Ostsee, Sommer und die Frage, was ihr getan hättet

Endlich wieder ein ganzes Wochenende an der Ostsee! Nachdem in den ersten zwei Monaten des Jahres das Lernen für meine schriftliche Prüfung jede freie Minute in Beschlag nahm und nach der Prüfung der Patient diese Aufgabe übernahm, war nun endlich wieder ein Wochenende am Meer möglich. Ihr ahnt nicht, wie sehr ich mich darauf gefreut habe!

Mich den ganzen Tag verwöhnen lassen, morgens in den Hotelpool hüpfen und in aller Seelenruhe meine Bahnen ziehen, anschließend königlich frühstücken, dann einen laaaaaangen Spaziergang am Strand machen, nachmittags im Fitnessraum schwitzen, einen Aperol mit Blick aufs Meer trinken und abends in meinem Lieblingsrestaurant den Tapas-Teller genießen. Das waren traumhafte drei Tage.

Naja, bis auf eine Situation, die weniger traumhaft war. Ich war eigentlich auf dem Weg durch die Tiefgarage, um meinen kleinen Elektro-Flitzer zu laden. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine ältere Dame, die ihrem Mann beim Einparken zusah. Ich ging also meines Weges, bis ich ein heftiges Knirschen und Gepolter hörte. Und als ich mich umdrehte, sah ich, dass der zu der älteren Dame gehörige Herr beim Versuch des Einparkens mit dem auf dem Nebenparkplatz abgestellten Auto kollidiert war.

Nun ja - kann jedem passieren. Ist mir auch schon passiert. Die Tiefgarage zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie für halbwegs normal dimensionierte Autos gebaut wurde, inzwischen aber alle Welt mit riesigen SUVs anreist. Dann wird es halt eng. Aber in einer Hotel-Tiefgarage ist ja immerhin garantiert, dass der Rezeptionist das Auto einem Halter zuordnen kann und man die versicherungsrechtlichen Dinge regeln kann. 

Nun denn, ich ging also weiter zu meinem Auto. Etwas überrascht war ich, als der Unglücksfahrer schon wieder merkwürdige Knirsch- und Polter-Geräusche produzierte. Ich drehte mich nochmal um und sah, wie er den zweiten Versuch in einer anderen Parklücke ebenso unglücklich abschloss wie den ersten Versuch. Diesmal habe ich mir das Auto immerhin etwas genauer angeschaut und mir das Kennzeichen gemerkt. Warum? Keine Ahnung.

Als ich dann wenig später damit beschäftigt war, mein Auto mit der Ladesäule zu verkabeln, fuhr der Unglücksrabe an mir vorbei, parkte auf einem Platz ein, auf dem weder links noch rechts ein Auto stand, das er hätte zum Knirschen bringen können und verschwand wie der Blitz. Irritierenderweise stand das Auto aber, als ich endlich die Ladesäule nach einigen Minuten Kampf dazu gebracht hatte, Strom zu spendieren, das Auto nicht mehr dort.

Ich bin dann also zur Rezeption, um die Ladekarte zurückzubringen und habe bei der Gelegenheit gefragt, ob sich schon jemand gemeldet habe, dem unten in der Garage ein Missgeschick passiert sei. Sorry, aber irgendwie kam mir das Verhalten des Fahrers ein wenig merkwürdig vor. Und siehe da: Es hatte sich natürlich niemand gemeldet.

Der Rezeptionist bat mich, mit ihm zusammen in die Tiefgarage zu kommen und nachzusehen. Siehe da: Ein heftiger Schaden am ersten Auto, in der zweiten Parkversuchs-Lücke hatte es wohl nur die Wand getroffen. Gemeinsam haben wir dann das Verursacherfahrzeug gesucht und in einer eher dunklen Ecke gefunden. Samt eines Schadens, der hervorragend zu dem am ersten Auto passte. Der Rezeptionist bedankte sich für die Infos und wartete zwei Tage lang. Der Verursacher meldete sich nicht.

Und jetzt frage ich mich, ob das heute echt normal ist. Der Schaden, den der Unglücksrabe angerichtet hat, dürfte mindestens niedrig vierstellig sein. Er hatte ganz ordentlich zugelangt. Dass ihm das nicht aufgefallen ist, ist ausgeschlossen. Dafür hat es viel zu laut gerumst und seine Frau stand direkt davor. Dem Fahrer ging es im Anschluss lediglich darum, sein Auto möglichst weit weg von der Unfallstelle abzustellen.

Ich habe in den vergangenen Jahren diverse Kratzer oder abgefahrene Außenspiegel erlebt und war regelmäßig sauer, wenn sich der Verursacher nicht gemeldet hat. Dafür zahlt man doch bitteschön eine Versicherung! Die zahlt den Schaden und gut ist. Wie gesagt: Sowas kann jedem passieren. Aber wenn es passiert, dann möge man doch bitte dazu stehen und nicht die Kosten für die eigene Unachtsamkeit fremden Menschen überlassen. Aber scheinbar ist eine solche Haltung nicht mehr zeitgemäß. Sagt mal ganz ehrlich, was ihr getan hättet, bitte.

Aber nun raus aus dem Parkhaus und ab an den Strand! Tagsüber reichten diesmal Shorts und Top absolut aus, ins Wasser habe ich mich allerdings nicht getraut. Keine Ahnung, welche Temperatur die Ostsee momentan hat, aber ich bin absolut sicher, dass sie mir viel zu kalt ist. Da sitze ich doch lieber im Sand oder auf der Mauer und genieße den Frühsommer. 

Abends wurde es dann doch ein wenig kühler, so dass ich die Shorts gegen meinen neuen Rock und das Top gegen eine Bluse getauscht habe. Den Rock liebe ich. Züchtig lang *grins*, aber mit zwei hohen Schlitzen an den Seiten und vor allem: Er hat Taschen. Es sollte nur noch Röcke mit Taschen geben! Wobei ich sicherheitshalber noch eine weitere Tasche dabei hatte - ich kann ja unmöglich alles, was ich so brauche, in den Rocktaschen herumschleppen. Tina, hast du sie schon erkannt? Nummer drei ist bei mir eingezogen: Nach schwarz und hellbraun jetzt auch blau :-)

Und wenn ich so drüber sinniere, dass ich bis vor einigen Jahren nie, wirklich niemals Röcke getragen habe, weil ich nie wusste, was man zum Rock trägt, bin ich durchaus froh, dass ich irgendwann gedacht habe: „Pfft, so schwierig kann das nicht sein. Probier es einfach aus“. Ich finde ja, das Ergebnis kann sich sehen lassen. 

Liebe Grüße

Fran