Beim Jumpsuit war dann Ende mit Weisheit

Ja nee, ist klar. Da feiere ich mich noch vor ein paar Tagen dafür, dass bei mir endlich die Sache mit der Altersweisheit eingesetzt hat und ich künftig stur nur noch stur nach Liste kaufe. Und dann kommt dieser Besuch bei einer Freundin in Bremen.

Mal ganz ehrlich - warum musste sie auch von Hamburg nach Bremen ziehen? Zum einen muss ich quasi noch vor dem Frühstück losfahren, damit sich ein Besuch auch lohnt, weil ich abends pünktlich zum Anpfiff eines Basketballspiels zurück sein wollte. Zum anderen wären wir in Hamburg nie auf die großartige Idee gekommen, ein Outlet zu besuchen. Und das wiederum lag daran, dass es zwar trocken war, als ich in Hamburg startete, aber in Bremen pladderte es ohne Unterlass.

Eigentlich war Sightseeing geplant gewesen. Bremen kenne ich nämlich abseits des niedlichen Flughafens eigentlich gar nicht. Aber Sightseeing im Regen macht so gar keinen Spaß. Und so entstand die Idee, dieses Outlet zu besuchen. Da gibt es nämlich sowohl einen Storck- als auch einen Haribo-Fabrikverkauf und der Vater meiner Freundin verlangte eine Lieferung seiner Lieblingsbonbons. Bei Süßwaren aller Art bin ich natürlich sofort dabei und ich schwöre, ich habe beim Thema Outlet nicht eine Minute an Bekleidungsgeschäfte gedacht.

Äh ja. Bis wir dort ankamen und auf dem Weg zu den Bonbons am Schaufenster einer bekannten Jeansmarke vorbeigingen. Und was trägt die Puppe im Schaufenster? Einen Jeans-Jumpsuit. Ich meine - hallo? Ihr werdet verstehen, warum ich dringend in den Laden reinschauen musste, oder? Ich wollte den Jumpsuit nur mal anfassen und sofort zurückhängen, weil er ganz, ganz sicher aus total dickem, widerspenstigen und wenig anschmiegsamem Jeansstoff gemacht war.

Ja nun. War er nicht. Er war aus festem, aber wunderbar weichem Jeansstoff. So ein Jeansstoff, der sich wirklich großartig trägt. Der nicht an doofen Stellen widerspenstig absteht, sondern so richtig bequem ist. Meine Freundin guckte mich ein ganz kleines bisschen entsetzt an, als sie die Herzchen in meinen Augen sah. Aber immerhin hat sie mich mitsamt dem guten Stück in die Umkleidkabine geschickt. Sie kennt mich ziemlich gut und wusste, dass ich andernfalls den kompletten restlichen Tag gejammert hätte…

Joa. Der Jumpsuit war genau so wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Sehr bequem, an den Beinen lässig umschlagbar und überhaupt fand ich ihn toll. Ich vermute, meine Freundin nicht so. Aber sie war zu höflich, um das laut zu sagen und meinte nur: „Laß uns erstmal den restlichen Kram erledigen und du überlegst, ob es der wirklich sein soll. Und wenn er dann nicht mehr da ist, ist das eben so“. Ich glaube, ich habe leise Hoffnung in ihrer Stimme gehört.

Nach Erledigung der restlichen Einkäufe - und ich habe heldenhaft ein Schuhgeschäft UND den Haribo-Laden überstanden, ohne einen Euro auszugeben - versuchte sie zwar, den Weg zum Parkplatz so zu legen, dass wir nicht noch einmal am Jeansladen vorbeikommen. Aber ich habe diese Taktik natürlich durchschaut :-) Und siehe da: Der Jumpsuit hing da noch.

Jetzt hängt er in meinem Kleiderschrank :-) Und ihr dürft heute entscheiden, auf welcher Seite ihr seid: „Och nö, muss nicht sein. Hat den Charme eines Mechatroniker-Arbeitsanzuges“ - Team Sarah - oder „Alles richtig gemacht. Der hat auf dich gewartet“ - Team Fran. Und wehe, ihr wählt das falsche Team ;-)

Jetzt hoffe ich für die nächsten Wochen, dass mir wenigstens ein Teil meiner neu gewonnenen Weisheit bleibt. Damit das klappt, sollte ich mich wohl von Schaufenstern aller Art fern halten. Aber immerhin bin ich gegen Versuchtungen des Online-Shopping gefeit. Denn ehrlich: Ich hätte den Jumpsuit niemals gekauft, wenn er die Anfass-Probe nicht bestanden hätte. Und da ich die online nicht machen kann, würde ich so ein Teil eben niemals bestellen. Vermutlich bin ich gar nicht altersweise, sondern nur hoffnungslos altmodisch…

Liebe Grüße

Fran