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Diagnose Burnout: Woran merkt man das überhaupt?



Die Frage, wie man überhaupt merkt, dass man unter einem Burnout leidet, war die wohl meistgestellte Frage der letzten Monate. Hm. Schwierige Frage.


Um es gleich mal vorweg zu nehmen, ich habe herzlich wenig gemerkt. Symptome hatte ich von hier bis Madagaskar, aber ich habe sie sehr, sehr lange ignoriert. Quasi bis es 20 nach zwölf war. Gemerkt hat es meine Hausärztin, der ich einfach nur dankbar bin.


Aber von Anfang an. Der Stress im Job wurde seit Herbst 2019 immer größer. Eine Redaktionsleitung macht sich halt nicht von allein und da die Redaktion eher klein ist, habe ich sie zusätzlich zu meinem ganz normalen Pensum an Beiträgen für die Redaktion gemacht. Anfangs lief das gut. Die komplette Re-Organisation der Arbeitsweise hat mir viel Spaß gemacht und auch wenn es einige Überzeugungsarbeit kostete, lief sie hervorragend. Seit Anfang 2020 wurde es dann schwieriger, vor allem als Corona kam. Trotzdem hauten alle noch einen Schlag mehr rein als sie es schon vorher getan hatten.


Ein Kollege fiel wegen Krankheit immer wieder längerfristig aus, Ersatz gab es nicht. Und da ohnehin alle am Rande arbeiteten, habe ich halt noch einen Schlag draufgelegt. Ging ja, ich hatte noch Energie. Mit Corona wurde dann die Sache mit den sozialen Kontakten schwieriger. Anfangs war das nicht weiter tragisch, man telefonierte halt mehr. Nur ich, ich hatte kaum noch Zeit für einen Telefonplausch am Abend. Und wenn ich Zeit hatte, war ich so fertig, dass ich niemanden mehr hören und sehen wollte. Immerhin fiel das Sommerloch nicht mehr so auf, denn 2020 war seit März aus der Sicht einer Lokalredaktion ein großes Loch. Das musste trotzdem mit spannenden Geschichten gefüllt werden. Also Zähne zusammenbeißen und los.


Mein Rücken rebellierte, mein Kopf tat weh. Ich fühlte mich wie ausgespuckt. Und einzuschlafen wurde immer schwieriger. Im Kopf drehte sich das Gedankenkarussell: Welche Geschichte taugt für den Titel? Für Seite sechs fehlt noch ein Aufmacher. Kollege X hat noch 22 freie Tage, die weg müssen. Aber ohne ihn geht nix. Und warum zum Teufel hat irgendjemand eigentlich den gleichzeitigen Urlaub von X und Y genehmigt?


Immerhin hatte ich dann im Sommer drei Wochen Urlaub am Stück und Gelegenheit, die arg ausgelutschten Batterien wieder aufzuladen. Nach dem Urlaub kam die Schockmeldung: Der Verlag musste Insolvenz anmelden. Also haben wir noch einen Schlag zugelegt, um die Zeitung für mögliche Käufer so attraktiv wie möglich zu machen.


Mein Privatleben wurde zu den Akten gelegt. Soziale Kontakte? Was ist das? Hobbys? Keine Zeit. Ein bisschen Sport war alles, was noch drin war. Aber dank Corona beschränkte der sich auf Runden durch den Park. Immerhin habe ich mir ein neues Fahrrad gegönnt. Aber das stand aus Zeitmangel auch meist im Schuppen und oft genug hatte ich selbst während einer Radtour das Gefühl, stattdessen am Schreibtisch sitzen zu müssen.


Die Mühe des noch-mehr-arbeitens hat sich gelohnt, die Zeitung fand einen Käufer. Und was macht man, wenn eine neue Führung ins Haus steht? Natürlich einen bestmöglichen Eindruck. Mit noch mehr Leistung. Hier war in der Organisation noch etwas zu optimieren, da musste eine exklusive Geschichte her und die Umstellung auf ein neues Redaktionssystem ohne gescheite Schulung war auch nicht ohne. Wir waren alle ausgelaugt und wer schlauer war als ich nutzte die Gelegenheit, mal kräftig Luft zu holen. Ich natürlich nicht. Ich war ja unentbehrlich und überhaupt Superwoman. Mindestens. Zurücklehnen war nicht drin. Powern war angesagt.


Als Ausgleich war ich mindestens einmal im Monat für ein Wochenende an der Ostsee - um durchzuatmen und weil selbst ich nicht auf die Idee kam, dorthin den Arbeits-Laptop mitzunehmen. An der Ostsee war ich weit weg vom Job. Aber gereicht hat das nicht. Meine Schlafprobleme wurden immer schlimmer. Das Gedankenkarussell hörte nicht auf, sich zu drehen und häufig genug bin ich erst gegen drei Uhr eingeschlafen. Um sechs klingelte wieder der Wecker. Ich war unkonzentriert. Ich hatte ein Fiepen im Ohr und Dauerkopfschmerzen. Mein Magen rebellierte, der Rücken wurde nicht besser. Und dachte mir: Stell dich nicht so an.


Und ich muss gestehen, das war dann die Zeit, in der diejenigen, die nicht mehr mitzogen, sondern durchatmeten, sich durchaus meinen Zorn zuzogen. Wie wütend war ich manchmal, wenn ein Kollege mal eben um 16 Uhr Feierabend machte und es waren noch fünf Seiten zu lesen. Oft genug war ich die Letzte im Büro und habe danach noch zuhause weitergearbeitet oder bin zu einer Sitzung gehastet. Langsam, aber sicher wurde aus mir ein aggressives Nervenbündel, das mit den Gedanken 24 Stunden am Tag im Job war. Für meine Familie war ich eine echte Qual. Immer wenn die mir sagte, dass da was nicht stimmt, wurde ich wütend. DAS wollte ich nicht hören.


Dann zog ich die Notbremse. Dachte ich. Ich habe die Redaktionsleitung abgegeben, weil es einfach nicht mehr ging. Ich war einfach nur noch erschöpft. Direkt nach der Entscheidung bin ich für eine Woche in den Urlaub entschwunden und hatte eigentlich damit gerechnet, dass nach dieser Woche alles besser ist. Volle Batterien und so. Aber selbst im Urlaub war ich in Gedanken eigentlich nur noch am Schreibtisch. Die Sache mit dem Schlafen wurde nicht besser und Kopfschmerztabletten nahm ich rund um die Uhr. Manchmal fragte ich mich, ob ich langsam, aber sicher dement werde, weil ich mit absolut nichts mehr merken konnte. Ich war unkonzentriert, fahrig und eigentlich immer nur hektisch.


Im Anschluss an den Urlaub war mit eigentlich nach zwei Tagen klar, dass die freie Zeit nicht ausgereicht hatte. Aber ich musste ja weitermachen und der Welt beweisen, dass ich, selbst wenn ich die Redaktionsleitung abgegeben hatte, immer noch die weltbeste Redakteurin war. Ich habe also keinen Gang rausgenommen, sondern weiter Gas gegeben. Und die Tage bis zum nächsten Urlaub gezählt. Der war das, was mich überhaupt noch aufrecht hielt. Geschlafen habe ich vielleicht noch zwei Stunden pro Nacht. Morgens aufzustehen war eine Qual. Ich verkroch mich ins Homeoffice, weil da keiner merkte, wie unkonzentriert ich war und wie viele Löcher ich unproduktiv in die Luft starrte, weil ich einfach nicht mehr denken konnte. Fühlen ging auch nicht mehr. Emotionen hatte ich zu dieser Zeit einfach keine mehr. Ich fühlte mich wie eine Hülle, die ferngesteuert wird und die es den Ansprüchen der Welt irgendwie recht machen muss. Rückblickend war ich im Sommer 2021 eigentlich nur noch ein Zombie. Aber wehe, jemand sprach mich darauf an. Dann wurde ich zum wütenden Zombie.


Die gut drei Wochen Urlaub gingen vorbei und ich hatte zwar Freude, aber entspannt habe ich mich nicht. Ich rannte Berge hoch und runter, ich schwamm, als wenn ich es bezahlt kriegte, aber wirkliche Ruhe habe ich nicht gefunden. Ich war nicht einmal in der Lage, im Urlaub ein Buch zu lesen. Mehr als zehn Minuten Konzentration waren nicht drin.


Nach diesem Urlaub habe ich noch drei Wochen im Job durchgehalten. Es hat mich an vielen Tagen die letzte Kraft gekostet, mich überhaupt an den Schreibtisch zu setzen. Auf dem Weg zum Büro hatte ich dann die erste Panikattacke meines Lebens. Ich hatte keine Ahnung, was das überhaupt war und wie schlimm Angst sein kann. Wenn man von jetzt auf gleich solche Angst hat, dass man glaubt, in den nächsten Sekunden sterben zu müssen, ist das einfach nur gruselig. Ich habe es niemandem erzählt, sondern die Attacke ignoriert wie ich alle Symptome ignorierte. In all der Zeit habe ich übrigens peinlich genau darauf geachtet, dass im Job niemand mitbekommt, wie es mir wirklich geht. Das wusste nur meine Familie und wehe, die sprach mich darauf an. Dann wurde ich laut und sehr, sehr patzig.


An einem Donnerstag saß ich weinend - und das war mir echt höllepeinlich - im Büro meines Chefs und sagte ihm, ich könne nicht mehr. Er tröstete mich mit einem freien Tag in der darauffolgenden Woche. Am Sonntag hatte ich dann Dienst. Weil ich wusste, dass ich die Menge an Arbeit an einem Sonntag allein nicht schaffen kann, fing ich schon am Samstag damit an. Ein Kollege, der den Dienst vorbereitet hatte, hatte ein wenig geschlampt und eine Geschichte gleich auf zwei Seiten als Aufmacher eingeplant. Ich verbrachte den Samstag damit, diesen Patzer auszubügeln und mir einen neuen Aufmacher aus den Rippen zu schneiden. Ich war nicht mal mehr wütend. Ich war fertig.


Am Spätnachmittag dieses Tages musste ich „noch schnell“ einkaufen. Hatte ich ja nicht geschafft, weil ich schreiben musste. Und weil meine Lieblingsäpfel nicht da lagen, wo sie immer liegen, brach ich weinend mitten im Supermarkt zusammen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt übrigens keine Ahnung mehr, was ich da überhaupt wollte. Meine Familie hat mich da raus und nach Hause gebracht. Am nächsten Morgen habe ich mich wieder an den Schreibtisch gesetzt und den Sonntagsdienst erledigt. Die meiste Zeit habe ich dabei geweint und gar nichts mehr gefühlt. Warum ich das überhaupt gemacht habe, weiß ich nicht. Ich war auf Autopilot. Vollständig.


Dann haben mich meine Lieben vor die Wahl gestellt: „Du gehst morgen zum Arzt oder wir tragen dich hin“. So weit wollte ich es dann doch nicht kommen lassen und ging freiwillig. Eine halbe Stunde habe ich meiner Hausärztin unter Tränen erzählt, wie es mir geht. Ihre Antwort: Sie haben einen ausgewachsenen Burnout und gehen auf dem schnellsten Weg zu einem Psychiater. Boing. Das saß.


Tja, so war das. Und so ging es mir damals eben. Nach den körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Rückenproblemen, Ohrgeräuschen, Konzentrationsproblemen und allem, was ich jetzt vergessen habe, kamen Agressionen, Panikattacken, völlige Emotionslosigkeit und das Gefühl, einfach leer zu sein. Das einzige, was noch fehlte, waren Suizidgedanken. Vor denen hat mich die Tatsache bewahrt, dass da zwei Kinder sind.


Heute weiß ich selbst nicht, wie man so etwas so lange ignorieren kann. Und - und darauf bin ich sehr stolz - ich habe gelernt, genau das nicht mehr zu tun. Das sorgt zwar gerade für, ich nenne es mal Unverständnis, aber in diese Spirale möchte ich nie wieder reingeraten.


Liebe Grüße

Fran




Kommentare

  1. Liebe Fran ❤️ Danke für die Offenheit mit der Du berichtest wie sich das entwickelt hat und anfühlt. Du hast sicher gemerkt dass das nicht so sein sollte, aber immer gedacht jetzt noch durchziehen, dann wirds besser? Es war so gut dass Deine Familie Dich genötigt hat zum Arzt zu gehen und Du dann auch alles so toll angegangen bist. Bleib bei Deiner jetzigen Einstellung, keine Spirale mehr für Dich. Sei die, die auch um 16 Uhr heim geht. Aber ich bin sicher Du kannst das auf Dauer. 😊 Man darf nicht warten bis andere an einem denken und entlasten, da kann man ewig warten. Ich hatte die Hälfte Deiner Symptome auch schon, das Fipen ist in meinem Fall ein Hubschrauber. Ich denke ständig es kreist einer draußen und sucht vermisste Personen. Kommt hier am Wald oft vor.
    Ich habe gemerkt ich kann so nicht mehr, als ich nach meinem Wienurlaub wieder mal die einzige Vollzeitkraft war, die dann alleine 12 Stunden Praxisöffnungszeiten abzudecken hat. Bei meinem Arbeitspensum schier unmöglich und ich saß heulend früh um 6.30 in der Praxis. Das war so ekn Schlüsselmoment und ich habe beschlossen es lockerer anzugehen. Was nicht gemacht ist, ist nicht gemacht. Wenn die Leute die ganze Straße lang Schlange stehen vor der Praxis, dann ist das halt so. Ich nehme jede Gelegenheit war, an anderen Tagen mal früher zu gehen, ohne schlechtes Gewissen. Ich arbeite Langsamer, damit ich mich besser konzentrieren kann. Denn wie oft saß ich da und wusste nicht was ich machen wollte und sollte. Deshalb habe ich Dein Thema auch mit Spannung verfolgt. Es hat mich in meiner Entscheidung noch unterstützt. Und es läuft gut.Klar wirds mal hektisch, aber wenn ich es erkenne steuere ich sofort dagegen und arbeite langsamer und konzentrierter. Zur Not verlasse ich kurz den Arbeitsplatz, früher undenkbar, atme durch. Ich denke dann an den Spruch:“ hast Du es eilig gehe langsamer. Hast Du es besonders eilig, gehe einen Umweg.“ Die Hälfte der Leute ist dann weg und kommt ein anderes Mal wieder, wenn es leerer ist und es macht. niemandem etwas aus. Deshalb muss ich mich eigentlich auch bei dir bedanken, dass Du immer so offen berichtet hast. Womöglich sind noch mehr Menschen da draußen die davon profitiert haben. Herzlichen Dank und bleib dran das Leben zu genießen, auch das Arbeitsleben. 💕🌻

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    1. Die Spirale hängt als Schaubild an meiner Wand - als Mahnmal quasi. Dein Hubschrauber war für mich lange ein Martinshorn. Das habe ich ständig gehört - egal wo. Ich bewundere, dass du es selbst geschafft hast, da gegenzusteuern. Das ist echt eine riesige Leistung und das schaffen nur wenige. Toll!
      Und bedanken möchte ich mich auch. Für deine tollen Kommentare!

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    2. Fran dagegen steuern tu ich an jeden Arbeitstag. Wie Du wahrscheinlich auch, denn das Umfeld muss das auch irgendwie lernen. Und es klappt super. Du hast mir tatsächlich mit Deinen Beiträgen die Augen geöffnet.

      Weisst weshalb ich aber auch wieder hier bin bei Dir?
      Schon wieder, ich denke immer an Dich dabei. Vielleicht kennst Du das auch alles schon.
      https://reisehappen.de/geheimtipps-fuer-barcelona/

      liebe Grüße Tina

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  2. Du schreibst ja selbst, dass Du allen, die Dir helfen und Dich bremsen wollten, an die Gurgel gegangen bist. Deine Familie wird sicher versucht haben, zu tun, was in ihrer Macht stand. Mit etwas Abstand betrachtet, kannst Du jetzt sagen, was Dich vielleicht eher hätte erreichen und aus der Spirale rausholen können?

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    1. Die Frage ist gut, die habe ich mir noch nie gestellt. Und ich schätze, das hätte nur ein Arzt geschafft. Dem Propheten im eigenen Land glaubt man ja nicht.... blöderweise.

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    2. Tatsächlich wenden sich viele Angehörige heimlich an den Hausarzt, wenn sie nicht durchdringen können. Das klappt tatsächlich oft besser, wenn der Arzt das anspricht.

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  3. Wie gut, dass Deine Familie Dir die "Pistole auf die Brust gesetzt" und Dir quasi gedroht hat. Das Schlimme ist, man merkt oft selbst nicht, in welcher Lage man sich befindet. Bei mir war seinerzeit das erste Anzeichen, dass ich heulend aus einem Teamgespräch gerannt bin. Bei der ersten Panikattacke war ich gleich beim Arzt. Dort platzte ich direkt in eine Nikolausfeier. Ich bin froh, gute "Hausärztinnen" zu haben. Die zogen mich nämlich direkt für 4 Wochen aus dem Verkehr. Danach bewarb ich mich auf einen neuen Job in unserem Unternehmen. Hat glücklicherweise recht zügig geklappt. Seitdem passe ich auf mich auf. Ich mache keine Überstunden mehr und sage das auch direkt. Entweder die Leute können damit leben oder nicht. Insgesamt wird das gut akzeptiert. Für mich ist das reiner Selbstschutz.

    Ich hoffe, dass Du nicht wieder in dieses Hamsterrad gerätst und wünsche Dir weiterhin alles Gute.

    Liebe Grüße
    Sabine

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    1. Gute Ärzte sind Gold wert. Du hast Recht, keine Überstunden zu machen ist reiner Selbstschutz. Nur mit der Akzeptanz ist das in machen Firmen echt schwierig... Aber wieder ins Hamsterrad kommt nicht in Frage.

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  4. Nachdem ich deinen ausführlichen Bericht über deinen Zustand gelesen habe - vielen Dank dafür und für deine Offenheit! - bin ich umso froher, mit meinem Chef gesprochen zu haben (es ist noch nix offiziell, daher muss ich mich erstmal etwas kryptisch ausdrücken, aber ich werd im Blog berichten!) - denn so einiges, was du schreibst, kommt mir tatsächlich bekannt vor. Z.B. die Wut auf KollegInnen, die bestimmte Arbeiten nicht machen, weil sie sagen, sie können es nicht - und wer macht`s am Ende? na klar, Superwoman! Aber ich hab erkannt, dass das nicht gut ist und auf Dauer meine Lebensqualität einschränkt. Was ich zum Glück gut kann, ist Abgrenzung. Die letzte Woche in Südtirol war, als wär ich drei Monate weg gewesen. Ich denke dann überhaupt nicht an die Arbeit. Trotzdem - so weitermachen ist nicht drin. Lieber noch rechtzeitig die Bremse ziehen. Das wünsch ich Dir auch und ich glaube, dass du dir jetzt der Anzeichen viel bewusster bist...! Alles Gute weiterhin und Danke nochmal, dass du darüber schreibst.
    Liebe Grüße
    Maren

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    1. Wenn dein Chef verständnisvoll reagiert, ist das toll. Meine "Aussicht" war ein freier Tag und evtl. eine Arbeitszeitverkürzung Monate später... Das hat halt nicht gereicht. Und Abgrenzung war für mich unglaublich schwierig bzw. in diesem Stadium absolut nicht mehr möglich.
      Naja, inzwischen habe ich dazugelernt, wenn auch auf manchmal sehr schmerzhafte Weise.

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  5. Ich finde es auch gut, dass Du hier so offen darüber schreibst. Du hast "vorher" auch schon von der vielen Arbeit berichtet und mir wurde immer ganz schwindlig, was es da noch alles an Aktionen/Reisen on Top gab. Jetzt im Homeoffice könnte ich tatsächlich Tag und Nacht arbeiten. Und zu Beginn war es tatsächlich schwierig es nicht ausufern zu lassen. Aktuell mache ich tatsächlich nur noch das, was unbedingt sein muss und kümmere mich um meine 13 MA. Das füllt meine 28h perfekt.
    Ich drücke Dir die Daumen, dass Du das rechte Maß für Dich findest. Nicht umsonst gibt es Arbeitsschutzgesetze: "...in Deutschland ist es im Normalfall nicht erlaubt 12 Stunden am Tag zu arbeiten. Die maximale Arbeitszeit kann vorübergehend auf zehn Stunden pro Tag erweitert werden, wenn in einem Ausgleichszeitraum von 24 Wochen durchschnittlich nicht mehr als acht Stunden pro Tag gearbeitet werden. ... 11 Stunden Ruhezeiten sind einzuhalten." Und die gibts ja nicht umsonst.
    Pass bitte auf Dich auf, Fran!
    BG Sunny

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    1. Das Problem ist, das erste Mal arbeitet man die 12 Stunden oder hat nur acht Stunden Ruhepause, weil es nicht anders geht und irgendeine Nachricht im Blatt sein muss. Das zweite Mal, weil ein Kollege krank geworden ist. Das dritte Mal, weil man selbst den Ehrgeiz hat, eine Geschichte fertigzumachen. Und dann wird es selbstverständlich und man merkt es gar nicht. Wenn dann noch ein Chef dazukommt, den das Arbeitsschutzgesetz nicht die Bohne interessiert, geht das halt schief.

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  6. Liebe Fran,
    ich sitze hier und habe eine ausgewachsene Gänsehaut. Und das aus zwei, nein drei Gründen:
    1. Stelle ich mir vor, wie viel Qual du erlitten hast, weil du nicht sehen konntest (oder für dich durftest) und wolltest, was abgeht. Wie sehr du deine Arbeit lieben musst, um so etwas 'auszuhalten', ohne die gesunde Bremse zu ziehen. Ich weiß nach der sehr interessanten Lektüre eines Buches, dass es da viel mehr Menschen gibt als gedacht.
    2. Wie gut es war, dass deine Familie dich so aufmerksam beäugt und beschützt hat, auch wenn sie dich lange nicht wirklich erreichen konnten
    Und der dritte Grund ist der, dass du es erzählst und am Ende doch geschafft hast, dich zu befreien. Auch wenn der Weg wahrscheinlich noch nicht zu Ende ist, du weißt jetzt, worauf es (für dich) ankommt. Undworauf eben nicht. Und kannst hoffentlich mit dem Unverständnis umgehen.

    Alles Liebe weiterhin,
    Nicole

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    1. ich bin meiner Familie unendlich dankbar. Auch dafür, dass sie jetzt hinter mir stehen und nicht erwarten, dass das alles in wenigen Monaten abgetan und beendet ist oder dass ich auch nur ansatzweise so weitermachen möchte. Denn das heißt für alle hier, dass sie Dinge ändern müssen und das ist manchmal wenig erfreulich.
      Fürs erste habe ich mich befreit, aber ich habe auch gleich feststellen müssen, dass es sehr, sehr schwierig ist, nicht in alte Muster zu verfallen, sobald der Druck wieder da ist. Da vergisst man dann ganz schnell das, was man gelernt hat. Und lässt sich von Unverständnis und "das muss doch jetzt wieder gehen" schnell ins Bockshorn jagen, wenn man nicht höllisch aufpasst.

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  7. Liebe Fran, ich wünsche dir alles Gute! Die Zeiten haben sich so verändert... Man arbeitet für zwei (denn es funktioniert), die Freizeit reicht nicht um runterzukommen. Es sind nur Zahlen und nicht die Menschen wichtig. Früher wurde Einem für Überstunden bedankt, heute ist es selbstverständlich (es heißt, flexibel sein). Man ist IMMER erreichbar. Kein Wunder, dass der menschliche Körper aufgibt. Das traurige ist... manchmal kann man sich tatsächlich kein Burnout leisten (zu wenig Zeit dafür und zu wenig Geld um aufzugeben). Nochmal alles Gute und liebste Grüße!

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    1. Das stimmt. Das Konzept der Arbeit hat sich in den letzten Jahrzehnten so sehr verändert, dass der Mensch nicht wirklich mitgekommen ist. Und wenn wir nicht sehr aufpassen, fällt uns das übel auf die Füße.

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