :-)




Worüber ich mich übrigens gleich beim ersten Betreten der Klinik wahnsinnig gefreut habe: Die müssen gewusst haben, dass ich Tulpen liege. In jedem Raum steht ein großer Strauß. Und meine Kollegen haben mit pünktlich zum Therapiebeginn auch noch einen wunderschönen Strauß Tulpen geschickt. Zählt man dann noch die sechs Bund Tulpen dazu, die ich mir am gleichen Tag selbst gegönnt hatte, herrscht hier gerade ein Overkill. Aber solange noch Vasen im Schrank sind, ist mir jede Tulpe herzlich willkommen.




Grund zur Freude haben übrigens auch die Enten hier in Entenhausen, die gerade ziemlich hektisch auf der Suche nach Brutplätzen sind. Direkt vor meiner Terrasse schwimmt ein nagelneues Entenhaus, das meine Nachbarn zur Hochzeit bekommen haben. Ich hoffe, Frau Ente, die im vergangenen Jahr im Blumenkübel gebrütet hat, nimmt das Angebot des Eigenheims an und erlöst mich von der Pflicht, ihren Nachwuchs höchstselbst ins Wasser befördern zu müssen, weil so ein Blumenkübel für Entenküken leicht zum Gefängnis wird.


Und dann hätte ich noch einen Hoteltipp für euch. Ihr wisst ja, dass ich mindestens einmal im Monat ans Meer muss. Also bin ich am vergangenen Wochenende kurzentschlossen losgefahren. Diesmal allerdings nicht nach Kühlungsborn, sondern ein paar Meter weiter auf den Darß. Den kannte ich bisher lediglich vom „mal vorbeifahren“ und wollte schon lange mal hin. Also ging es nach Zingst. Ok, im Sommer wäre das aufgrund aktuter Überfüllung wohl nix für mich, aber Anfang Februar ist es herrlich leer, man hat seine Ruhe und die Sonne schien trotzdem.









Das Strandhotel in Zingst hat mir wirklich gut gefallen. Blick auf die Ostsee vom Balkon aus, nette Zimmer mit bequemen Sesseln zum Lesen, das Frühstück war opulent und wirklich gut, das Wellness-Angebot mit Indoor- und Außenpool, Fitness-Raum sowie Saunen und diversen Massageangeboten wirklich gut (und ab 17 Uhr gibt es auch keine Kinder mehr im Pool). Und direkt vor der Tür zwölf Kilometer Strand. Ok, ich habe nur sieben davon geschafft, aber es war toll. Außerdem ist Zingst wirklich allerliebst, was vermutlich daran liegt, dass dort nicht wie in vielen anderen Ferienorten an der Ostsee in die Höhe gebaut wurde. Da ist alles irgendwie klein und niedlich und mitten im Dorf stehen kleine Reetdachhäuschen, in denen tatsächlich alte Menschen leben und die keine Zweitwohnsitze von Hamburger Porschefahrern sind. Nett, das. Abgesehen davon muss ein Ort, der von zwei Seiten von Wasser umgeben ist, ein Hauptgewinn sein. Ich würde mal sagen, ich war nicht zum letzten Mal im Strandhotel.






Ihr seht, eigentlich geht es mir gut. Jetzt muss ich nur noch all das, was ich täglich lerne, auch verinnerlichen. Aber dazu habe ich ja noch ganz viel Zeit.


Liebe Grüße

Fran


Kommentare

  1. Hach Fran das freut mich aber sehr. 💕Das hört sich sehr gut an und erfolgversprechend. Darf man Erfolg schreiben, oder ist das eher kontraproduktiv? 😊 Du weißt schon, alle möglichen Vorurteile.
    Ja mich regt es ja auch auf dass man immer gute Laune vorgaukeln soll, auch wenn alles mies ist. Man muss ja Angst haben „ aussortiert“ oder ababonniert zu werden. Zum Glück ist uns das egal, nicht wahr. 😂
    ich freue mich mit über das Entenhaus. Coole Idee, die Nachbarn haben sich das bestimmt gewünscht?! Du hast den vollen Blick drauf? ich bin gespannt wie es weiter geht in Entenhausen.
    Das freut mich was Du über Zingst schreibst klingt toll. Ich kenne Fotos aus Susis Block, die liebt diese Gegend auch sehr. Keine Hochbauten, das ist schon mal ein riesen Unterschied und herrlich. Ich freue mich wenn Du uns wieder mitnimmst, das nächste Mal. Ich wünsche Dir viel Freude beim Verinnerlichen. Klingt alles schon mal richtig gut.
    Liebe Grüße Tina

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    1. Sagen wir es so: Ich hoffe, es geht so weiter und ich kann ganz viel mitnehmen. Pausenloses überbordendes Glück erwarte ich nicht und das halte ich auch für Blödsinn. Dazu wären ganz schön viele Drogen nötig ;-)
      In Entenhausen gibt es in diesem Jahr hoffentlich ganz viel Nachwuchs. Wenn es klappt, wird im nächsten Jahr noch ein Entenhaus dazukommen. Die Viecher sind einfach zu niedlich.
      Und spätestens im März geht es wieder an die Ostsee. Ob nach Kühlungsborn oder auf den Darß weiß ich noch nicht. Ich lasse mich von mir selbst überraschen.

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    2. Das beste überhaupt, Du läsdt Dich von Dir überraschen. 😂 Suuper. Oh ja das wäre mir auch unheimlich wenn Du jetzt zum wandelnden Glückskeks mutierst, dann hätte ich auch den Verdacht die täten euch was in den Tee. 😉

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  2. Wie schön, dass Du sogar an der Ostsee warst und ein neues Domizil dort entdeckt hast. Das ist doch schön, wenn man weiß, wo man mal hinfahren kann, um sich einfach zu erholen.
    Auch Dein Aufenthalt in der Tagesklinik tut Dir sehr gut, wie ich lese. Viel Reden, ruhig werden und auch lachen, das klingt doch prima. Da hat alles seinen Platz.
    So wie hoffentlich auch die Enten in der neuen Villa auf dem Wasser. Ich bin gespannt, ob sie bezogen wird.
    Weiterhin alles Gute und liebe Grüße von Sieglinde.

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    1. Ja, es wird viel geredet. Und viel geschwiegen. Und noch mehr entspannt. Dieser Mix tut einfach unglaublich gut.

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  3. Also kurz gesagt, ich finde es schön zu lesen, wie (gut)es dir (trotz allem) (er)geht, liebe Fran. Dass du deinen Klinikaufenthalt als gewinnbringend und schön empfindest, ist mit Sicherheit ein großer Schritt in Richtung Verinnerlichen. Denn sonst wäre ja alles doof.
    Gepaart mit Meer und mehr Enten wird sicher viel draus.
    Ich glaube, wir alle unterschätzen (oder schweigen) wie viele wirklich erschöpfte Menschen es gibt. Und das ist irgendwie traurig, aber schön zu wissen, dass ihr dort so zusammenkommt und aufgefangen und unterstützt werdet.

    Ich atme deine Meerbilder mit. Das ist einfach schön...
    Aber ich mag auch viele Sprüche, sorry...

    Weiterhin alles Liebe für dich und dass du weiter so gut annimmst (und auch genießt)
    Nicole

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    1. Im Prinzip gab es ja keine Alternative. Ohne Therapie geht es nicht. Und ja, ich war im Vorfeld echt skeptisch, ob dieses Achtsamkeit-Gedöns tatsächlich hilft. Überraschung: Das tut es. Es gibt Studien darüber, wie viele Menschen vom Burnout betroffen sind und die sind alarmierend. Kein Wunder bei der Geschwindigkeit, mit der sich die Arbeitswelt verdichtet.
      Du darfst weiter Kalendersprüche lieben :-) Ich schätze, es gibt auch den einen oder anderen mit Sinn. Die habe ich aber noch nicht gefunden *grins*

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  4. Falls Du keine Blumenvase mehr zur Hand hast, tut es auch ein großes Wasserglas. Hauptsache, die vielen Tulpen bekommen etwas zu Trinken.

    Schön, dass Du ein neues Domizil an der Ostsee gefunden hast. Es freut mich auch, dass Dir die Therapie gut bekommt. Ich finde, man sollte die Dinge aussprechen, wie sie sind. Wenn das Glas halb leer ist, ist es halb leer. Ich mag diese Schönrederei auch nicht.

    Liebe Grüße Sabine

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    1. Meine Gläser sind eher klein, da müsste ich die Tulpen arg kürzen. Also werde ich wohl künftig nicht mehr ganz so heftig eskalieren...

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  5. Wenn das mit so vielen Tulpen so weitergeht, denke ich, die Klinik ist in Holland, liebe Fran! ;) Nun, ich habe nicht viel zu schreiben, außer dass ich wirklich happy bin, dass es dir viel besser geht. Außerdem ist es an sich schon eine hervorragende Therapie, mindestens einmal am Strand zu sein. Perfekt! Danke für den Hoteltipp, werde ich mir merken.
    Ich wünsche dir weiterhin noch viele schöne Momente und Erlebnisse bei der Therapie, an der Ostsee und mit den Enten!
    Liebe Grüße,
    Claudia

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    1. Danke, Claudia! Klinik in Holland wäre auch nicht schlecht, aber dann bitte in der Nähe von Den Haag an der Nordsee. DA würde ich dann auch gern stationär landen!

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  6. hm...dass da lauter so sympathische Typen liegt vielleicht daran, dass ihr alle zu empathisch für den Rest Eurer Welt wart. Da werden einem die leeren Gläser der andern dauernd zum Auffüllen gereicht?
    Freut mich, dass Du so gut angekommen bist! Und Zingst sieht nett aus. Freue mich gerade auch schon wie Schnitzel (halbgegessen) auf Hollands Küste :-)
    Bis dann hoffentlich bald mal.
    Die Vorliebe für Tulpen teilen wir ja schon mal...

    LG Nicole

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    1. Hihi, so ähnlich hat der Chefarzt sich auch ausgedrückt. "Sie sind hier in der Psychiatrie und da sind Sie mit Grund". Äh ja. Er hat ja Recht.
      Hollands Küste? Ui, das klingt gut! Ich würde soooo gern mal wieder nach Den Haag.

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  7. :-) Liebe Fran,
    schön zu lesen, dass es aufwärts geht und Du weiterhin so reisefreudig bist.
    Das Hotelzimmer sieht wirklich sehr schön aus. Überhaupt klingt die Gegen schön und irgendwie heimelig.
    Gestern habe ich mir auch Tulpen aus dem Supermarkt mitgebracht. Die waren schön, aber irgendwie wirklichten sie meiner großen Lieblingsvase verloren. Deshalb haben sie heute noch ein paar Rosen dazubekommen. Und nun freue ich mich, dass ich morgen Homeoffice habe und das Wochenende den Blumen beim Wachsen vom Sofa aus zuschauen kann.
    Lass es Dir gut gehen und liebe Grüße
    Claudia :_)

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    1. Blumen beim Wachsen zusehen ist toll. Die Tulpen hier wachsen übrigens wie blöd. Haben die was genommen?

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