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2022: Hunting high and low


So, das war es dann wohl, 2022. Ein denkwürdiges Jahr für mich. Mit viel Tiefs, aber auch mit vielen Hochs. Auch wenn ich Letztere zumindest im ersten Halbjahr nicht immer gesehen und erkannt habe. Aber rückblickend waren sie da :-)


Januar 2022. Eigentlich war ich zu nicht viel fähig. Mitte Oktober 2021 hatte ich die Diagnose Burnout erhalten. Burnout? Ich? Niemals! Drei Wochen Urlaub und ich wäre ein neuer Mensch, bereit für allen Stress dieser Welt. Das habe ich damals geglaubt.


Drei Monate später, im Januar, hatte ich immerhin eingesehen, dass es so einfach nicht gehen wird. Aber immerhin hatte ich einen Platz in einer Tagesklinik für eine achtwöchige Therapie, die Ende Januar starten sollte. Ich war mir Anfang Januar nicht sicher, dass ich es überhaupt schaffen würde, überhaupt diese Klinik zu erreichen. Und ja, ich hatte Angst. Auf der einen Seite die Freude, dass ich endlich einen Platz habe. Auf der anderen Seite die Angst davor, diese Therapie „nicht zu schaffen“.


Denn eins schien mir klar zu sein: Nach diesen acht Wochen hatte ich ein neuer Mensch zu sein, der glücklich zurück in den Job geht und mit einigen kleinen Änderungen genau so weitermacht wie er aufgehört hat. Long Story short: Ich hab es bis zur Klinik geschafft, wollte nach der ersten Stunde gleich wieder gehen, bin doch geblieben und hatte unglaublich großartige acht Wochen. Und das Schönste: Da war nichts „zu schaffen“. Da war einfach nur Platz für mich und dieser Platz tat gut. Was die Therapie wirklich mit mir gemacht hat, habe ich allerdings erst Monate später rausgefunden.


Was erst einmal blieb, waren eine Handvoll neuer Menschen in meinem Leben, die da auch heute noch ihren festen Platz haben und die ich sehr, sehr lieb gewonnen habe. Aus einer Gruppentherapie von zehn Menschen sind fünf geblieben, mit denen ich heute befreundet bin und die ich unglaublich schätze. Die sich fast täglich austauschen. Die auf alle Fragen gemeinsam eine Antwort finden. Und die alle auf dem Weg in ein neues, schöneres Leben sind. Diese Fünf mag ich niemals mehr missen und auch nicht die beiden Vierbeiner, die zwingend dazu gehören. Sie haben einen festen Platz in meinem Herzen und in meinem Kalender. Und sie sind ein riesengroßes Geschenk, das mir 2022 gemacht hat.


Genauso wie die Therapie, in der ich sehr, sehr viel über mich selbst gelernt habe. Die mir gezeigt hat, dass ich nicht alleine bin und dass ich selbst Herr meines Lebens bin. Nicht irgendein Chef, nicht irgendein Terminkalender, nicht die Menschen in meinem Leben. Ich. Es dauert, bis man das wirklich kapiert. Bei mir hat es noch ein wenig länger gedauert ;-)


Im Frühsommer habe ich, weil „man“ das ja so macht, mit der beruflichen Wiedereingliederung begonnen. Und die habe ich nach wenigen Wochen abgebrochen, weil es einfach nicht ging. Ich hatte mich auf meinen Job gefreut. Das Umfeld sorgte aber innerhalb kürzester Zeit dafür, dass ich wieder in der „Funktionieren“-Falle saß. Das beförderte mich im Handumdrehen wieder in ein tiefes Loch.


Aber mit tiefen Löchern kannte ich mich ja nun aus und wusste, dass es einen Weg wieder hinaus gibt. Trotzdem hat es noch Monate gedauert und die eine oder andere Therapiestunde gekostet, bis mir endlich klar war, dass ich an meinem alten Arbeitsplatz nicht weitermachen konnte. Der war zwar immer mein Traumjob gewesen und ich wollte lange nicht einmal daran denken, den aufzugeben. Aber Traumjob hin und Traumjob her - das Umfeld kann jeden Traum in einen echten Alptraum verwandeln und mein Job-Umfeld gab sich viel Mühe, diesen Alptraum möglichst lange andauern zu lassen.


Was mir besonders zu schaffen machte, war die Angst. Angst, meinen Traumjob aufzugeben. Angst, mit 57 Jahren keinen Job mehr zu finden. Angst, das alles nicht zu schaffen. Irgendwann war da Angst  vor der Angst.


Und trotzdem krabbelte ich Stück für Stück aus meinen Loch wieder raus und ich denke, ich habe es dabei geschafft, genau dieses Loch Stück für Stück zuzuschütten - auf dass ich nie wieder hineinfalle. Was mir dabei half, war Achtsamkeit, oder nennen wir es wissenschaftlich MBSR. Das Thema hatte mich schon in der Tagesklinik angefixt und begeistert. Und nun durfte ich es unter Hardcore-Bedingungen leben. Geholfen hat dabei die Tatsache, dass ich nach der Tagesklinik das Glück hatte, in einer entsprechenden Studie zu landen, die therapeutische Begleitung und Achtsamkeitspraxis beinhaltete. Kurzum: Es hat geklappt!


Kurz vor Weihnachten habe ich das für mich wohl wichtigste Kapitel des Jahres geschlossen: Ich werde nicht am 2. Januar in die Tageszeitungs-Redaktion zurückkehren. Und nach dem, was sich in den vergangenen Wochen abspielte, tu ich das mit zwei lachenden Augen. Der einzige Wermutstropfen sind einige Kollegen, die ich zurücklasse. Aber der Weg ist einfach nicht mehr mein Weg. Ich werde einen neuen Weg gehen. Und den habe ich gestern nachmittag, nachdem ich die Redaktionsschlüssel abgegeben hatte, mit einem Freudentanz mitten auf der Straße begonnen :-)


Was bleibt also aus diesem Jahr? Eine Reihe von Löchern, in die ich fiel. Aber auch eine Therapie, die ein neues Ich auspackte, das Gefühl, mein Leben wieder selbst zu steuern, wunderbare neue Freunde, sehr viel Achtsamkeit und trotz all der Löcher wunderbare Momente, die mich nicht nur zum Lächeln, sondern zum Strahlen bringen. Bei mir war es so, dass ich ein Low brauchte, um ein High überhaupt wieder fühlen zu können.


Und das gilt es nun zu bewahren. Mit viel Achtsamkeit. Und wisst ihr was? Ich schaffe das. Wie mein neuer Weg aussehen wird, das erfahrt ihr morgen. Denn morgen beginnt er ja. Also irgendwie. Auf dem Kalender. In Wahrheit bin ich natürlich längst dabei, ihn zu gehen.


Liebe Grüße

Fran


Kommentare

  1. Alles gute Fran. 💕 Hm Du hälst die Spannung ganz schön hoch. Ich entwickle Theorien… vollig verrückte und auch normale…. 🤭😂
    Guten Rutsch🥂

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    1. Es ist eine Mischung aus verrückt und normal, würde ich sagen. Ein Teil erwies sich zumindest für mein Umfeld als sehr unerwartet. Nur eins werde ich nicht, das garantiere ich: Influencer *grins*

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  2. Für 2023 wünsche ich Dir nur das Allerbeste liebe Fran. Ich freue mich, dass Du einen Weg gefunden hast 💕 Komm gut ins neue Jahr.

    Liebe Grüße
    Sabine

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    1. Du auch, Sabine :-) Und grüß die beiden Samtpfoten von mir!

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  3. Okay, ich bin gespannt.
    Mein Jobverzicht auf einen Job, den ich jahrelang sehr gern und mit viel Engagement gemacht habe war auch in Teilen der Umgebung geschuldet. Einem kleinen, aber zu wichtigen Teil. Und ich habe (auch wenn ich Kolleginnen durchaus vermisse) nichts vermisst seitdem.
    Manchmal sind solche Wege gut.
    Schön, dass du das für dich erkannt hast. Und wichtig.
    Mich freut es, das so lesen zu können.
    Und darum: Tanz, du Engel der Muse (frei interpretiert aus einem Musical)
    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Auch bei mir war es ein keiner, aber leider zu wichtiger Teil.... Ob ich etwas vermissen werde, werde ich ja sehen. Ich tippe darauf, dass das nicht der Fall sein wird.
      Getanzt hab ich heute auch schon, beim Piepkuchenbacken mit dem Kinde. War toll!

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  4. Es ist immer positiv, einen Weg zu finden und zu gehen, der unserer Meinung nach der Beste für uns ist. Ich freue mich, dass du deinen gefunden hast! Was auch immer es ist, ich wünsche dir viel Glück und Erfolg! :)
    Liebe Grüße,
    Claudia

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  5. Ich hab's ja gerade schon gelesen, was du künftig machen wirst, und bin sehr gespannt, wie es sich nun für dich entwickelt... als ich deinen Bericht bzw. die Zusammenfassung deines Jahres gelesen habe, schoss es mir immer wieder durch den Kopf: Das Burnout war für dich ein Segen! Überhaupt braucht es manchmal einen Schock, eine Depression, ein Burnout, um überhaupt eine notwendige Veränderung anzugehen... und fast immer ist es im Nachhinein gut, was passiert ist.
    Liebe Grüße (und jetzt hüpf ich zum zweiten Teil der Geschichte...)

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